Ilmtal Behringen
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21. Februar 2017, 15:30 Uhr
Behringen liegt südöstlich von Arnstadt im Landkreis Ilmtal. Der Ort liegt idyllisch am Nordufer der Wipfra und ist bereits seit dem 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt.
Historische Belege:
- (um 800) (Kopie 1150-1165): in Beringen (Dob 1,294 = TradFuld = Müller 91 = CodEberh91)
- 1104 (Kopie 15.Jh.): Berringen (Mainzer Urkundenbuch, Bd. I Nr. 417 S. 322)
- 1170: Dudo de Beringe (Wenck, Hess. Landesgeschiche III UB Nr. 75 S. 78)
- 1182: Tuto de Beringen (UB Pforte I Nr. 28 S. 46)
- 1184: Dudo … de Beringe (Wenck, Hess. Landesgeschiche III UB Nr. 85 S. 84)
- 1188: Beringe (AR Hess. Collect. A VIII 6 d Nr. 1, 282)
- (vor 1216, Fälschung): Herdeinus de Beringen (CDS I A III Nr. 221 S. 106)
- 1220: Dithmarus de Beringen (UB Pforte I Nr. 85 S. 112)
- 1221: Beringen (AR Hess. Collect. A VIII 6 c Nr. 2 III 569)
- 1324: Beringen (AW Urk. Reg.)
- 1415: Beringen (UBArnst 204)
- 1469: de Beryngen (UBPaulinz 458)
- 1796: Behringen, a[uch] Bergen (Bube 19, 32)
- um 1850: Behringen (Grobe)
Bisher gab es über die Herkunft der Ortsnamen Behringen, die es mehrfach gibt, sehr unterschiedliche Meinungen. E. Förstemann dachte bei einigen von ihnen an einen Zusammenhang mit bar "nackt, kahl, bloß". H. Walther erwog zum einen Herkunft von dem germanischen und althochdeutschen Wort bara bzw. altenglisch bearn "Wald, Gebüsch", zum anderen aber auch mit dem Flussnamen Bahra, in dem mittelniederdeutsch bāre "Woge", verwandt mit altisländisch bāra "Woge" zu vermuten sei. A. Werneburg dachte an eine Übertragung von dem Biberbach, an dem die Orte liegen. Aber dann müssten sie auch das Biber-Wort enthalten, was nicht der Fall ist. V. Schimpff verbindet die Namen zögernd mit althochdeutsch bāra‚ "Ertrag, Einkünfte" bzw. beran "Abgaben leisten".
Für die Herausarbeitung der wahrscheinlichsten Deutung ist es von einiger Bedeutung, dass Behringen bei Arnstadt Parallelen besitzt. Hierzu gehören: die Behringen-Ortsnamen im Wartburgkreis (Großenbehringen, Oesterbehringen u.a.), Behrungen (trotz der heute abweichenden Endung -ungen, in den alten Urkunden steht nur Baringi, Baringen u.ä.), auch der Gauname Baringen/Beringen (ein Untergau des Grabfeldgaus), ferner Behringen südöstl. Arnstadt (Ldkr. Ilmtal) und Ober-, Unterwaldbehrungen (Unterfranken), 784 (Kopie 12. Jh.) Uualperat, 789 (Kopie 12. Jh.) Paringe, 796 in uilla Baringe, 876 Uualdbaringi, 951 Uualdbaringun, 1252 in superiori Wolperungen (W. Bierschneider, Unterfranken.
Eine ganze Gruppe von Namen und Orten
Historische Daten von Städten, Gemeinden und Ortsteilen der Landkreise und der kreisfreien Städte sowie die Entwicklung der Ortsnamen, Planegg bei München 2003, S. 317, 323), ein Wüstungsname Behringen, 1481 Oberberingen bei Ettischleben und dort auch ein verschwundenes Wüstenbehringen (Schimpff, Heden-Orte S. 49) sowie ein untergegangener Ort Beringen bei Görsbach (Kr. Nordhausen), (1187-1192) Berigen, 1188 Beringin, 1205 Beringe usw. (UB. Walkenried I Nr. 29 S. 78, Nr. 33 S. 83, Nr. 57 S. 104).
Es ist ziemlich sicher, dass hier eine Gruppe von geographischen Namen vorliegt, die etymologisch miteinander verbunden werden können. Ausgangsbasis der Benennung dürfte - der Blick auf die Karte zeigt es - das westlich und südlich von Behringen liegende Waldgebiet gewesen sein. Dazu passt dann das in alten germanischen Namen, vor allem in Niedersachsen und Westfalen, verborgene Wort bar(u) "Wald", das schon im Altenglischen bei Beda um ca. 700 in der Form baruae i.e. ad nemus (latein. "Wald") bezeugt ist. Es ist u.a. in den Ortsnamen Böbber, Drüber, Harper, Heber, Rabber, Schwülper, Velber, Warber u.a.m. verborgen. Ausführlich dazu hat sich K. Casemir, Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, Bielefeld 2003, S. 381ff. geäußert.
Für den thüringischen Ortsnamen heißt das: in ihm steckt eine alte Stellenbezeichnung Ber-ing-,was ursprünglich etwa "Ort, Stelle im oder am Wald" bedeutete, oder "Waldgebiet, an dem Menschen besiedeln bzw. siedeln".
Literatur-Angaben:
K. Casemir, Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, Bielefeld 2003, S. 381ff.
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 359.
V. Schimpff/C. Theune, Die Heden-Orte in Thüringen, in: Concilium medii aevi 11 (2008), S. 49.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 247.
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 57.