Neue Veröffentlichung bei Pentatone Wiederentdeckung: MDR-Sinfonieorchester und Matt Haimovitz spielen Cellokonzert von Thomas de Hartmann ein
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15. August 2024, 16:35 Uhr
Spannende Veröffentlichung: Das MDR-Sinfonieorchester hat sich unter Chefdirigent Dennis Russell Davies dem Cellokonzert des Komponisten Thomas de Hartmann (1884–1956) gewidmet. Mit Solist Matt Haimovitz entstand eine wunderbare Aufnahme, die auf CD sowie auf allen gängigen Plattformen verfügbar ist und als Stream oder Download genutzt werden kann. Sie ist die erste kommerzielle Veröffentlichung des Werks und erschien bei Pentatone. Nun ist das Cellokonzert auch auf der Veröffentlichung "Thomas de Hartmann - Rediscovered" zu hören.
Mit dem Vergessen der Werke von Thomas de Hartmann soll nun Schluss sein: Die digitale Veröffentlichung des Cellokonzerts ist Teil des "Thomas de Hartmann Project", das seine Musik wieder zugänglich machen will. Nun ist das Werk auch auf der CD "Thomas de Hartmann - Rediscovered" zu hören, auf der zudem das Violinkonzert in der Interpretation von Joshua Bell (Violine) und dem INSO-Lviv Symphony Orchestra unter der Leitung von Dalia Stasevska enthalten ist.
Das Cellokonzert von Thomas de Hartmann
Sein Cellokonzert komponierte Thomas de Hartmann, geboren auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, 1935. Es wurde von den Ängsten dieser Zeit inspiriert, die mit der Verfolgung der Juden durch die Nazis verbunden war. Obwohl Komponist Thomas de Hartmann kein Jude war, fühlte er sich den jüdischen Traditionen eng verbunden, und so ist das Cellokonzert stark von jüdischer Folklore und osteuropäischer Volksmusik beeinflusst. Uraufgeführt wurde es 1938 vom Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Serge Koussevitsky. Den Solopart übernahm Cellist Paul Tortelier, dem das Werk auch gewidmet ist.
Aufnahme im Leipziger Gewandhaus
Gemeinsam mit dem MDR-Sinfonieorchester unter Chefdirigent Dennis Russell Davies hat Cellist Matt Haimovitz das Werk eingespielt – im Rahmen eines gemeinsamen Konzerts im Leipziger Gewandhaus am 22. Mai 2022. Geradezu leuchtend und mit Anklängen an Filmmusik kommt das dreisätzige Konzert daher, das eine Spielzeit von ca. 36 Minuten hat. Damals wurde die Komposition kurzfristig in das Programm aufgenommen, weil eine Aufführung in Kiew – auch mit Matt Haimovitz als Solist – wegen des russischen Angriffskrieges nicht hatte stattfinden können. Entstanden ist eine wunderbare Aufnahme, die für den kanadischen Juno Award nominiert wurde.
Tracklist der digitalen Veröffentlichung
Thomas de Hartmann (1884-1956)
Cello Concerto, Op. 57 (first commerical recording)
I. Allegro con brio 20:46
II. Andante. Solenne 7:51
III. Finale. Allegro ma non troppo 7:32
Produziert wurde das Cellokonzert vom Label Oxingale, es erschien bei Pentatone.
Tracklist der CD "Thomas de Hartmann - Rediscovered"
Thomas de Hartmann (1884-1956)
Violin Concerto, Op. 66
I. Largo - Allegro
II. Andante
III. Menuet fantasque (Tempo do Minuetto)
IV. Finale. Vivace
Joshua Bell (Violin), INSO-Lviv Symphony Orchestra, Dalia Stasevska (Conductor)
Cello Concerto, Op. 57
I. Allegro con brio
II. Andante. Solenne
III. Finale. Allegro ma non troppo
Matt Haimovitz (Cello), MDR Leipzig Radio Symphony Orchestra, Dennis Russell Davies (Conductor)
Wiederentdeckung: Komponist Thomas de Hartmann
Thomas de Hartmann (1884–1956) war zu seiner Zeit eine wichtige kompositorische Stimme und arbeitete eng mit den größten Musikern und Künstlern seiner Zeit zusammen. Er wurde als Sohn russischer Eltern auf dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren und schon früh von führenden Kompositionslehrern und renommierten Pianistinnen unterrichtet. Nach seinem Abschluss am St. Petersburger Konservatorium ging er von 1908 bis 1912 nach München, lernte dort viele Künstlerpersönlichkeiten kennen und wurde Mitglied der avantgardistischen Künstlergruppe "Der Blaue Reiter".
Weiter zog es ihn nach Paris, wo er gemeinsam mit dem Esoteriker, Choreografen und Komponisten Georges I. Gurdjieff wirkte und zudem als Broterwerb über 50 Filmmusiken komponierte. 1950 ging de Hartmann in die USA und schrieb weitere Kompositionen in einer moderneren Klangsprache. Seine Werke gerieten allerdings nach seinem Tod 1956 bald in Vergessenheit.