Ilm-Kreis Gossel
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20. Dezember 2017, 13:43 Uhr
Gossel ist eine kleine Gemeinde im Ilm-Kreis mit knapp 500 Einwohnern. Die dortige Marien-Kirche hat ihren Ursprung im 13. Jahrhundert. Noch älter ist die Geschichte des Ortsnamens.
Historische Belege (zumindest nach R. Fischer)
- 1143 (Kopie 15.Jh.) Gosla
- 1170 Guslo
- 1301 Gosla
- 1430-31 Gusla
- 1450 gusla
- 1506 Goszla
- 1569 von Gossele
- 1591 Gossel
- 1594 Goßlau
- 1667 Goßla, Gossel
Der Ortsname ist unterschiedlich erkärt worden. Sicher ist man sich nur, dass im zweiten Teil germanisch/deutsch -lo(h) "Wald" enthalten ist. Im ersten Teil sieht R. Fischer einen alten Vornamen Gozzo. Das kann aber aufgrund der Überlieferung des Namens kaum stimmen, denn dann müssten die Formen Gosses-loh, Gossen-loh o.ä. lauten.
Daher gehen fast alle anderen Forscher - so auch schon E. Förstemann - von einem Zusammenhang mit ahd. gōa "Guss" bzw. gussa "Überschwemmung, reißender Fluss" aus und deuten den Namen somit etwa als "Überschwemmungswald o.ä.". So überzeugend diese Deutung aus sprachlicher Sicht auch ist - auch ich habe sie schon mehrfach vertreten -, so schwer ist es, den Ortsnamen angesichts der recht hohen Lage und dem Fehlen von Anzeichen von Sumpf oder Überschwemmungsindizien in dem genannten Sinn zu deuten. Man könnte und müsste aber prüfen, ob es vielleicht Hinweise auf eine Senke auf einer Höhe gibt, in er sich das Wasser (früher) gesammelt hat. Immerhin heißt die höchste Erhebung der Rhön Wasserkuppe. Daher hilft hier vielleicht nur intime Kenntnis der geographischen Lage des Ortes - wenn überhaupt.
Literatur:
* U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Osterode, Bielefeld 2000, S. 24.
* R. Fischer, Ortsnamen der Kreise Arnstadt und Ilmenau, Halle (Saale) 1956, S. 35.
* J. Udolph, Deutsches und Slavisches in der Toponymie des nördlichen Niedersachsen. Die Ortsnamen des Amtes Neuhaus, Kr. Lüneburg, in: Onomastica Slavogermanica 23(1998), S. 93f.
* J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin - New York 1994, S. 523.
* H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 289.