Der Innenraum der Kloster Kirche Sankt Wigbert
Täglich um 6:20 und 9:20 Uhr gibt es bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Wort zum Tag Augenblick mal

24. Januar 2025, 05:00 Uhr

Täglich um 6:20 Uhr und um 9:20 Uhr hören Sie bei MDR THÜRINGEN - Das Radio "Augenblick mal", das Wort zum Tag. In dieser Woche spricht es Ralf-Uwe Beck von der evangelischen Kirche in Eisenach.

Freitag, 24. Januar: Bundestagswahl

Zum Jahreswechsel haben sich Politikerinnen und Politiker gleich im Dutzend mit guten Wünschen zu Wort gemeldet: Wir sollen die Solidarität weitertragen, keine Ahnung welche, aber klingt erstmal gut. Und wir sollen an die Zukunft glauben und den Mut haben, für die Zukunft zu kämpfen. Nur für welche? Was ist überhaupt Zukunft, ist das mehr als das, was auf uns zukunft, äh zukommt? Na ja.

Ralf-Uwe Beck 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Fr 24.01.2025 06:20Uhr 01:59 min

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Ein anderer meint, wir sollen die Zukunft nicht durch Schwarzmalerei ersticken. Und eine, die jetzt schon für die Zeit nach der Bundestagswahl als Ministerin gehandelt wird, ermahnt uns, weniger neidisch zu sein und uns gegenseitig etwas zu gönnen, dann würden wir in unserer Gesellschaft alles schaffen.

Fromme Wünsche. Wünsche, die ehrenwert sind, aber an deren Erfüllung nicht einmal die glauben, die sie aussprechen. Früher gab es die Redewendung: Überleg mal, ob es auch frommt. Gemeint war, ob es zum Guten dient. Sollen es nicht nur fromme Wünsche sein, sondern soll das, was wünschenswert ist, auch frommen, also eintreten, ja, dann macht doch: An die Arbeit, ihr Politikerinnen und Politiker!

Wir sollen weniger neidisch sein, dann macht was dagegen, dass die Reichen immer reicher und die Ärmeren ärmer werden. Weniger Schwarzmalerei? Ja, super, dann hetzt nicht nur gegen die politischen Gegner, sondern schlagt Schneisen aus den Miseren, zeigt Lösungen. Wer die Zukunft nur aussitzt, sorgt dafür, dass sie uns schwarz vorkommt.

Am Sonntag in vier Wochen ist Bundestagswahl. Ich werde eine Partei wählen, bei der es frommt, die die Dinge zum Guten wendet. Hoffentlich.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach

Donnerstag, 23. Januar: 12 Artikel von Memmingen

Im zeitigen Frühjahr vor 500 Jahren, 1525, sitzen in Memmingen, im Allgäu, Bauern zusammen. Vom Hunger getrieben, setzen sie 12 Artikel auf. Es ist die erste Menschenrechtserklärung in Europa.

Die Bauern bestehen auf der Allmende, dem Gemeindeeigentum, was der Allgemeinheit immer gehört hat: die Fische in den Gemeindegewässern, das Wild und Holz aus den Gemeindewäldern, Heu von den Gemeindewiesen. Und Schluss soll sein mit der Willkür bei der Festsetzung der Pacht, bei Frondiensten, zu denen sie gezwungen werden, während das Getreide auf dem Halm verfault. Schluss auch mit den willkürlich verhängten Strafen.

Ralf-Uwe Beck 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 23.01.2025 06:20Uhr 02:03 min

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Jede Forderung wird mit der Bibel begründet, mit dem Wort Gottes. Auf das berufen sich die Bauern. Und deshalb wollen sie auch nicht aufrührerisch genannt werden, sondern Gott ergeben, sonst nichts. Diese 12 Artikel machen überall im Land die Runde. Sie werden von Bauernhaufen zu Bauernhaufen weitergereicht, gelesen und vorgelesen. Bisher wurde den Bauern in den Kirchen eingeredet, sie hätten untertänig zu sein. Jetzt rücken ihnen die 12 Artikel das Kreuz Christi dorthin, wo es hingehört, auf ihre Seite – und das macht ihnen das eigene Kreuz gerade.

Und damit ihnen niemand mehr von einer Kanzel einreden kann, es sei eine gottgefällige Ordnung, dass sie immer unten und die Herren selbstverständlich oben sind, lautet der erste Artikel, dass die Bauern ihre Pfarrer selbst wählen wollen. Und wenn sie nichts taugen, wollen sie sie abwählen, zum Teufel schicken können. Knapp gesagt: Keine Gehirnwäsche mehr. Selbst lesen, selbst denken.

