Bibelarbeit zur Macht der Worte Journalist und Imam für verantwortlichere Sprache
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03. Juni 2011, 14:37 Uhr
Der Journalist Hans Leyendecker und der Imam Benjamin Idris haben auf dem Kirchentag zu mehr Verantwortung im Umgang mit Begriffen aufgerufen. Leyendecker sagte, Worte könnten etwas bewirken, aber auch viel anrichten.
Leyendecker: "Terrorismus" hat Macht
Leyendecker sagte weiter, Vorsicht sei geboten bei Begriffen, bei denen es ein "Definitionsmonopol der Macht" gebe. Als Beispiel nannte der leitende Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung" die Worte "Terrorismus" und "Osama bin Laden". "Wir müssen auch Verantwortung übernehmen mit dem Wort", sagte er während einer Bibelarbeit am Freitagmorgen. Gleichzeitig kritisierte Leyendecker die Informationsflut, die Menschen keine Orientierung geben könne und Desinteresse hervorrufe. Nach drei Jahrzehnten im Journalismus sei heute sein Fazit: "Es ist nicht leicht, Leute zu finden, die etwas Neues zu sagen haben. Es ist aber auch schwer, Leute zu finden, die etwas Neues hören wollen."
Idriz: Scharia verkündet "tröstende Botschaft"
Imam Idriz rief dazu auf, den Sinn des Korans in die heutige Sprache zu übertragen. Bei einer Bibelarbeit machte er seine Forderung am Begriff der "Scharia" fest. Dieser werde von einigen Muslimen "leider entsetzlich entstellt", weil sie Gegenwart und Zukunft mit ihrem jahrhundertealten Islam-Verständnis verschütteten.
Der Imam aus dem bayerischen Penzberg kritisierte auch die öffentliche Debatte über den Islam, die sich nicht bemühe, die eigentliche Bedeutung des Begriffs zu verstehen. Das gehe so weit, dass nur der Gebrauch des Wortes "Scharia" genüge, um als "nicht integrierbarer Fundamentalist" abgestempelt zu werden. Idriz bat darum, die Assoziationen mit mittelalterlichen Rechtsvorstellungen und Körperstrafen zu ersetzen mit der tröstenden und hoffnungsfrohen Botschaft Gottes.