Landkreis Saalfeld-Rudolstadt Böhlscheiben (Ortsteil von Bad Blankenburg)
Hauptinhalt
Böhlscheiben ist ein Ortsteil von Bad Blankenburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Historische Belege Böhlscheiben (Ortsteil von Bad Blankenburg)
- 1361 Nyclaus Belschyber von Rotenbech (UB Paulinzelle I Nr. 239)
- 1364 an dem Belschyber berge (UB Paulinzelle I Nr. 246)
- 1411 Belschiben (Schmidt 229)
- um 1450 Belzibe (UB Erfurter Stifter III, S. 382)
- 1455 Belschieben (Rg Blank. Bl. 6)
- 1497 Wolschyben (LehnBSaalf 38)
- 1498 Belschiben, Belschyben (LehnBSaalf 52,16)
- 1512 Behelscheyberperg (AR E V 3 Nr. 3)
- 1533 Beelscheiben (Ein. 170)
- 1787 Boehlscheiben (Hellbach 173)
- 1796 Bölscheiben, Boehlscheiben (Bube 50, 58)
- 1870 Böhlscheiben (StaBur 42)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Für diesen schwierigen Ortsnamen gibt es keine überzeugende Lösung. Es ist noch nicht einmal sicher, ob es sich um einen slavischen Namen handelt. Fischer/Elbracht denken an eine Umgestaltung eines slawischen Ortsnamens Belošin (etwa = Bjeloschin). Um das schwierige -b- in "Böhlscheiben" zu erklären, glauben sie, dass bei einer eingedeutschten Form "Belschin" eine Angleichung an "Scheibe" bzw. besser "Scheiben" (= "scheibm") erfolgte, woraus dann der heutige Ortsname mit -scheiben entstand. Für E. Eichler ist das eine wenig wahrscheinliche Annahme. Er denkt an slawisch bjel- "weiß“ im ersten Teil, findet aber keine Erklärung für das restliche -schieb-.
Mich erinnert der Name an den Ortsnamen Wetterzeube (Burgenlandkreis), alt Wetirzibe, Wetersin, Weterzibe, den man auf eine slawische Form *Větrošiby zurückführt, in der man slavisch větr "Wind" und šibati "schlagen, werfen“ ansetzt. Als Grundbedeutung dieses Spottnamens denkt man an eine Entsprechung zu dt. Windbeutel, Windhund, Windmacher, Windhauer "ein falsche Vorstellungen erweckender, wert- und gehaltloser Mensch“. Derartige Spottnamen gibt es durchaus.
Dann könnte man den zweiten Teil von Böhlscheiben erklären, findet aber keinen überzeugenden Anschluss für den ersten Teil Bel-. Es sei denn, man sieht im erster Teil slawisch "byli", "bilje", "Kraut, Strauch, Pflanze“ und sieht darin "Krautschläger“. Aber das bleibt sehr fraglich.
Literatur
E. Eichler, Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße, Bd. 1, 2. Aufl., Bautzen 1987, S. 51f.
R. Fischer u. K. Elbracht, Die Ortsnamen des Kreises Rudolstadt, Halle 1959, S. 23.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 14. November 2019 | 11:10 Uhr