Ilm-Kreis Ilmenau
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10. Mai 2016, 05:00 Uhr
Ilmenau liegt im Ilmtag am Nordrand des Thüringer Waldes. Mit rund 26.000 Einwohnern ist sie die elftgrößte Stadt Thüringens.
Ilmenau hat wie Stadtilm und dessen Ortsteil Oberilm seinen Namen von dem Fluss Ilm erhalten. Er ist die Basis für alle genannten Ortsnamen.
Sucht man nach historischen Belegen für diese Orts- und den Flussnamen, so wird es schwierig, sicher zuzuordnen, wozu die einzelnen Belege gehören. Erst seit dem 13. Jh. werden die einzelnen Orte durch Zusätze wie Stadt- und Ober- genauer gekennzeichnet.
Historische Belege für den Ortsnamen Ilmenau:
- 1234 Ilmene
- 1273 Ilmena
- 1274 in oppidum Ilmene
- 1279 in Ilmen
- 1329 Ilmene
- 1343 Ilmena
- 1350 Ylmene
- 1398 Ilmen
- 1403 Ylmen
Stadtilm
Ortsteil Oberilm. Die meisten Belege stehen bei W. Kahl, Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch, 5. Aufl., Bad Langensalza 2010.
- 1114 (Fälschung) 12. Jh.) villa Ilmine
- (1199-1227) (Kopie) in Ilmene
- 1234 Ilmene
- 1286 (von) Ilmene
- 1273 in Ilmina, Variante Ilmena
- 1274 in oippido Ilmene
- 1396 Ilmen
- 1441 Stadtilmen
Historische Belege für Oberilm:
- 1280 versus Obern Ilmene
Historische Belege für den Flussnamen Ilm (nach E. Ulbricht, Saale, und anderen Quellen).
- 968 Ilmena
- 1029 (nach Dobenecker Fälschung) Ylmeum (Quelle unklar)
- 1186 Ilmina
- 1266 Hilmna (!)
- 1269 Ylmina
- 1378 Ylmenaw, Ilmena
- 1587 Die Ilmen
Die heutige Endung -au im Ortsnamen Ilmenau erscheint erst seit dem 16. Jh., sie ist also nicht ursprünglich. Grundlage aller Namen ist der Flussname Ilm. Man schwankt zwischen einer Verbindung mit althochdeutsch elm „Ulme“ (das deutsche Wort Ulme kommt nicht in Frage, es ist aus dem Lateinischen entlehnt) und einer vorgermanischen Deutung aus *El-mina o.ä. "die Fließende". Die daraus entstandene Form wurde dann später an das Wort für die "Ulme" angeglichen.
Die zweite Möglichkeit ist deshalb vorzuziehen, weil der Flussname nicht allein steht, sondern etliche Parallelen aufweist. Das betrifft sowohl den Namen als Ganzes wie auch die Bildung mit einem Element *-min-, *-men-, zum Teil auch *-man-.
Gewässernamenparallelen für den Fluss Ilm
- Ilmbei Bad Gögging, 820/21 Ilma, 887-895 ad ilminam, 912-932 (Kopie 11.Jh.) Ilmim, 1322 Ilme, Gebietsname: 765-767 (Kopie 824) in locis … Ilmine; Ortsname Ilmendorf, 821 ad Ilme vico; Ortsname Ilmmünster, 912/932 ad monasterium Ilmina.
- Ilmenau ® Elbe, 10. Jh. inde Elmanam, 1013 Elmenau usw. (ausführliche Sammlung in Zuflüsse zur unteren Elbe, S. 174ff.).
- Elmen(a), verschwundener Flussname südl. von Magdeburg, lebt als Name weiter in Salzelmen, 1124 Elmen, 1197 in Elmen, 1221 (K. 15.Jh.) in villa Elmene (I. Bily, Ortsnamenbuch des Mittelelbegebietes, Berlin 1996, S. 160).
- 4.) Almuonė, Almenas, Elmone, Gewässernamen im Baltikum, ein Beleg lautet: 1325 Elmone.
