Bildung Glücklich lernen an der "Schkola"
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21. November 2013, 15:40 Uhr
Am ersten Schultag sind die meisten Kinder noch stolz und glücklich, dass sie endlich lesen und schreiben lernen. Ein paar Jahre später sieht das oft schon anders aus – kein Bock mehr auf Schule... Wie aber können Schüler glücklich und gerne lernen? Eine freie Schule im sächsischen Dreiländereck zu Polen und Tschechien will das mit ihrem Konzept zeigen. Der Schkola-Verbund betreibt dort inzwischen vier Schulen und einen Kindergarten.
Für die rund 20 Jungen und Mädchen der Dani-Klasse von Jana Ramesova beginnt ihr Tag an der Ganztagsschule mit einem halbstündigen Morgenkreis und einem gemeinsamen Frühstück. Erst danach startet der Unterricht. Der ist zweisprachig, schließlich ist Jana Ramesova gebürtige Tschechin. Es ist ein altersgemischter offener Unterricht, die Klassen eins bis drei lernen hier gemeinsam: „Ich denke, das tut den Kindern einfach gut, weil sie auf dem Niveau arbeiten können, wo sie gerade sind. Die unterstützen sich mächtig. Die gucken auch mal ab von den anderen. Und das finde ich ganz, ganz toll.“
Wichtig im Dreiländereck: Nachbarschaft und Sprache
Ob offene Unterrichtsformen oder jahrgangs- und fächerübergreifendes Lernen: Die Schkola hat sich aus bekannten reformpädagogischen Konzepten die Rosinen rausgepickt und weiterentwickelt, sagt Schulleiterin Ute Wunderlich, und dazu eigene Vorstellungen mit einfließen lassen: "Ein Aspekt ist auf jeden Fall Nachbarschaft und Sprache, das heißt hier im Dreiländereck Polen-Tschechien-Deutschland lernen die Kinder ab der ersten Klasse die Nachbarsprache und begegnen sich regelmäßig mit tschechischen und polnischen Kindern." Die offenen Lernformen sollen selbstbestimmtes und selbstständiges Arbeiten fördern. Dazu gehört auch, dass man den Schülern zutraut, sich selbst und ihre Leistungen richtig einzuschätzen und entsprechende Aufgaben lösen, sagt Ute Wunderlich. Deshalb gibt es zunächst individuelle Bewertungen und erst spät Noten. Doch auch wenn man Zeitdruck vermeidet und die Kinder so viel wie möglich im eigenen Tempo lernen können: Am Ende müssen natürlich auch die Schkola-Schüler ihr Können unter Beweis stellen.
"Wenn ich keine Lust auf Mathe hab, mach ich was anderes"
Doch sie wissen ihre Freiheiten auch zu schätzen – so wie Pauline und Rica, die in die 8. Klasse gehen. Pauline sagt: "Ich find’s schon besser, wenn man sich selber seine Aufgaben raussuchen kann, was man jetzt gerade machen will. Das ist cool." Rica findet es toll, dass sie, wenn sie gerade keine Lust auf Mathe hat, einfach was anderes macht. Deutsch oder Kust oder was auch immer. "Zum Schluss muss es aber hinauen, dass alles erledigt ist, wenn man immer nur das macht, worauf man Lust hat. Aber haut eigentlich immer hin."
"Was ist das Leben außerhalb der Schule?"
Die Kinder und Jugendlichen sollen ihre natürliche Neugier und die Lust am Lernen behalten, wünscht sich ihre Schulleiterin. Unter anderem um diese Neugier anzustacheln, gibt es ab der 7. Klasse Praxisunterricht, zu dem auch mehrwöchige Praktika in Unternehmen gehören: "Klasse ist eigentlich die Zeit, wo Schule keine Bedeutung hat. Da ist wichtig, sich zu profilieren. Die Pubertät ist in vollem Gange. Und da ist der Entschulungsprozess unserer Meinung nach der wichtigste. Das es wirklich weggeht von den kognitiven Sachen Mathe, Deutsch, Englisch, sondern mal hin zu dem: Was ist das Leben außerhalb der Schule, nach der Schule? Also Unternehmen kennen zu lernen, sich zu bewähren. Also wirklich auch mal durch Tiefs durchzugehen und da auch wieder positiv herauszugehen.
Sogar manchmal besser als an staatlichen Schulen
All das hat Margarete schon hinter sich. Die 17-Jährige hat im vergangenen Schuljahr die 10. Klasse abgeschlossen und schätzt vor allem die offene und vertrauensvolle Atmosphäre an der Schkola: "Das Besondere ist auch, dass wir alle sozial sind, dass wir gut miteinander klar kommen und auch die – sagen wir mal so – Mobbingrate hier sehr niedrig ist. Ich bin eigentlich recht zufrieden und ich will auch gar nicht auf eine andere Schule wechseln." Deshalb wird sie hier auch ihr Abitur machen. Die Prüfungen zum Realschul-Abschluss hat ihre Klasse übrigens auf eigenen Wunsch extern an einer staatlichen Schule gemacht. Sie wollten wissen, wie gut sie als Schkola-Schüler abschneiden. Das Ergebniss macht sie auch ein bisschen stolz, denn sie waren nicht nur mindestens gleich gut sondern in einigen Fächern sogar besser als die Schüler der staatlichen Schule.