Das ist von gestern, aber gilt auch für morgen, findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Mittwoch, 22. Januar: Stark bleiben, Magdeburg

"Stark bleiben, Magdeburg" stand auf einem Banner. Das hatten Fußball-Fans gemalt und mitgebracht zu dem Drittliga-Spiel zwischen Rot-Weiß-Essen und VfB Stuttgart – einen Tag nach dem Anschlag in Magdeburg.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Mi 22.01.2025 06:20Uhr 01:59 min

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Stark bleiben, Magdeburg. Das ist gar nicht so einfach. Die tausenden Blumensträuße, die vor der Magdeburger Johanniskirche abgelegt worden waren, sind verwelkt, die Kerzen sind heruntergebrannt. Wohin damit? Die Stadtreinigung alles einsammeln und entsorgen lassen? Nein! Die Stadt hat die Blumen abholen und auf einer Friedhofswiese ablegen lassen. Hier zeigt sich ein starkes Magdeburg. Die Anteilnahme wird nicht einfach entsorgt, alles hat seine Würde, selbst die verwelkenden Blumen.

Stark bleiben, Magdeburg. Auch gegen die rassistischen Angriffe. Die haben zugenommen, die haben sich verdreifacht seit dem Anschlag. Ausländer in Magdeburg haben Angst vor gewalttätigen Übergriffen. Stark bleiben, Magdeburg.

Bei dem Fußballspiel brüllte während der Schweigeminute vor dem Anpfiff ein Mann in die Stille hinein: "Deutschland den Deutschen". Darauf hob ein Sturm der Entrüstung an, Buh-Rufe, immer lauter, bis daraus wurde: "Nazis raus". Das ganze Stadion stimmte ein: "Nazis raus, Nazis raus."

Das Video findet sich immer noch im Internet. Ich habe es bestimmt 25 Mal angesehen. Bei all dem Irrsinn – derzeit in Österreich, in Riesa, in Magdeburgs deutschnationalen Hinterhöfen: Mir macht das Mut. Auch deshalb, weil dieser Rückhalt gegen Fremdenhass aus einer Ecke kommt, der ich das nicht zugetraut hätte – aus einem Fußballstadion.

Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Dienstag, 21. Januar: Jubeljahr

Franziskus, also der Papst, hat dieses Jahr 2025 als Heiliges Jahr ausgerufen. Das kommt nicht oft vor. In der Bibel wird erzählt, dass Mose von Gott aufgetragen wurde, es soll alle 50 Jahre ein Jubeljahr, so ein heiliges Jahr, geben: Die Schulden sollten erlassen, Besitz neu geregelt werden, Abhängigkeiten sich auflösen. Kein "weiter so". Ein großes Umverteilen. Alles zurück auf Null. Schön wär’s. Aber gegen Null geht eben auch die Aussicht, dass so etwas passiert.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Di 21.01.2025 06:20Uhr 02:04 min

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Dennoch hat der Papst diesem Jubeljahr 2025 die Überschrift gegeben: Hoffnung. Nun, wenn die Kirche "Hoffnung" ruft, klingt das oft süßlich, als würde Puderzucker über all die Probleme gestreut. Und dann schallt es aus der Gesellschaft zurück: "Ha, ihr habt gut reden, was wisst ihr schon von der Welt".

Franziskus aber ist ein Papst von dieser Welt. Bei einer Weihnachtsandacht hat er vor einer Krippe gebetet. Darin das Jesuskind. Das lag auf einer Kufiya, einem Palästinensertuch. Ein Hinweis darauf, dass uns in den Kindern von Gaza Christus begegnet. Genauso tritt er für Flüchtlinge ein, benennt die ökologischen Katastrophen, das Gefälle zwischen Arm und Reich. Kein Puderzucker, eher Salz.

Seid Pilger der Hoffnung, ruft er uns zu. Verharrt nicht in Resignation. Hofft gegen alle Realitäten an, auch wenn die Welt voll Teufel wär, ob sie nun Musk oder Trump, Putin oder Lukaschenko, Netanjahu oder Hamas heißen. Unsere Hoffnung steht gegen ein "weiter so". Diese Hoffnung kann die Welt zurück auf Null stellen, zurück auf Anfang, auf eine neue Chance.

