Landgemeinde Stadt Auma-Weidatal Auma

28. März 2019, 11:10 Uhr

Um dem Ortsnamen Auma auf die Schliche zu kommen, hat Namenforscher Prof. Udolph sehr viel gesucht. Ein germanischer Wassername ist es wohl nicht.

Historische Belege

  • 1237 Albertus de Vma… Bertoldus de Uma (Altenburger UB Nr. 138 S. 104)
  • 1248 Alberti de Uma (Altenburger UB Nr. 101 S. 78)
  • 1328 Uma (UB Vögte Weida I Nr. 648 S. 310)
  • 1328 Üma, Ůma (UB Vögte Weida I Nr. 653 S. 313)
  • 1331 Uma (UB Vögte Weida I Nr. 702 S. 366)
  • 1331 Yma (UBVögte I Nr. 703)
  • 1332 Uma (UB Vögte Weida I Nr. 716 S. 345)
  • 1347 Uma (Lehnbuch S. 275)
  • 1348 castrum Uma (UB Vögte I Nr. 905)
  • 1350 castrum et opidum Uma (Lehnbuch S. 2)
  • 1350 Nycol aus plebanus in Uma (UB Vögte II Nr. 50)
  • 1358 Uma (StADresd 5,1b=LehnBFriedStr 275)
  • 1359 Uma (UB Vögte Weida II Nr. 50 S. 40)
  • 1367 Huma (StADresd 5,152a)
  • 1367 Uma (StADresd 5,153a)
  • 1378 Uma (RDMM, S. 121)
  • 1378 silva in Uma, civitas, opidum Uma (RegDomMar 49b, 50a)
  • 1382 Uma (StADresd 4381)
  • 1385 Auma (UBElsterbg 87)
  • um 1400 Uma, stat Uhma (RegDomMarReg)
  • 1403 Awma (UB Vögte II Nr. 433)
  • 1406 Conrad von Hvma (Geschossb=ApelJena 128)
  • 1443 Uhama (StAWeim 3277)
  • 1506 inVhma (RegSubs73)
  • 1545 Auema (StAWeim 2941,1)
  • 1565 Ahuma (AKA 4,1)
  • 1598 Auma (AKA 1,2)

Verwandte Namen

Wenigenauma

  • 1378 Wengin Uma, Wenygin-Uma (RegDomMar 49b)
  • 1449 claynen Aumen (Raab 1,503)
  • 1487 Wenigen Uhma (StAWeim 4,129)
  • 1495 an der Aume (Reiser S. 17)
  • 1552 Wenig(en) Auhma (AKA 4,2a)
  • 1615 Wenigen Auma (AKA 4,2b)
  • 1848 Wenigen-Auma (Huhn 6,620)

Flussname Auma (→ Weida, Weiße Elster/ Saale)

  • 1351 an der Hůme FlussN (UBVögte 1,926)
  • 1495 an der Awme (StAWeim 5,141)

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

An der Überlieferung der Namen kann man sehr schön erkennen, dass der Ort (und damit wahrscheinlich auch der Fluss) zunächt Uma hießen. Erst um 1400 verändert sich der Name in Auma. Man erklärt dieses sicherlich mit Recht als Einfluss der hochdeutschen Lautverschiebung wie in Buer > Bauer, Muer > Mauer, Mus > Maus usw.

Woher aber stammt der Name Auma, alt Uma?

Vorherrschend ist die Meinung, dass der Name aus sehr alter Zeit stammt, dass er schon bestand, bevor Deutsche, bevor Slawen, ja bevor germanische Stämme den Raum besiedelten. Das heißt, aus einer Zeit, als es Slawisch, Deutsch und Germanisch als einzelne, herausgebildete Sprachen noch gar nicht gab. Man nennt das "indogermanisch" oder, auf die Gewässernamenbezogen, nach einem Vorschlag des deutschen Namenforschers H. Krahe, "Alteuropäisch"

Das Ganze könnte wie folgt abgelaufen sein: Neuhochdeutsch Auma < mittelhochdeutsch Ūma > slawisch Uma < germanisch *Auma < indogermanisch *Au-ma. Als Basis vermutet man ein altes "Wasserwort", an das ein -m- als Bildungselement angetreten ist, z.B. in altind. aváni- "Lauf, Bett eines Flusses, Strom, Fluss", lett. avuõts "Quelle", altnord. aurr "Wasser, Nässe, Kot", griech. an-auros "wasserlos" (woraus man folgern darf, dass -aur- "Wasser" bedeutet).

