Zeppelin startet zur Weltumrundung Graf Zeppelin: Erfinder der fliegenden Zigarren
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22. April 2021, 12:57 Uhr
Am 28. September 1930 ist der kleine Ort Brunn bei Reichenbach im Vogtland für einen Tag plötzlich ganz groß. Auf einem Feld landet das weltberühmte Luftschiff "Graf Zeppelin" - zum ersten Mal in Sachsen. Ungleich weniger glücklich verlief die Landung des größten Zeppelins, der "Hindenburg" am 6. Mai 1937 bei New York mit 36 Todesopfern. Maßgeblicher Erfinder der "fliegenden Zigarren" war der "verrückte Graf vom Bodensee": Ferdinand Zeppelin.
Ein entlegenes Feld an der Grenze zwischen Sachsen und Thüringen. Es wird planiert, Bäume werden gefällt, Telegrafenmasten gekappt. Alles für diesen einen Moment: Der Zeppelin aus Friedrichshafen am Bodensee schwebt über Brunn darnieder. Er ist 236 Meter lang, hat einen Durchmesser von 30 Meter und eine Höchstgeschwindigkeit von 128 Kilometer pro Stunde. Wer bei diesem Spektakel am 28. September 1930 dabei sein will, braucht eine Eintrittskarte. 80.000 werden verkauft, mit Zaungästen sind fast 200.000 Zuschauer anwesend.
Große Begeisterung
Wo immer Zeppeline erscheinen, lösen sie Begeisterungsstürme aus, nicht nur in Brunn. Es sind Giganten, die am Himmel schweben, die beeindruckende Rekorde auftstellen, und in der Ära der frühen Luftschifffahrt eine neue, solide Form des modernen Reisens versprechen. Ein Name ist damit untrennbar verbunden: Ferdinand Graf von Zeppelin.
Der Graf Zeppelin ist ein ganz charismatischer Typ gewesen. Er ist kein studierter Ingenieur, sondern er ist eigentlich Militär gewesen. Er ist General in Süddeutschland gewesen und war aber als Kind seiner Zeit begeistert von dieser Idee des Fliegens. Zunächst mal unter militärischen Gesichtspunkten, und dann hat er relativ schnell gesehen, der Nutzen kann noch viel größer sein.
Teurer Spaß
1898 gründet Graf Zeppelin die Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt, ein Jahr später beginnt er mit dem Bau des ersten Starrluftschiffs in einer schwimmenden Montagehalle auf dem Bodensee. Am Abend des 2. Juli 1900 steigt in der Bucht von Manzell der erste Zeppelin für einen kurzen Flug auf. Seine Nachfolger schaffen solide immer weitere Strecken und stechen damit die noch nicht auf Langstrecken entwickelten Flugzeuge aus. Der Zeppelin fliegt über den Atlantik, zum Nordpol, zum Südpol, über die Wüsten, über Gebirge. Allerdings ist es ein Transportmittel für die Reichen. In den Gondeln haben zudem nur etwa 35 Passagiere Platz.
Ganz am Anfang hat man tatsächlich gedacht, das ist jetzt die neue Möglichkeit, um anders als mit der Eisenbahn oder mit dem Automobil, was auch zeitgleich aufkam, von A nach B zu kommen. Es zeigt sich dann aber im Laufe der 1920er-Jahre, als das Fliegen mit Flugzeugen preiswerter wird, dass das Zeppelinfliegen nicht diese großen Quantitäten erreichen kann an Fahrgästen, die transportiert werden können.
Starke Erinnerung
In Brunn weiß noch heute jeder Bewohner etwas über den Zeppelin zu erzählen. In der Heimatstube werden Erinnerungen daran gesammelt. Hier wird auch deutlich, warum der berühmte Zeppelin überhaupt in Brunn landete. Wohlhabende Textilunternehmer holten einen Hauch des internationalen Ruhms in die Provinz. Und beweisen mit der geglückten Zeppelinlandung, wie bedeutend das Vogtland war.
Wie es mit der Luftschifffahrt weiter ging
Höhepunkt des Luftschiffbaus war die "Hindenburg": Das Gefährt im Dienst der Deutschen Zeppelin-Reederei war 254 Meter lang, hatte einen Rumpfdurchmesser von 41,2 Metern. Sie konnte 50 Passagiere bequem mit einer Höchstgeschwindigkeit von 125 Kilometern pro Stunde transportieren. Wegen des US-amerikanischen Wirtschaftsembargos gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich konnte die Hindenburg 1936 nicht wie vorgesehen mit unbrennbarem Heliumgas gefüllt werden, sondern wurde mit Wasserstoffgas betrieben.
Ein Jahr lang fuhr das Luftschiff eine regelmäßige Linienverbindung zwischen Deutschland und Südamerika. Bis zum 6. Mai 1937: Im Anflug auf den US-amerikanischen Haltestützpunkt Lakehurst fing die Hindenburg 80 Meter über dem Boden Feuer. 36 Menschen kamen ums Leben.
Ihr Ende fand die Epoche der großen Starrluftschiffe 1940. Die deutschen Militärs stellten sie zwar wieder in ihren Dienst, das dringend benötigte Helium aber blieb weiterhin knapp, sodass die verbliebenen Luftschiffe abgewrackt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in Deutschland erst in den 1970er-Jahren zu einer Renaissance der Luftschiffe, zunächst als Heißluft-Schiffe. Sie fuhren vor allem bei Großveranstaltungen als Werbeträger über den Himmel. Später wurden Luftschiffe eine touristische Attraktion, es wurden Rundfahrten angeboten. Industrie und Militär tüfteln unterdessen weiter an größeren Luftschiffen für Schwertransporte und Aufklärung. Geblieben ist die Faszination der Menschen am Boden, wenn eine "fliegende Zigarre" majestätisch über ihnen dahinschwebt.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV:
Die Hindenburg | 28.03.2016 | 23:45 Uhr
Geschichte Mitteldeutschlands - Das Magazin | 30.09.2014 | 21:15 Uhr