Die Internetdomain der DDR: ".dd"
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13. Juli 2021, 16:41 Uhr
Seit 2005 erinnert der Internationale Tag des Internets an die erste versendete Botschaft im Internet. Da existierte die DDR zwar schon lange nicht mehr, doch fast hätte auch sie eine Top Level Domain bekommen. Damals, als das junge Internet noch eine Sache von Wissenschaftlern und Militärs war. Kaum vorstellbar, mangelte es im Land doch sowohl an Telefonleitungen als auch an der Bereitschaft der Regierung, das Volk unbeschränkt kommunizieren und sich informieren zu lassen.
Überraschend, aber wahr: Die DDR kam in den letzten Jahren ihres Bestehens noch mit DER Erfindung des 20. Jahrhunderts in Berührung: Denn in den 1980er-Jahren wurde in den USA eine Liste angelegt, in der alle damals existierenden Länder ein eigenes Internetkürzel bekamen. Der Bundesrepublik Deutschland wurde .de zugewiesen, die DDR war mit dem Kürzel .dd vertreten.
Keine Top Level Domain für den Ostblock
Doch im World Wide Web war die DDR damit noch lange nicht. Denn dafür hätte sie in die Liste der Top Level Domains eingetragen werden müssen. Darüber entscheidet bis heute das US-Wirtschaftsministerium und die Zusammenarbeit mit dem Ostblock war stark reglementiert.
Kommunikationsexperten in der DDR hatten trotzdem Witterung aufgenommen und diskutierten, wie sie eine Eintragung in die Liste der Top Level Domains unter Umgehung staatlicher Stellen erreichen konnten. Doch dann gab es die DDR plötzlich nicht mehr, die Endung .dd wurde aus der Länderliste gelöscht.
Erste Internetversuche gab es trotzdem
Ganz internetlos ging des in der DDR trotzdem nicht zu: In Jena nutzte die Universität eine Intranet-Lösung mit der Domain "uni-jena.dd" oder "rz.uni-jena.dd", um intern oder mit dem Kombinat VEB Carl Zeiss Jena zu kommunizieren.
Und wie hätte das Leben in einer DDR mit Internet wohl ausgesehen? Vielleicht kilometerlange Schlangen vor den wenigen Internetcafés, eine Flirt- und Chatseite, die von der FDJ betrieben wird und jahrelanges Warten auf einen eigenen Internet-Anschluss? Genau werden wir das nie erfahren. Eines scheint jedenfalls relativ klar: Freies Surfen im WWW wäre wohl nicht drin gewesen.
ubi
Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: LexiTV | 17.02.2017 | 15:00 Uhr