Grundlage dieser und vieler weiterer Gewässernamen in Europa wie Aller (< *Alara); Ola in Weißrußland; Allia in Latium; Alme in Westfalen; Alle, alt Alna (mit ON. Allenstein); Elz (*Alantia); Elsenz (*Alisontia); Ilse mit Ilsenburg; Ahle u.v.a.m. ist eine anzunehmende alte Wurzel *el-/*ol- „fließen“ usw., z.B. in litauisch, lettisch aluots "Quelle", lit. alGti "vom Wasser überschwemmt werden", almeti "unaufhörlich strömen".
Im zweiten Teil steckt ein altes Partizip ‑meno, -mina u.ä., z.B. in lat. femina„Frau“, < *dhē-mina, eigentlich „die Säugende, Stillende“. Dieses Element ist in zahlreichen Gewässernamen Deutschlands und Europas bezeugt, wurde schon verschiedentlich behandelt und erläutert (W.P. Schmid, Linguisticae Scientiae Collectanea. Ausgewählte Schriften, Berlin - New York 1994, S. 167-174; Jürgen Udolph, Suffixbildungen in alten Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands, S. 151f.; J. Udolph, On the Etymology of Jómsborg, in: Scripta Islandica (= Isländska Sällskapets Årsbok 65), Uppsala 2014, S. 183-209, vor allem S. 200ff.).
Hier nur eine kleine Auswahl:
Akmena in Litauen; Almana, Nebenfluss der Lippe, 1075 Almana; Alme, Nebenfluss der Exter, 1359 Almina; Almenas im Bezirk Utena in Litauen; Aumance in Frankreich, < Almantia; Almstedt, Ortsname bei Hildesheim, 1151 in Almenstad; Almenstide usw., liegt an der Alme,wahrscheinlich entwickelt aus *Almana; *Aumana in Ohne, Nebenfluss der Wipper, mit Landschaftsname Ohmfeld und Ohmgebirge, 9. Jahrhundert pagus Onfelt; Blume, Ortsname bei Hann. Münden, 1329 Blomena, 1333 Blomena usw.; Falmana; Fulmana; *Galmina; Germania, ON. in Thrakien, von einem Gewässernamen *Germana(s)abgeleitet; Germona, Gewässername in Litauen; Glimina; *Helmana in Helme, linker Nebenfluss der Unstrut, mit Helmegau, 749 Helmanausw.; Ilse, rechter Nebenfluss der Oker, mit ON. Ilsenburg, 995 Elsina, 1003 Ilsina; *Imina > Ihme (in Hannover); Limene, Limonia, Lac Léman und weitere Namen; Swalmana; Swulmana; Warmana > Warmenau; Wermana; Wulmana.
Die Ilm, von der Stadtilm, Oberilm und Ilmenau ihre Namen haben, kann somit als "die (schnell) Fließende" verstanden werden. Ihr Alter kann nur geschätzt werden, aber auf jeden Fall entstand der Name weit vor Christi Geburt.
Literatur:
D. Berger, Duden: Geographische Namen in Deutschland, Mannheim usw. 1993, S. 141f.
E. Eichler, H. Walther, Städtenamenbuch der DDR, Leipzig 1986, S. 139f.
A. Greule, Deutsches Gewässernamenbuch, Berlin/Boston 2014, S. 240
R. Fischer, Ortsnamen der Kreise Arnstadt und Ilmenau, Halle (Saale) 1956, S. 42.
K. Hengst, in: Deutsches Ortsnamenbuch, hrsg. von M. Niemeyer, Berlin-Boston 2012, S. 287f.
H. Krahe, Unsere ältesten Flußnamen, Wiesbaden 1964, S. 36,67,68,69.
J. Udolph, Suffixbildungen in alten Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands; in: Suffixbildungen in alten Ortsnamen, Uppsala 2004, S. 151f.
E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale (= DS. 2),Halle 1957, S. 244, 257;
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 237
Zuflüsse zur unteren Elbe (von Seege und Stecknitz bis zur Mündung), bearb. v. J. Udolph (= Hydronymia Germaniae, Reihe A, Lfg. 16), Stuttgart 1990, S. 174ff.