Danke Franziskus für diesen unerschütterlichen Glauben. Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Montag, 20. Januar: Trumps Amtseinführung

Donald Trump wird heute zum zweiten Mal als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ins Amt eingeführt. Was der USA und der Welt bevorsteht, kann nachgelesen werden, es findet sich auf 900 Seiten unter dem Titel "Projekt 2025".

Das sind Pläne für den Umbau der USA, die Zerschlagung staatlicher Strukturen, des Bildungssystems, des Sozialstaates, der politischen Unabhängigkeit der Verwaltung, des Klimaschutzes und so weiter. Dieses "Projekt 2025" setzt die Trump-Regierung auf ein Gleis mit diktatorischen Zügen.

Darauf ist Trump eingeschworen. Ehrlich wäre, er würde heute auch öffentlich auf dieses Pamphlet schwören. Wird er aber nicht, sondern auf die Bibel, wie beim letzten Mal. Soll wohl heißen: Ich, Donald Trump, fühle mich christlichen Werten verpflichtet.

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MDR THÜRINGEN - Das Radio Fr 17.01.2025 11:25Uhr 02:05 min

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Prima, Mister Präsident, dann schlagen Sie mal auf, beispielsweise das Matthäusevangelium, da steht: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln, ihr könnt nämlich nicht Gott dienen und dem Geld." - Das, Mister Präsident, könnten Sie dann auch gleich den Milliardären in ihrer Regierung vorlesen. Oder wie wäre es – wenn es um die Pläne geht, Millionen Migranten außer Landes zu jagen - mit der Stelle, wo Jesus sagt: "Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen?"

Und dann gibt es da noch eine Bibelstelle, wo vom Regieren die Rede ist: "Wehe dir, Land, dessen König ein Kind ist und dessen Minister sich in der Frühe schon betrinken" (an der eigenen Macht) - und ich füge an: "…und die Welt besoffen reden mit Lügen und Drohungen."

Kein guter Tag heute für diese Welt, aber wie sagt die Bibel auch: "Gott stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen."

Das lässt doch hoffen, findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Sonntag, 19. Januar: Die christlichen Werte

Auf manche Morgenandachten hin erreichen mich, nun ja: Reaktionen. Die einen sind angetan, andere ganz und gar nicht. Da schreibt mir ein Hörer: "Wäre das nicht auch einmal ein Thema für eine Andacht? Wie mit Ihnen umgegangen wird und woran Sie sich festhalten?"

Das ist gar nicht so einfach. Nehmen wir das vorige Wochenende. Uns erreichen Bilder von Los Angeles in Flammen, Menschen sind umgekommen, mehr als 10.000 Häuser niedergebrannt. Die Brände sind nicht ungewöhnlich, die Dimension allerdings eine Folge des Klimawandels.

Ralf-Uwe Beck 2 min
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MDR THÜRINGEN - Das Radio So 19.01.2025 06:20Uhr 02:01 min

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Und in derselben Nachrichtensendung wird von Parteitagen berichtet, wo Politiker in den Saal schreien, sie wollen alle Windräder abreißen – und der ganze Saal klatscht. Mache ich das hier zum Thema, na, da ahne ich, was mir entgegenkommt: Die einen freut’s, die anderen geifern.

Woran soll ich mich orientieren, woran festhalten? Es gibt einen christlichen Faden, an dem wir uns entlanghangeln können. Manchmal dünn, und man muss ihn erst finden, aber es gibt ihn, immer. Es ist immer ein Faden, der zu den Menschen führt, die auf der Verliererseite, die verzweifelt sind, die keine Stimme haben, aber ihre Würde. Hilft es denen, die in LA alles verloren haben, und denen, die die nächsten Klima-Katastrophen ereilen werden, die Windräder abzureißen? Ich denke, nein.

Und wenn ich dann angemacht werde, weil manche wollen, dass dieser christliche Faden endlich reißt, dann passiert bei mir das Gegenteil: Er wird stärker, wird zum Seil und daran halte ich mich fest. Das wird nicht reißen, daran glaube ich.

Einen schönen Sonntag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.

Ralf-Uwe Beck - geb. 1962
- Traktorist und Theologe
- arbeitet als Referatsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM)
- politisch engagiert bei Mehr Demokratie e.V.
- verheiratet, drei Kinder, wohnt in Eisenach

MDR

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 24. Januar 2025 | 06:20 Uhr