Mittelgebirge Rhön
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Die Rhön ist ein Mittelgebirge im Grenzgebiet von Bayern, Hessen und Thüringen. Der höchste Berg ist die 950 Meter hoch gelegene Wasserkuppe. Das Gebirge verdankt seinen Namen Vulkangestein, aus dem es entstanden ist.
Der Name "Rhön" wurde früher immer wieder gern aus dem Keltischen erklärt, was man heute auch noch in der Wikipedia finden kann. Dagegen spricht aber zu viel und daher folgt man heute dem Vorschlag von H. Kuhn, der den Namen an eine in den nordgermanischen Sprachen gut bezeugte Wortsippe angeschlossen hat. Es geht um altnord. hraun "steiniges Land, Geröllfeld" (in Island vor allem "Lavafeld"), dän. røn "Steinbank am Meeresgrund", isländ. hraun "steiniges Land ohne Vegetation", dazu die Begriffe apalhraun für die ʻRauhlavaʼ, helluhraun für die ʻflache Lavaʼ.
Die Überlieferung setzt erst in mittelhochdeutscher Zeit ein. Das auslautende -e- fällt aus und der Stammvokal zeigt eine umgelautete Form mit -ö-, so dass davon auszugehen ist, dass ursprünglich ein -i- oder -j- in der Folgesilbe vorhanden war. Das Wort ist in Skandinavien seit altnordischer Zeit, also von etwa 800 bis 1350, als hraun nachweisbar und bedeutet ʻSteinhaufen, Steingrundʼ, in Island auch ʻLavaʼ. Neben dem Wortschatz liegt das Wort aber auch in zahlreichen skandinavischen Ortsnamen vor: in Dänemark Thyborøn, Kamstrup Røn, Rønland, in Norwegen Raunefjorden, Raunane, Raunen sowie die Gewässernamen Rogna und Rognan. Daneben ist Reyn Element färöischer Ortsnamen.
Aus Island gehören hierher Hraunfossar (Wasserfälle des Flusses Hvítá), Hraunsfjörður (Fjord in Island) oder Berserkjahraun (Lavafeld, Berserker-Lavafeld). Die entscheidende Frage ist dabei: Wie kommt ein nordgermanisches, skandinavisches Wort in den Namen eines deutschen Mittelgebirges? Die Erklärung kann nur lauten: Der Name ist sehr alt. Das Wort als solches war früher auch den germanischen Siedlern in und an der Rhön bekannt, es verschwand aber später aus deren Sprache. Das kann nur heißen: Der Name entstammt einer alten germanischen Sprachschicht. Es ist daher davon auszugehen, dass Nord- und Mittel-deutschland zu den germanischen Kerngebieten gehören und dass hraun in der Bedeutung ʻsteiniger, felsiger Grund; Lavaʼ auch in dieser Region einst zum Wortschatz gehörte, bis das Wort aus der Sprache verschwunden ist und nur im Namen der Rhön bewahrt blieb. In der Bildung des Namens muss man von einem Ansatz *Hraun-ja ausgehen, nur durch das -j- erklärt sich der Umlaut -ö-; sonst müsste der Name Rhon lauten. Diese Erklärung des Namens passt auch sehr gut zum vulkanischen Ursprung der Rhön.
Historische Belege (nach D. Ascher, H. Hammel u.a.)
- 1128 Rone nemus (Hammel, Namen deutscher Gebirge, S. 13)
- 1228 nemore, quod Rone vocatur (Monumenta Boica, Nr. CCXV, S. 225, 13.4.1228) ʻdem Wald, der Rone genannt wirdʼ
- 1230 Nemus, quod uocatur Rona (Monumenta Boica XXXVII, Nr. CCXXI, S. 236) 1398 zu Northeym vor der Rone (Henneb. UB IV, Nr. CIV, S. 73, 1398)
- 1401 Nordheym vor der ne (Henneb. UB IV, Nr. CXXI, S. 85, 4.10.1401)
- 1401 Röne (Hammel)
- 1404 Rone (Hammel)
- 1410 Röne (Hammel)
- 1411 Röne (Hammel)
- 1415 Röne (Hammel)
- 1418 Röne (Hammel)
- 1423 Rone (Hammel)
- 1433 Rone (Hammel)
- 1572 Rön (Hammel)
- 1572 Rön (Hammel)
- 1753 (die) Ronberg (Hammel)
Literatur:
* D. Ascher, Untersuchungen zu den Ortsnamen des Kreises Fulda , Magisterarbeit Leipzig 2007 (Dissertation in Vorbereitung)
* H. Hammel, Namen deutscher Gebirge, Gießen 1933
* H. Kuhn, Kleine Schriften, Bd. 3, Berlin-New York 1972
* J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin - New York 1994, S. 888–892
* J. Udolph, Nordisches in niedersächsischen Ortsnamen, in: Raum, Zeit, Medium – Sprache und ihre Determinanten. Festschrift f. H. Ramge, Marburg 2000, S. 72f.
* J. Udolph, Skandinavische Wörter in deutschen Ortsnamen, in: Probleme der Rekonstruktion untergegangener Wörter aus alten Eigennamen, Uppsala 2010, S. 151