Die indogermanische Grundform ist die schwierigste. Man vergleicht den Gewässernamen Auma mit ähnlich gebildeten Namen und findet diese in weiten Bereichen Europas. Das ist der Grund, weshalb man annimmt, dass der Name nicht aus einer Einzelsprache entstammen kann, sondern aus einer älteren Stufe stammen muss. Im Einzelnen sind die folgenden Vergleichsnamen wichtig:

  1. Ems-Bach, rechts zur Lahn, mit Ort (Bad) Ems, ca. 200 n.Chr. AVIO MONTE, 880 in Aumenzu, 959 Ouminci, Anf. 13. Jh. Ovmeze,ca. 1220 omeze, omize, 1351 Eumeze, 1359 Eymtz, 1513 Emes, als -nt-Ableitung zu *Au-m-antia (zu diesem Namen vgl. auch J. Udolph, Dortmund S. 30).
  2. Auma, zwei Flüsse in Norwegen.
  3. Aumenau, Ort und Fluss, Nebenfluss der Lahn, 1000 Oumena; dazu wohl der von einem germanischen Stamm an den Rhein mitgebrachte Matronenname Aumenahenae (H. Krahe, Aumantia S. 115).
  4. Ukrainischer Gewässername Uman'/Umanka, den schon O.N. Trubačev 1968 mit der Auma verglichen hat.
  5. Lettischer Gewässername Aumaņi (W.P. Schmid, S. 338).

Der Versuch, den Namen Auma als germanischen Gewässernamen aufzufassen, scheitert somit (Udolph, Suffixbildungen 148).

Literatur A. Greule, in: Deutsches Ortsnamenbuch, hrsg. von M. Niemeyer, Berlin-Boston 2012, S. 158.
A. Greule, Deutsches Gewässernamenbuch, Berlin/Boston 2014, S. 46.
A. Greule, Die ältesten Ortsnamenschichten in Thüringen, in: Die Frühzeit der Thüringer, Berlin - New York 2009, S. 107.
K. Hengst, Zur Frühgeschichte des Orla-Gaues aus sprachhistorischer Sicht, in: Der Orlagau im frühen und hohen Mittelalter, Langenweissbach 2007, S. 51-64.
K. Hengst, Die Namen der Städte in Ostthüringen im sprachgeschichtlichen Überblick; in: H.-J. Beier (Hrsg.), Auf dem Wege zur mittelalterlichen Stadt in Thüringen, Langenweissbach 2014, S. 88.
H. Krahe, 33. *Aumantia. In: Beiträge zur Namenforschung 4, 1953, S. 115-117.
H. Krahe, Unsere ältesten Flußnamen, Wiesbaden 1964, S. 43f.
M. Reiser, Die Ortsnamen der Kreise Greiz und Zeulenroda, Diss. Leipzig 1967, S. 17f.
H. Rosenkranz, Ortsnamen des Bezirkes Gera, Greiz 1982, S. 11.
W.P. Schmid, Linguisticae Scientiae Collectanea. Ausgewählte Schriften, Berlin - New York 1994.
O.N. Trubačev, Nazvanija rek pravoberežnoj Ukrainy, Moskva 1968, S. 113f.
J. Udolph, Dortmund – Neues zu einem alten Namen, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 100/101 (2010), S. 9-40.
J. Udolph, Rezension zu A. Greule, Gewässernamenbuch, in: Beiträge zur Namenforschung, Neue Folge 52 (2017), S. 81-105.
J. Udolph, Suffixbildungen in alten Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands; in: Suffixbildungen in alten Ortsnamen, Uppsala 2004, S. 148.
E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale, Halle 1957, S. 243.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 230, 238.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 04. April 2019 | 11:10 Uhr