Unstrut-Hainich-Kreis Ammern in der Gemeinde Unstruttal und Ammerbach als Ortsteil von Jena
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Wenn es um Ammern im Unstrut-Hainich-Kreis geht, ist viel "Rauschen" zu hören. Das liegt an den Gewässern, dem Regen und der Flut, denen der Ort offenbar seinen Namen verdankt.
Historische Belege zu Ammern
- 897 (Kopie um 1160) villa Ambraha (MGH DArn. I Nr. 149 = Dobenecker I Nr. 284)
- 10. Jh. (Kopie 12. Jh.) Amara[ha] (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), I S. 338)
- 1015-1025 (Kopie um 1160) De Amaraha … In Amaraha (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 255)
- 11. Jh. (Kopie 12. Jh.) De Amaraha (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), I S. 318)
- (vor 1146) Ambara (Dobenecker I Nr. 1556 S. 327)
- 1146 de Ambara (Mainzer Urkundenbuch, Bd. II Nr. 88 S. 171)
- 1151 Amerahe (UB Stadt Mühlhausen Nr. 42 S. 10)
- (1155-1156) (Kopie 12. Jh.) Amaraha (Dobenecker II Nr. 307 S. 55)
- (1155-1156) (Kopie 12. Jh.) Amaraha (Dobenecker II Nr. 317 S. 56)
- 12. Jh. (Kopie um 1160) In Ameraha (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 279)
- 12. Jh. (Kopie um 1160) De Amaraha (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 280)
- 1180 (verunechet) Rudolfus de Amera (Mainzer Urkundenbuch, Bd. II Nr. 435 S. 705)
- 1257 Amera (Dobenecker III Nr. 2612 S. 412)
- 1257 Amra (Dobenecker III Nr. 2562 S. 405)
- 1257 Amira (Dobenecker III Nr. 2607 S. 411)
- 1350 Conradus, Hermanus de Amera (LehnBFriedStr 51, 51b)
- 1506 Ammara (RegSubs 162)
- 1833 Ammern (König 2, 3)
Historische Belege zu Ammerbach, Ortsteil bei Jena am Ammerbach
- 1228 in Ammerbach (UB Naumburg II Nr. 77 S. 93)
- 1284 in Ammerbach (UB Jena I Nr. 30)
- 1307 in campis ville Amerbach (UB Jena I Nr. 72 S. 58)
- 1359 in Amerbach, Ammerbach (LBFS 47, 44, 46, 44b)
- 1362 (Kopie) Ammerbach (UB Jena I Nr. 307 S. 290)
- 1366 gelegen zcu Ammera (UB Jena I Nr. 330)
- 1371 gelegen zcu Ammera (UB Jena I Nr. 359)
- 1372-1406 (von) Am(m)erbach [FN] (Apel Jena 2)
- 1384 in Ammirbach (UB Jena I Nr. 441 S. 412)
- 1388 in villa Ammirbach (UB Jena I Nr. 460 S. 425)
- 1395 czum Ammerbach (UB Jena I Nr. 503 S. 463)
- 1406 Amerbach (Geschoßb. J 45)
- 1420 Amerbach, Amberbach
Beide Ortsnamen haben etliche Parallelen in Nord- und Mitteleuropa. Fast alle sind (ursprünglich) Gewässernamen. Es finden sich auch Wörter in den indogermanischen Sprachen, an die die Namen angeschlossen werden können, so etwa altiran. abhrá- "Gewitterwolke, Gewölk, Regenwolke", latein. imber "Regen(guss), Platzregen", griech. aphrós "Schaum", altind. abhrá- "Wolke", wahrscheinlich auch altind. ámbhas- "Wasser, Flut".
- Ammerbach, Ortsteil von Jena, liegt am Ammerbach, 1228 in Ammerbach usw.;
- Ammerån und Ammerö, Bach- und Inselname in Schweden, 1378 (Kopie) in Ambra, 1344 i Amber;
- Emmer, Nebenfluss der Weser, mit ON. Emmern, zum Jahr 784 (Kopien 9.-11. Jh.) super fluvium Ambra usw.;
- *Ambra, alter und verschollener Name der Nette südl. Hildesheim, noch enthalten im Gaunamen Ambergau;
- Ammer, linker Nfl. d. Neckar, 1293 rivum dictum Ammer, dazu Gauname 779-783 (Kopie 12. Jh.) in Ambrachgouue, und Ortsname bei Tübingen, um 1100 (Kopie 12. bzw. 16. Jh.) de Ambera;
- Ammerbach, linker Nfl. d. Vils bei Amberg, mit ON. Ammerthal, 975-980 Amartal usw.;
- Amper, auch Amber, linker Nfl. d. Isar, mit dem Ammersee, 775 (Kopie 824) Ambre confluentis, 823 Ampra usw.;
- Amern, ON. am Niederrhein, 1166 Ambere;
- Amber, Fluss in Derbyshire (England);
- Gamber, Fluss in Herefordshire (England), 12. Jh. Amir, Amyr, aus Amber; und andere mehr.
- Umpfer, mit germanischer Lautentwicklung gehört hierher Umpfer, ein Nebenfluss der Tauber.
Ein Problem besteht darin, dass die süddeutschen Namen aus dem Keltischen erklärt werden können, nicht aber der thüringische, die niedersächsischen und nordgermanischen Namen. Hier dürfte griech. ombhros "Regen“ heranzuziehen sein, das in einen Zusammenhang mit den genannten Wörtern gehört.
Germanische Wörter scheinen zu fehlen, so dass man bei Ammern an einen alten Flussnamen denken kann, der aus vorgermanischer Zeit stammt. Für einen alten Flussnamen sprechen auch die Belege Ambrahau.ä., die germanisch, althochdeutsch -aha "Wasser, Fluss" enthalten. Dieses Wort kann allerdings auch erst später hinzugefügt worden sein ():
Schwer zu sagen ist, worauf sich die Namengebung ursprünglich bezogen hat: Vielleicht als Teilabschnittsname auf die Unstrut, auf die Luhne oder aber auf den Winkel, den Luhne und Unstrut bilden, der sicherlich bei Hochwasser überflutet wurde und eine Wasserfläche bildete, die als 'Wasserstelle, Überflutungsstelle' bezeichnet wurde. Letztlich liegt dem Orts- und Gewässernamen ein altes 'Wasserwort' zugrunde. Viel mehr kann man nicht sagen.
Literatur-Angaben:
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1: Personennamen, Bonn 1900, Sp. 127f.
A. Greule, Deutsches Gewässernamenbuch, Berlin/Boston 2014, S. 35.
A. Greule, Die ältesten Ortsnamenschichten in Thüringen, in: Die Frühzeit der Thüringer, Berlin - New York 2009, S. 114.
A. Schmid, in: Beiträge zur Namenforschung 13 (1962), S. 118ff.
W.P. Schmid, Linguisticae Scientiae Collectanea. Ausgewählte Schriften, Berlin - New York 1994, S. 150.
E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale, Halle 1957, S. 186.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 232.
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 6, 66.