Landkreis Schmalkalden-Meiningen Grabfeld
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Das "Grabfeld" gibt es in Thüringen so erst seit 2007. Es ist ein ganz junger Gemeindename - nach Zusammenschluss mehrerer Mitgliedsgemeinden. Der Verwaltungsname geht auf die Landschaft "Grabfeld" zurück.
Die Verwaltungsgemeinschaft Grabfeld gibt es erst seit 2007. Doch auch in Bayern gibt es ein Grabfeld: im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Er ist seit dem 8. Jh. in zahlreichen Dokumenten und Urkunden, vor allem aus Fuldaer Aufzeichnungen, sehr gut belegt, ich biete im Folgenden nur eine Auswahl aus den Quellenbelegen seit dem 8. Jahrhundert. Sie beruhen im Wesentlichen auf den Werken von Dobenecker, Förstemann und dem Codex Eberhardi (hrsg. von Meyer zu Ermgassen).
- Grabfeldon
- Grapfeldun
- Grapfeldum
- Grabfeld
- Grapfeld
- Grapfelt
- Grapuelt
- Grapfelda
- Crapfelda
- Grafphelt
- Graphuelt
- Graphfelt
- Craffelda
- Craffeld
- Graffeldi
- Graffelti
- Graffelt
- Craffelt
- Grahpfelden
- Graphelt
- Grapfeldono marca und provincia
- Grapfeldero marca
- Grapfeldorum provincia und regio u.a.m.
H. Walther ist sich bei der Deutung nicht sicher und verweist auf einen Vorschlag von P. v. Polenz, der einen Ansatz *Grāw-feld vermutet und darin neben -feld "freie, unbewaldete, unbewachsene Stelle" das Adjektiv grāo, grāwes "grau" annimmt. Eine neue, überzeugende Deutung steht jetzt bei D. Ascher. Sie lehnt mit Recht eine oft vorgebrachte slavische Etymologie ab und schreibt u.a.: Daneben existieren u. a. Vorschläge, den Namen über grāw ʻgrauʼ (vom Boden) als ʻGraufeldʼ oder aus dem Althochdeutschen grabo ʻGrabenʼ zu interpretieren. Alle bisherigen Versuche einer sinnvollen Deutung können aber nicht überzeugen.
Ihr eigener Vorschlag: Die -feld-Raumnamen bezeichnen ganze Landschaften, so dass die Bedeutung des Grundwortes als ʻoffene, ebene Gegendʼ angegeben werden kann. Das umstrittene Bestimmungswort lässt sich erschließen, wenn weiteres Vergleichsmaterial einbezogen wird (vor allem zu finden in den Bänden des Westfälischen Ortsnamenbuchs). Dazu gehören Ortsnamen wie † Graflo, Wüstung mit unbestimmter Lage im Kreis Herford < 1231 curtem in Graflo; Grafelde, Landkreis Hildesheim < 1022 Grafla; Graffeln, Ortsteil von Büren im Kreis Paderborn; Grastrup (Bad Salzuflen) im Kreis Lippe < 1316 domum in Gravestorp usw.
Diese Namen lassen sich an ein nur im Altenglischen bezeugtes Substantiv grǣfe, grǣf und grāf ʻBusch, Hain, Dickicht, (Nieder-)Waldʼ, neuenglisch grove ʻHain, Gehölzʼ anschließen, das auch in englischen Ortsnamen wie Graf(f)ham, Grafton, Grayshott, Grovehurst bezeugt ist.
Die Vergleichsnamen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und England beweisen in Verbindung mit dem Grabfeld-Namen, dass das Wort sowohl im Altsächsischen und Altenglischen als auch im Althochdeutschen und möglicherweise auch im Germanischen existiert haben muss. Der Raumname Grabfeld bewahrt ein untergegangenes Wort und bedeutet ʻdie Ebene mit Niederwaldʼ.
Literatur-Angaben:
D. Ascher, Die Siedlungsgeschichte der Rhön aus namenkundlicher Sicht, in: Die Rhön - Geschichte einer Landschaft, Petersberg 2015, S. 207.
Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda. hrsg. von H. Meyer zu Ermgassen. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 58, 1 und 2). 3 Tle. Marburg 1995, 1996, 2007.
D. Fastnacht, Staffelstein. Ehemaliger Landkreis Staffelstein (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberfranken, Bd. 5), München 2007, S. 77*f.
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 1087.
O. Dobenecker (Hrsg.), Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, Bd. 1-4, Jena 1896-1936.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 310.
Über dieses Thema berichtet MDR THÜRINGEN auch im Programm: Servicestunde | MDR THÜRINGEN - Das Radio | 24.05.2017 | ab 11:00 Uhr