"Die Weite suchen " - Making-of eines Trickfilms
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02. November 2015, 16:26 Uhr
Im Frühjahr 2012 kam Falk Schuster auf die Idee, aus seinen DDR-Urlaubs-Erinnerungen einen Film zu machen. Doch erst gute drei Jahre später feierte der halbstündige Streifen beim DOK Festival Leipzig 2015 Premiere. Laien würden sagen, er hatte sich ja auch doppelte Arbeit gemacht, indem er erst alles nachstellte und filmte und dann erst zeichnete. Doch die ausgesuchte Technik verlangte das. Hier ist das Making-of vereinfacht in drei Schritten.
1. Fragen und Schreiben
Zunächst erst einmal hieß es für Falk Schuster Fakten sammeln, da es sich ja um einen Dokumentarfilm handelte - und da ist Recherche - egal, ob animierter oder realer Film- essentiell. Er recherchierte in Archiven, interviewte seine Eltern, die Vermieter der Urlaubsquartiere oder ehemalige Grenzsoldaten, um schließlich deren Erinnerungen mit seinen im Drehbuch zu vermischen und niederzuschreiben.
2. Suchen und schauspielern
Im zweiten Schritt fing er an zu sammeln: Originalmaterial für jede Szene musste her, denn die gewählte Technik „Rotoskopie“ beruht darauf, realen Film abzuzeichnen. Da es keinen Realfilm, etwa in Form eines Urlaubsvideos von 1987, gab, mussten Falk Schuster und sein Team die erlebten Situationen selbst nachstellen und abfilmen. So entstand eine Art Vorfilm für die Dokumentation. Die Herausforderung dabei war, Requisiten, wie Uniformen, Autos oder Strandspielzeug zu finden, die so authentisch wie möglich waren.
Im Fall eines LKWS mit großen Scheinwerfern war das ein langer Weg. Ursprünglich wurden diese Wagen dazu benutzt, den Strand in der Nacht nach möglichen Flüchtenden abzusuchen, doch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung waren diese LKWs nicht mehr zu finden. Falk Schuster entschied sich schließlich dafür, nach Miniaturmodellen zu recherchieren und wurde bei Ebay in der Ukraine fündig. Abfotografiert und animiert wurde das drei Zentimeter lange Modell zur Filmvorlage.
3. Kreativ sein und abzeichnen
Zuletzt mussten alle Szenen „nur noch“ abgezeichnet werden. Heutzutage geschieht das natürlich digital am Computer, ist aber dennoch ein großer Arbeitsaufwand. Rund sieben Animateure schafften pro Tag rund 15 Sekunden Filmzeit. Denn jede Sekunde Film besteht aus zwölf Bildern … und ehe man zwölf Bilder gezeichnet hatte, konnte auch Zeit vergehen…
Noch wichtig ist: Natürlich wurde nicht 1: 1 vom Realfilm abgepaust. Kreative Freiheit gab es etwa bei den umgebenden Landschaften. Außerdem wurde auch nicht immer alles gezeichnet, was im Vorfilm zu sehen war. So greifen im Film auch mal nur die Unterarme nach etwas.