Landkreis Gotha Burgtonna
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30. Dezember 2017, 11:07 Uhr
Burgtonna ist ein Ortsteil der Gemeinde Tonna im äußersten Norden des Landkreises Gotha. Das Dorf liegt im Tal des namensgebenden Baches, der Tonna. Seinen Ortsnamen verdankt es überdies seiner einstigen Burg. Die Gemeinde Tonna gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Fahner Höhe und zählt knapp 3.000 Einwohner in den beiden Ortsteilen Burg- und Gräfentonna.
Historische Belege finden sich - umfassend gesammelt und gedeutet - in dem Werk "Ortsnamen Thüringens - Landkreis Gotha" von Christian Riese, das 2010 erschien:
- 874: Tunnaha item Tunnaha
- 1186: Burgtunna
- 1259: Borgtunna
- 1263: Burctunna
- 1288: Burchtunna
- 1289: castri in Tunna
- 1327: Borctunna
- 1873: Burgtonna
Die GF dieses ON ist als *Burg-tunna bzw. präziser als *Burg-tunn-aha anzusetzen. Erstmals erscheint die um den Zusatz Burg- erweiterte NForm anno 1186, in den früheren Belegen ist offensichtlich nicht durch eine Erweiterung des ON eine Differenzierung der Orte vorgenommen worden (vgl. anno 874). Das BW setzt sich aus den Gliedern Burg- und -tunn(a) zusammen. [...] Der differenzierende Zusatz Burg- erscheint erstmals anno 1186. Für diesen ist anzusetzen ahd. asä. burg 'Burg, Stadt, Siedlung', mhd. burc 'umschlossener, befestigter Ort, Burg, Schloss, Stadt', mnd. borg, borch 'Burg, Schloß, Feste'. Damit bezeichnet der ON die 'Siedlung an der Tonna mit einer Burg' im Ggs. zu den zwei weiteren Tonna-Orten. [...]
Einst gab es noch einen dritten Ort namens Ostertonna, dabei handelt es sich jedoch um eine Wüstung, also ein nicht mehr existierendes Dorf. Riese schreibt, mit "Ostertonna" sei das "östlich gelegene Tonna" gemeint gewesen.
Wie Christian Riese, der leider früh verstorben ist, selbst bemerkt hat, ist es ein schwieriger Name. Was sicher ist: Hinter Tonnaha, der wahrscheinlichsten Grundform, verbirgt sich eine Zusammensetzung mit germanisch, althochdeutsch, altniederdeutsch -aha "Wasser, Fluss". Der erste Teil aber ist problematisch; wie wiederum Riese schon bemerkt hat, ist die Verbindung mit dun-, Düne lautlich kaum möglich. Man hat ja Tunn-, Tonn- vor sich, vor allem das -nn- verlangt nach einer Erklärung.
Ich möchte daher einen anderen Vorschlag machen, indem ich ähnliche und vielleicht mit *Tund-aha verwandte Namen heranziehe:
Tündern (Ortsteil von Hameln im niedersächsischen Kreis Hameln-Pyrmont), 1004 Tundiriun, 12. Jh. Tunderen usw.; liegt in einem Bogen der Weser; östlich des Ortes noch Reste eines Altarms oder ähnlich; also Bezug auf die Lage: vom Wasser umgeben.
Tonden bei Brummen (Gelderland, Niederlande), 1059 Tunden. Tondern, dän. Tønder an der Wiedau/Vidå; dort auch Fluss Tunderau.
Es handelt sich offenbar um Ortsnamen, die mit Gewässern zu verbinden sind. Daher wage ich eine Verbindung zu den folgenden Wörtern: altenglisch þindan "schwellen", dänisch (Jütland) tinde "schwellen". Den Wechsel tind ~ tund kann man aus den germanischen Sprachen heraus erklären. Damit wäre dann Tonn-aha aus Tund-aha ein "anschwellender Fluss", was zwar nach Regenfällen bei den meisten Gewässern zu beobachten ist, hier aber vielleicht besonders stark ausgefallen ist oder immer noch ausfällt.
Abkürzungen
GF = Grundform
ON = Ortsname
mhd. = mittelhochdeutsch
mnd. = mittelniederdeutsch
GN = Gewässername
BW = Bestimmungswort
Literatur
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 764
E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale, Halle 1957, S. 183
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 258
A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 13