Kyffhäuserkreis Gorsleben
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Gorsleben im Kyffhäuserkreis verrät mit seinem Namen, wem dieser Stück Erde einst gehörte.
Historische Belege Gorsleben
- 772 (Kopie 12. Jh.) Geurichesleiba (2mal) (UB Kloster Fulda Nr. 57S. 97)
- (um 815) (Abschrift 12. Jh.) Guricheslebo (Breviarium sancti Lulli; nach Bathe S. 110 gehört der Beleg zu Günthersleben)
- (um 850) (Kopie 12. Jh.) Geurichesleiba (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 96)
- (9. Jh.) (Kopie 12. Jh.) in villa Gerwinesleiben (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 140)
- (9. Jh.) (Kopie 12. Jh.) Gorchesleba (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 152)
- 1143 (Kopie 15. Jh.) Gourisleyben (Mainzer UB. II Nr. 38 S. 72)
- 1212 (Kopie) Gourichisleiben (Bathe S. 110: hierzu?)
- 1227 Wunrislebinn (Mencke, SRG I Sp. 618; hierzu?)
- 1264 in Gorisleuben (Bathe S. 110)
- 1275 de Gowricheslebe (UB Walkenried I Nr. 511 S. 454)
- 1295 de Gourisleibin (UB DOB Thüringen Nr. 452qS. 393)
- 1308 de Gersleiben (UB Walkenried II Nr. 841 S. 107)
- 1320 Gorisslebin (Bathe S. 110)
- 1338 von Gorsleibin (Bathe S. 110)
- 1360 Wuresleyben (Bathe S. 110)
- 1362 Gorisleybin (Erfurter Vogteizinsbuch, S. 20)
- 1363 von W/risleyben … von Wurisleyben (BatheS. 110)
- 1377 Gürigesleybin (Bathe S. 110)
- um 1450 Geringesleiben (Bathe S. 110)
- vor 1530 Gorsleben (Bathe S. 110)
- 1833 Gorsleben (König 3,19)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Sicher ist, dass der Ortsname zu den zahlreichen -leben-Namen in Thüringen gehört. Sie enthalten ein Grundwort, das nicht auf das Deutsche beschränkt ist, es gehört zu gotisch laiba "Überbleibsel, Rest", althochdeutsch leiba, altsächsisch lēva "Rest, Erbe, Nachlaß", altfriesisch lâva "Hinterlassenschaft, Erbe, Erbrecht", altenglisch lâf "Hinterlassenschaft, Erbe", altnordisch leif "Überrest", im Altdänische bedeutet kununglef "Krongut".
Man sieht darin eine Bedeutung "Hinterlassenschaft, Erbe". Im ersten steht immer ein alter Vorname im sogenannten Genitiv Singular, entweder auf -n- (Uthleben, alt Odenleve) oder auf -s- (Aschers-s-leben, Ascher-s-leben).
Im Fall von Gorsleben ist die Bestimmung des Vornamens aufgrund der schwankenden Überlieferung etwas schwierig. E. Förstemann hat einer der folgenden Ansätze erwogen: Gawirich, Gewerich, Goerich, bzw. diese auf eine Grundform Gawi-rīk zurückgeführt. M. Bathe ist ihm darin gefolgt, während sich H. Walther nicht ganz sicher war, ob nicht eine Grundlage gaur- zu got. gaurs "betrübt" erwogen werden müsse.
Es scheint aber, dass ein Ansatz Gouwi-rik, zu gouwi "Gau" + rīk "reich", vorgezogen werden muss.
Demnach läge eine Bedeutung "Besitz, Eigentum eines Gouwi-rik" zugrunde.
Literatur
M. Bathe, Die Ortsnamen auf -leben, Mskr., [Berlin ohne Jahr], S. 110f.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 268.
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln/Wien 1983, S. 41.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 18. November 2019 | 11:10 Uhr