UNESCO-Weltkulturerbe Welterbe: Wertvoll, aber teuer
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16. Juli 2020, 12:42 Uhr
Die Quedlinburger Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe. Dort tagt seit gestern Abend der deutsche UNESCO-Verband. Sachsen-Anhalt ist eines der Bundesländer mit den meisten Weltkulturerbestätten: neben Quedlinburg gibt es das Gartenreich Dessau-Wörlitz, Bauhaus in Dessau, Luther in Wittenberg und Eisleben. Aber was kostet das?
Seit März strahlt die Fassade des Wörlitzer Schlosses wieder in hellgelb und weiß. So soll es auch vor 240 Jahren ausgesehen haben, als dieser erste klassizistische Bau Europas fertiggestellt wurde.
In den letzten Jahren sind mehr als eine Million Euro in die Restaurierung des Wörlitzer Schlosses geflossen. Und das sind noch längst nicht alle Kosten, bestätigt Thomas Weiss von der Kulturstiftung Dessau Wörlitz: "Also man kann sich vorstellen, dass es bei einem Haus wie dem Schloss Wörlitz einer besonderen Sorgfalt bedarf, um es außen wie auch innen zu restaurieren. Und man braucht nicht lange zu überlegen, dass natürlich auch Gärten wie der Wörlitzer Park mit 112 Hektar, aber auch die Wasserflächen einen erheblichen Pflegebedarf haben."
Dessau Wörlitz kostet am meisten
Das Gartenreich Dessau Wörlitz ist die teuerste Weltkulturerbestätte in Sachsen-Anhalt. Bund und Land fördern die Stiftung mit mehr als sieben Millionen Euro pro Jahr. Damit kostet das Gartenreich etwa so viel wie die Stiftungen Bauhaus und Luthergedenkstätten zusammen. Insgesamt ist das UNESCO-Weltkulturerbe teuer, sagt Matthias Puhle vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt: "Das ist relativ viel: Wir haben ein Gesamtbudget von 85 Millionen Euro für alle vom Land getragenen oder geförderten Einrichtungen. Und davon gehen etwa 9 Millionen Euro in Richtung der drei Stiftungen, die die drei Weltkulturerbestätten betreiben."
Die Stiftungen Bauhaus, Luthergedenkstätten und Dessau-Wörlitz bekommen also insgesamt neun Millionen Euro vom Land. Dazu kommt noch Quedlinburg: Da es hier keine Stiftung für das Weltkulturerbe gibt, bezuschusst das Land einzelne Projekte. Solche projektbezogenen Ausgaben kommen auch bei den anderen Weltkulturerbestätten hinzu. Allein das Lutherjubiläum schlägt mit 75 Millionen Euro zu Buche.
Weltkulturerbestätten haben auch eigene Einnahmen.
So ist das Gartenreich Dessau Wörlitz zwar am teuersten, trägt aber selbst auch am meisten bei. Thomas Weiss von der Kulturstiftung: "Wir haben Gottseidank in den letzten Jahren unsere Einnahmen erheblich steigern können. Das hing natürlich auch damit zusammen, dass wir forst- und landwirtschaftliche Flächen hinzubekommen haben. Das heißt, aus dem Holzeinschlag und dem Pachtzins rekrutieren wir einen Teil unserer Einnahmen. Der andere Teil kommt – wie Sie hier sehen – aus dem Gondelbetrieb, aber auch aus Ferienwohnungen."
Ein Drittel der Ausgaben finanziert die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz so selbst, also zwei bis drei Millionen Euro pro Jahr.
Für Sachsen-Anhalt unverzichtbar
Die größeren Summen kommen jedoch vom Bund, aus europäischen Fördertöpfen, vom Land und aus den Kommunen. Matthias Puhle vom Kultusministerium hält alle diese Ausgaben für unverzichtbar: "Wir sind ja das Land mit der dichtesten Weltkulturerbestätten-Landschaft, bezogen auf die Größe und die Einwohnerzahl des Landes Sachsen-Anhalt. Von daher ist es schon etwas, dass wir als eine wichtige identitätsbildende und nach außen hin imageprägende Angelegenheit ansehen."
Die Weltkulturerbestätten sind zwar teuer - aber eben auch wertvoll.