Kyffhäuserkreis Göllingen
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Göllingen hat seinen Namen vielleicht von einem Mann, vielleicht von der Tal-Lage mit Bach und Zaun.
Historische Belege:
- (um 815) (Abschrift 12. Jh.) in Gellinge (Breviarium sancti Lulli)
- 629 Gelinge (UB RA Hersfeld Nr. 77)
- um 1137 Gelinge(Dobenecker I Nr. 1340 S. 280)
- 1146 Havardus de Gelinge (Mainzer UB. II Nr. 88 S. 170)
- 1186 Gelinge(Wenck, HLG III UB Nr. 87 S. 86)
- 1251 Geilingin(Dobenecker III Nr. 1972 S. 312)
- 1262 Gelinge(Dobenecker III Nr. 3024 S. 474)
Zeifellos enthält der Ortsname ein Suffix (Bildungselement) -ing-. Es fragt sich nur, was im ersten Teil steht, was sich hinter ursprünglich Gel- verbirgt. Die Veränderung zu Göl- ist eine jüngere Entwicklung, die man bei -e- zu -ö- als Rundung bezeichnet. E. Förstemann und H. Walther sehen im ersten Teil einen Personennamen Gel(l), jedoch ist ein derartiger Name nicht sicher bezeugt. Zudem muss man bedenken, dass in Nord- und Mitteldeutschland -ingen-Namen eher seltener mit Vornamen gebildet worden sind. Viel eher stand in ihnen ein altes Wort wie etwa in Göttingen niederdeutsch gote "Wasserlauf", in Gröningen und Groningen "grün" usw.
Daher bietet sich eine andere Lösung an:
Für Gielde im Kr. Wolfenbüttel geht K. Casemir 2003 von einer Verbindung mit altnord. geil "längliche Kluft, Hohlweg", norw. geil "Weg mit Zaun an beiden Seiten" aus, das in einer Nebenform auch in engl. gill, altnord. gil "Tal, Hohlweg", isländ. gil "enges Tal mit Bach", schwed. gilja "Hohlweg, Bergpass" vorliegt. Auch Gilgen bei Hannover kann hier angeschlossen werden.
Die Lage von Göllingen im Tal der Wipper, eingezwängt zwischen dem Michelberg und Heideberg passt dazu perfekt. Demnach ursprünglich "Ort in einem engen Tal" (die isländische Bedeutung passt dazu perfekt). Wie ein nordgermanisches Wort in einen nord- und mitteldeutschen Ortsnamen gekommen ist, erläutert J. Udolph in seinem Beitrag über "Skandinavische Wörter in deutschen Ortsnamen".
Literatur-Angaben:
K. Casemir, Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, Bielefeld 2003, S. 162f.
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 1, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 989.
J. Udolph, Skandinavische Wörter in deutschen Ortsnamen. In: Probleme der Rekonstruktion untergegangener Wörter aus alten Eigennamen, Uppsala 2010, S. 141-158.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 248.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 06. Dezember 2018 | 11:50 Uhr