Landkreis Gotha Bad Tabarz
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Der Zusatz "Bad" wurde Bad Tabarz 2017 zuerkannt. Doch den Name Tabarz gibt es bereits seit vielen Jahren. Es gibt viele Deutungsansätze, doch die Ableitung von den altdeutschen Worten für 'Tanne' scheint nahezuliegen.
Der Ortsname "Bad Tabarz" ist ausführlich von Ch. Riese behandelt worden. Auch die historischen Belege stammen fast alle von ihm:
- 1109 Sigibreht de Thanfort (Schannat, Vindemiae I S. 111)
- 1282 Tamuortinowe (Gerbing, S. 306)
- 1397 Tanfurt (Gerbing, S. 306)
- 1400 Tauartzs (Otto, Thuringia Sacra S. 158)
- 1406 in Taufert, quod sine dubio Taberts villam indicat adiacentem (Otto, Thuringia Sacra S. 160)
- 1510 Tafferts (Gerbing, S. 306)
- 1516 Thafferdts (Lerp, S. 35)
- 1519-24 Thaffert, S. Tawartz, S. Tauarts, S. Tawarts (Lerp, S. 35)
- 1536 Taferts, S. Dafurts, S. Daferts, S. Dauerts (Lerp, S. 35)
- 1545 Tafers (Lerp, S. 35)
- 1557 Tafartische aue, Tabartzische aue (Gerbing, S. 306)
- 1668 Tabarz (Stadtrecht Gotha, S. 98, S. 359)
- 1716 Tawarz, S. Tavartz, S. Tabartz, S. Taberts, S. Dauartz, S. Dawertz, S. Dabarts, S. Daberts (Lerp, S. 35)
- 1748 Tabarz (Abschrift 18. Jh.) (Stadtrecht Gotha, S. 109, 376)
- 1756 Deufers s. Taufers (Postlex., S. 256)
- 1868 Großtabarz, Kleintabarz
- 1873 Tabarz, S. Groß- (OV Prov. Sachsen, S. 217)
- 1873 Klein-Tabarz (OV Prov. Sachsen, S. 110)
Im heutigen Bad Tabarz (der Zuatz Bad wurde im März 2017 zuerkannt) sind die beiden Ortsteile Großtabarz und Kleintabarz aufgegangen, 1925 erfolgte der Zusammenschluss. In der Deutung des Namens, der nicht geringe Probleme aufwirft, kann man sich im Wesentlichen auf die ausführliche Darstellung bei Ch. Riese verlassen. Er argumentiert unter anderem wie folgt: Es ist schwierig, eine Grundform zu gewinnen, denn der Ortsname erscheint in seinen Belegen schon früh verderbt. Für die Grundform nicht belastbar sind sämtliche Belege ab 1400 ff., da hier Anlehnung bzw. Analogie zu den Ortsnamen Dietharz und dem heutigen Ortsteil Cabarz vorliegt.
E. Förstemann war der Ansicht, ein alter Beleg Tagebrechestete beziehe sich auf Tabarz und es liege ein alter Vorname zugrunde. Dieser Meinung hat sich A. Werneburg angeschlossen. Der Beleg gehört jedoch nicht hierher, sondern zu Daberstedt, Ortsteil von Erfurt.
Ch. Riese folgt im Wesentlichen Gedanken von H. Kaufmann und G. Winkler, die an eine ursprüngliche Verbindung aus mittelhochdeutsch tan "Wald, Tannenwald" + vurt, furt, fort "Furt" denken und somit von einer Grundbedeutung "(bei der) Furt am Wald" auszugehen sei. Später sei der Name dann vor allem durch den Einfluss des nahe liegenden Cabarz verändert worden.
Zusammenfassend meint C. Riese:
Im Bestimmungswort kann althochdeutsch tanna 'Tanne, Edeltanne, Fichte', mittelhochdeutsch tanne 'Tanne', mittelniederdeutsch danne 'Tanne, Fichte', ebenso mittelhochdeutsch tan, tannes 'Wald, Tannenwald' angesetzt werden. Im Grundwort ist althochdeutsch furt, altsächsisch vord, mittelhochdeutsch vurt 'Furt, Flussdurchgang' anzusetzen. Es handelt sich also um 'die/eine Furt im/am Tannenwald'.
Man kann ergänzend hinzufügen, dass es in Thüringen weitere Namen gibt, die genau so erklärt werden können:
- Tamfurt oder Dammfurt, eine Wüstung bei Mellingen, 1163/95 Tannvarde, 1326 Tanforte, 1376 Tanwarte (Fuhrmann, S. 71)
- Im Jahr 1382 als Tanforte erwähnter Flurname bei Tiefurt östl. Weimar (Fuhrmann, S. 71).
Literatur
* E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 664.
* W. Fuhrmann, Die Ortsnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, Diss. Leipzig 1962.
* S. Löffler, Geschichte des Dorfes Langenhain. Erfurt, Waltershausen 2002.
* Ch. Riese, Ortsnamen Thüringens – Landkreis Gotha, Hamburg 2010, S. 141ff.
* A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 111.
* G. Winkler, Genetivische Ortsnamen in Ostmitteldeutschland und in angrenzenden Gebieten, Berlin 2007, S. 159f.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 25. Januar 2018 | 11:10 Uhr