Landkreis Schmalkalden-Meiningen Kaltensundheim
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In der thüringischen Rhön nahe der Landesgrenze zu Hessen liegt der Ort Kaltensundheim mit seinen knapp 800 Einwohnern. In der Nähe liegen Dörfer mit ganz ähnlichen Namen. Was es damit auf sich hat, wird hier erklärt.
Der Ortsname ist nicht zu trennen von den benachbarten Orten Kaltenwestheim und Kaltennordheim, die in der Nähe von Kaltensundheim liegen.
Historische Belege:
- 795 (Kopie 12. Jh.): in pago Tullifelt, in confinio Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 156)
- (um 800) (Kopie 12. Jh.): Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 158)
- (um 800): in pago Tullifelt in villa Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 166)
- (um 800): id est Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 167)
- 815 (Kopie 12. Jh.): Sundheim (Förstemann)
- (um 825): in terminis ville Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 170)
- (um 830): in pago Tullifelt iuxta Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 168)
- (um 830): in Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 169)
- (um 1150) (Kopie 12. Jh.): Heribortonem de Suntheim (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), II S. 332)
- 12. Jh. (Kopie um 1160): De Sunthem (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), I S. 1)
- 12. Jh. (Kopie um 1160): in Suntheimere marca (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen), I S. 229)
- 1317: Kaltensontheim (Fuchs, Oberläufe 1, S. 75)
- 1343: tzů Kaldin Sůnthem (Henneburg. UB V Nr. 169 S. 94)
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Wie die historischen Belege deutlich machen, hieß der Ort zunächst Suntheim, Sundheim oder ähnlich. Der Zusatz Kalten, in anderer Form auch Kalden, Kaldin, kam erst im 14. Jh. hinzu, offenbar in Abgrenzung zu nicht weit davon entfernten Ortsnamen wie Sondheim vor der Rhön und Sondheim bei Mellrichstadt in Unterfranken.
Klar ist, dass im Grundwort des Namens - im zweiten Teil - hochdeutsch -heim "Siedlung, Wohnstätte" stand und steht. Aber was ist Sund-/Sunt-?
Wenn man die benachbarten Ortsnamen Kaltenwestheim und Kaltennordheim mit einbezieht, wird man fast automatisch fragen, ob in Sund-/Sunt-nicht auch eine Himmelsrichtung steckt, vielleicht "Süd(en)"? Genau das ist der Fall.
Sund- ist das alte hochdeutsche Wort für "Süden", wir kennen es auch aus Sonthofen, Sundhausen und von vielen anderen mehr. Dieses Wort wurde aber im Laufe der Geschichte von Norden aus verdrängt und das norddeutsche Sud- verbreitete sich als Süd(en) auch im Hochdeutschen. Nur in geographischen Namen hat Sund-/Sunt-/Sond-/Sont-überlebt.
Der "Süden" im Ortsnamen Kaltensundheim bezieht sich darauf, dass dieser Ort südlich von Kaltennordheim liegt.
Im 14. Jahrhundert trat als neues Bestimmungswort Kalten- zu diesen Ortsnamen, um eine Unterscheidung zu gleichnamigen Orten der weiteren Umgebung zu ermöglichen, z.B. zu Sundheim vor der Rhön und anderen. Diese Benennung hat ihre Ursache darin, dass südlich von Kaltenwestheim, Kaltennordheim und Kaltensundheim eine Hügelkette liegt, die bewirkt, dass die Orte im Herbst und Winter aufgrund des niedrigen Stands der Sonne oft im Schatten, also "kalt", liegen.
Literaturangaben:
"Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen"
von E. Förstemann; hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 935f
"Die Ortsnamen an den Oberläufen von Felda, Herpf und Katz (1)",
von A. Fuchs; in: Jahrbuch des Staatlichen Thüringischen Rhöngymnasiums Kaltensundheim, Bd. 1 (1995/96), S. 75
"Die orientierten Siedlungsnamen auf -heim, -hausen, -hofen und -dorf im frühdeutschen Sprachraum und ihr Verhältnis zur fränkischen Fiskalorganisation"
von C. Jochum-Godglück, Frankfurt/Main 1995, S. 40f
"Westdeutsche Ortsnamen mit unterscheidenden Zusätzen. Mit Einschluß der Ortsnamen des westlich angrenzenden germanischen Sprachgebietes",
von H. Kaufmann, Heidelberg 1958, S. 235
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 09. November 2017 | 11:10 Uhr