Landkreis Weimarer Land Mellingen
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28. März 2019, 11:10 Uhr
Um dem Ursprung des Ortsnamens Mellingen zu ergründen musste unser Namensforscher mehrere Bücher durchforsten. Keine leichte Aufgabe. Als Namenspate kamen ein Fluss, eine Pflanze oder eine Person in Frage.
Historische Belege
- 1133-1137 (Kopie) castrum Meldingun; Meldingen (Mainzer UB. I Nr. 616 S. 536)
- 1174 (Kopie) Conradus de Meldunghe (CDA I Nr. 546 S. 403; E. Förstemann)
- 1180 (verfälscht) Beringerus de Meldingen (Mainzer UB. II Nr. 435 S. 705)
- 1183 Meldingen (Gerstenberg, Chronik S. 144)
- 1184 Hertingus de Meldingin (Historia Saxoniae S. 389)
- 1193 (Kopie) Beringer de Meldingen (Mainzer UB. II Nr. 578 S. 955)
- 1194 Beringerus de Meldingen (Mainzer UB. II Nr. 588 S. 974)
- 1206 Meldingen (Fuhrmann S. 52)
- 1215 Meldingen (K. Hengst)
- 1221 Lodew. de Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 74)
- 1221 Albertus de Meldige (UB Walkenried I Nr. 118 S. 160)
- 1230 Heinricus de Meyldingen (Hist. Gleich. S. 81)
- 1233 de Meldingin (UB. Stadt Erfurt I Nr. 111 S. 60)
- 1246 de Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 83)
- 1290 von Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 94)
- 1297 von Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 100)
- 1301 de Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 107)
- 1319 Meildingen (Fuhrmann S. 52)
- 1341 v. Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 129)
- 1357 Meldingen (Fuhrmann S. 52)
- 1360 Beringer v. Meldingen (Rein, Thuringia Sacra S. 82)
- 1401 Meldingen (Fuhrmann S. 52)
- 1487 Meldingen(Lex, S. 90)
- 1506 Meldingen (Fuhrmann S. 52)
- 1512 Mellingen (Fuhrmann S. 52)
- 1558 Mellingen (Fuhrmann S. 52)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Die Überlieferung des Namens macht deutlich, dass in der Deutung nicht von Mellingen,sondern von Meldingenauszugehen ist. Erst später ist -ld- zu -ll- entwickelt worden. Ob das einmalige Meldunghe der Reflex einer alten ‑ung-Bildung ist, lässt sich nicht nachweisen; ganz ausgeschlossen ist das allerdings nicht. Die Problematik der gegenseitigen Beeinflussungen von -ing- und -ung-Bildungen haben H. Walther (S. 145-148) und J. Udolph (S. 149-162) untersucht.
Drei Namenspaten stehen zur Auswahl
- Ein Zusammenhang mit dem Flussnamen Magdel/Madel.
- Eine Ableitung von einem Personennamen Mald-,der in einer kurzen Form Maldo oderMaldi offenbar aber nicht bezeugt werden kann.
- Eine Ableitung von dem Pflanzennamen Melde.
Eine Verbindung mit dem Flussnamen ist schon früh, so z.B. von W. Fuhrmann, abgelehnt worden. In der Tat ist eine Entwicklung *Madal(aha)ingen > Madalingen > Meldingen mehr als unwahrscheinlich. Bleibt nur die Frage, ob ein Personenname oder das Wort Melde im ersten Teil angenommen werden soll.
Eine Entscheidung ist schwierig, aber in Anbetracht dessen, dass die -ing(en)- und -ung(en)-Namen Thüringens, Hessens und Niedersachsens mehrheitlich von Wörtern (Appellativen) abgeleitet sind, tendiere ich zu der Deutung „Ort, Stelle, an der Meldenpflanzen wachsen“.
Literatur
E. Förstemann, Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 2, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 194.
W. Fuhrmann, Die Ortsnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, Diss. Leipzig 1962, S. 52f.
K. Hengst, in: Deutsches Ortsnamenbuch, hrsg. von M. Niemeyer, Berlin-Boston 2012, S.
B. Lex, Ortsnamen der ‘Thüringischen Landeschronik’ (Codex Gothanus Chart. B 180), Mag.-Arbeit Jena 2001, S. 51f.
J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin-New York 1994.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 250.
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln/Wien 1983, S. 60.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 11. April 2019 | 11:10 Uhr