Eichsfeld Geisleden

26. August 2014, 15:17 Uhr

Geisleden gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Leinatal im Eichsfeld - Geisleden - ein schöner Name, doch was bedeutet er?

Historische Belege:

Haufnedorf 5 Kilometer südöstlich Hst., an der Geiselede - 1022 in villa Geizlaha dicta UBE Nr. 29; 1028 Gizlide, Gezlethi, Geizlethe Dob. I Nr. 687a; zu 1028 Geizlehte MG SS III S. 97 (Ann. Hildesh.); zu 1025 (geschrieben nach 1035) Geizlethi MG SS XI S. 187 (Vita Godehardi); zu 1028 Geizlide ebd. S. 209; um 1080 Geizlude, Geitzlade MG SS X S. 606 (Vita St. Haimeradi), zu 1028 (geschrieben zwischen 1155 und 1163) Gezlethi MG SS XI S. 154 (Vita Meinwerc. ep.); um 1160 Geszelide Dronke, Trad. Fuld. e.41, 8; 1221 in Gerrlede (richtig wohl Gezzlede), UBE Nr. 213; 1241 in Geislet ebd. Nr. 292; 1256 de Geizele UBMü. Nr. 135; 1258 Geizzelde Dob. III Nr. 1681; 1268 Gezilde UBMÜ. Nr. 186; 1269 Gezlede Wolf UB 12; 1285 Gessele UBE Nr. 613; 1333 GEysselde Wolf UB 69; 1460 Geyselde WK 49. - Sonderformen: 1407 Gyßlar KopE Bl. 66v; 1542 Geislaer TR Bl. 4v, vol. I; 1548 Geysler EL Bl. 6. - Mda.: gaslen.

Deutung:

Ein schwieriger und immer wieder diskutierter Ortsname. Seit E. Schröder (1936) sieht man in ihm german. *gait-, eine Vorform von althochdeutsch geiz "Geiß, Ziege". In dem Beleg von 1022 Geizlaha vermutet man -aha "Wasser, Fluss", sodass ein "Geißbach" zugrunde liegen kann. Aber dazu passen nicht die weiteren Belege Geizlide, Gezlethi, Geizlethe usw. Hierin vermutet man ahd. geizila "kleine Ziege" und -ithi, ein altes germanisches Bildungselement, so dass etwa "Gegend, wo sich Ziegen aufhalten" anzunehmen ist.

Andere sehen in dem Ortsnamen einen alten Flussnamen *Ghei-s-ila oder *Geiz-ila, wogegen aber auch Kritik angemeldet wurde.

Und ein weiterer Vorschlag sieht im zweiten Teil -lethi, -lith "Berglehne, Abhang".

Aber schon E. Schröder hatte gesehen, dass es weitere Ortsnamen gibt, die man nicht beiseite halten kann:

1. Gittelde bei Bad Grund (Harz), 965 (Abschrift 11. Jh.) Getlide, 973 Getlide, 973-975 Getlithi.
2. Geitelde bei Braunschweig, 780-802 (A. 12. Jh.) Getilidishusen, 1067 Getlithi, 1194 (A. 14. Jh.) Getlede.

Unter Einbeziehung von Gitter (= Salzgitter-Gitter), 1086 Iehtere, 1125 in Gethere, 1131 in Gethere, ist die Namenforschung jetzt auf dem Weg, alle mehr oder weniger gemeinsam zu erklären und sucht die ursprüngliche Bedeutung in altnordisch gat "Loch, Öffnung", altenglisch geat "Türe, Öffnung", engl. gate, altsächsisch gat "Loch", niederdeutsch Gat(t) "Loch, Öse", Speigatt "Öffnung in den Schiffswänden zum Abfließen des Wassers".

Betrachtet man unter diesem Aspekt die geographische Lage aller Orte, so ist unverkennbar, dass alle vier in einer Senke, einem Tal liegen, das als Pass und Durchgang, Hohlweg gedient hat; hierzu passt auch - allerdings gibt es lautliche Probleme - ohne Frage auch die Lage von Geisleden an dem durch die Geislede tief ausgeschnittenen Tal, das den natürlichen Durchbruch durch den Dün markiert:

Literatur-Hinweise Ausführlich wird die Bedeutung des Ortsnamens behandelt von:

B.-U. Kettner, Flußnamen im Stromgebiet der oberen und mittleren Leine, Rinteln 1972, S. 84f.

R. Möller, Dentalsuffixe in niedersächsischen Siedlungs- und Flurnamen in Zeugnissen vor dem Jahre 1200, Heidelberg 1992, S. 52ff.

E. Müller, Die Ortsnamen des Kreises Heiligenstadt, Halle 1958, S. 32f.

U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Osterode, Bielefeld 2000, S. 71f.

E. Schröder, Geißlede(n), in: E. Schröder, Deutsche Namenkunde, 2. Aufl., Göttingen 1944, S. 341-352 (Nachdruck aus: Namn och Bygd 20,1936, S. 1-16).

H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 229 u. 286.