Cyriaksbad bzw. Garnisionsbad Erfurt Von der Vergangenheit bis zur Gegenwart: Erfurts Bade- und Bäderkultur
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09. Februar 2024, 15:49 Uhr
Von der Dreckbrühe zur Bäderwelt: Vom einstigen Cyriaksbad ist nicht mehr viel übrig. Wer aber in die Geschichte der Erfurter Bäder abtauchen und an historischem Ort schwimmen will, kann bald wieder ins "Dreier" gehen.
Eigentlich war MDR THÜRINGEN-Hörer Peter Strobel nur auf Fotosuche. Für eine Dokumentation der Optima-Werke suchte er Aufnahmen aus den 1950er-Jahren aus dem Cyriaksbad in Erfurt und schon sind wir mittendrin in der Bäderwelt des 19. Jahrhunderts.
Herrn Strobel kann geholfen werden. Es haben sich Erfurter gemeldet, die ihre Fotoalben durchforsten und sich ganz sicher sind, Bilder aus der Zeit zu haben. Schließlich war es ihre Jugendzeit, die sie dort verbracht haben.
Angefangen mit den modernen Bädern hat es in Erfurt 1879 mit dem Aktienbad am Hermannsplatz, schreibt der Historiker Steffen Raßloff.
Es war ein Hallenband mit Sauna. Knapp zehn Jahre später folgte ein Freibad für Frauen, das später als Dreienbrunnenbad bekannt wurde und derzeit liebevoll saniert wird durch einen Verein.
Zu dieser Zeit war das spätere Cyriaksbad am Gothaer Platz noch ein Flussbad am Bergstrom, einem Arm der Gera. Die einstige Lebensader Erfurts muss Ende des 19.Jahrunderts eine ziemliche Dreckbrühe gewesen sein. Die Industrialisierung setzte das fort, was sich schon über Jahrhunderte abspielte in unseren Flüssen.
Darin wurde das Vieh getränkt und die Wäsche gewaschen, es wurde Wasser entnommen und ungeklärt zurückgeführt. Alles klar? Der Historiker Dr. Steffen Raßloff bezeichnet die damaligen Zustände als "nicht mehr haltbar."
Das Baden in der Gera war nicht mehr zu empfehlen, wenn man nicht regelmäßig den Hautarzt aufsuchen wollte.
Das Cyriaksbad wurde dann zunächst als Garnisonsbad ("Garnise") errichtet, was damit zu tun hatte, dass im Brühl preußische Soldaten stationiert waren, die Freizeitgestaltung und Ertüchtigung brauchten. Im Frauenbad sollten sie sich jedenfalls nicht vergnügen.
In den 1920er-Jahren wurde das Garnisonsbad zum beliebten Freizeitbad für alle Erfurter mit Umkleideräumen und Liegewiese.
Das Nordbad hob dann 1925 die Badekultur der Stadt auf eine neue Stufe - so zitiert Steffen Raßloff die Thüringer Allgemeine Zeitung von damals: Mit dem Nordbad "würden die unhaltbaren Badeverhältnisse zur Hebung der Volksgesundheit gerade im sozial unterprivilegierten Norden der Stadt entscheidend verbessert."
"Ich gehe mal baden"
Wer sich Ende des 19. Jahrhunderts mit diesen Worten bei seiner Familie abgemeldet hat, der verschwand in der Regel nicht etwa im häuslichen Badezimmer, sondern musste eines der "Volksbrausebäder" aufsuchen. In feineren Kreisen brauchte man für die Körperpflege das Haus zwar schon nicht mehr verlassen, aber für alle anderen befanden sich die Brausebäder nicht zufällig am Talknoten und in der Moltkestraße (Thälmannstraße).
In der Nähe lagen der Wohnungen der Arbeiterschicht. Für wenige Pfennige gab es warmes Wasser in einer Wanne oder eben unter der Dusche. Im Sommer wurde die Körperreinigung auch gerne "nebenbei" erledigt, vor allem die Jugend verbrachte viel Zeit in den aufkommenden Freibädern.
Was ist vom Cyriaksbad übrig?
Das Bad ist auf dem Weg in die ewigen Jagdgründe. An der Stelle am Brühl in Erfurt soll ein Hotel gebaut werden und gerade wurden die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen, die im Vorfeld solcher Baumaßnahmen immer anstehen. Es gibt also sogar Bilder von den Grabungen und die Reste des einstigen Schwimmbeckens sollten auch gerade noch sichtbar sein an der Baustelle, sagt Steffen Raßloff.
Man sieht noch das Becken und die Randmauern, die archäologischen Zeugen des Bades gibt es noch.
Allerdings dürfe man nicht zu viel erwarten. Die Bäder wurden damals recht schlicht gebaut. Es ist also nicht so, dass es sich lohnen würde, das alte Cyriaksbad mit einer Glaskuppel zu versehen und in die Badelandschaft des künftigen Hotels zu integrieren. Wer etwas nostalgische Badefreuden genießen möchte, dem sei das neue alte Dreienbrunnenbad ans Herz gelegt.
MDR THÜRINGEN (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 09. Februar 2024 | 16:10 Uhr