Erste Flugverbindung Berlin-Weimar
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06. Februar 2019, 10:49 Uhr
Das 100-jährige Jubiläum des Bauhaus ist auch das Jubiläum des ostdeutschen Flugverkehrs. Ab 6. Februar 1919 betrieb die "Deutsche Luftreederei" (DLR) den ersten regelmäßigen Post- und Passagierverkehr auf der Strecke Berlin-Weimar. Im ersten Monat beförderten sie 206,5 Kilogramm Briefe, 5559 Kilogramm Zeitungen und 19 Passagiere.
Zwei Flugzeuge starteten täglich von Berlin nach Weimar, wo die Deutsche Nationalversammlung tagte. An Bord befanden sich allerdings keine Passagiere, sondern rund 4.000 Zeitungen. Schon einen Tag später flogen schon die ersten Briefe mit. Das Privileg genossen allerdings nur die Abgeordneten der Nationalversammlung. Denn diese sollten über alles Tagesaktuelle aus der Presse so schnell wie möglich informiert werden. Auch die Messestadt Leipzig wurde mit Post versorgt. Allerdings sparten sich die Piloten die Landung: Hier warfen sie die Pakete einfach aus der Luft ab.
Das Flugzeug als Passagiermaschine
Auch die ersten Passagiere, die wenige Zeit später mitfliegen durften, hatten es nur wenig besser als die abgeworfenen Briefe. Ausgerüstet mit Sturzhelm, Brille, Pelzmantel gegen den eiskalten Fahrtwind – so abenteuerlich war die Reise von Berlin nach Weimar. Dieser Flug dauerte zum Glück nur zwei Stunden. Länger hätten es die Passagiere im Flugzeug ohne Dach sicher nicht ausgehalten. Trotzdem war das neue Transportmittel ein Highlight. Am 10. Februar machten zwei Flugzeuge auf der Strecke zurück nach Berlin eine Zwischenlandung in Leipzig. Ein Passagier wollte mitfliegen. Ein Meilenstein für den Luftverkehr.
Hintergrundwissen zum Flugverkehr Das "Reichsluftamt" erteilte der "Deutschen Luftreederei" im Januar 1919 die Verkehrszulassung, um einen regelmäßigen Flugbetrieb zu eröffnen. Nach der Eröffnung der Pionierstrecke am 1. März 1919 zwischen Berlin und Hamburg kamen am 15. April 1919 die Strecken Berlin - Warnemünde und Berlin - Hannover dazu. Im ersten Jahr beförderte die DLR mehr als 2.900 Passagiere. Im ersten Betriebsjahr wuchs die Flotte der "Deutschen Luftreederei" auf 84 Flugzeuge an und es wurden 3.546 Flüge absolviert.
Die "Deutsche Luftreederei" erkannte das Potential, Messegäste zu befördern und eröffnete 1919 zur Leipziger Herbstmesse die erste offizielle Messefluglinie der Welt mit drei Hin- und Rückflügen zwischen Berlin-Johannisthal und Leipzig-Mockau. Trotzdem war es damals ein Privileg der Wohlhabenden mit dem Flugzeug zu verreisen. Ein Flugticket für die Strecke Berlin - Weimar kostete rund 450 Mark, der Hin-und Rückflug 700 Mark.
"Hertha" und "Anneliese"
Erst ab Mitte der 1920er-Jahre wurden die Flüge komfortabler. Das Militärflugzeug wurde schließlich durch das erste für den zivilen Luftverkehr in Dessau entwickelte Kabinenflugzeug, die "F13" von Hugo Junkers, ersetzt. Die F13 war so breit wie ein Einfamilienhaus und so lang wie ein Wohnmobil. Die erste Maschine hieß "Hertha". Ihre Nachfolgerin "Anneliese". Sieben Stunden konnte die "F13" am Stück fliegen.
Der Kranich der Lüfte
Das Logo der "Deutschen Luftreederei" zierte ein stilisierter Kranich. In leicht veränderter Form ist dieser Kranich bis heute das Emblem der Deutschen Lufthansa AG, die als Nachfolgerin der "Deutschen Luftreederei" zu einer der größten und bekanntesten Fluglinien Deutschlands aufsteigen sollte. Und dass, obwohl sie innerhalb der ersten Jahre bis Mitte 1920 mehr als 30 neue Unternehmen für den Luftverkehr gründeten.
Da sich damit kein wirtschaftlicher Luftverkehr aufbauen konnte, vereinigten sich diese Unternehmen am 6. Januar 1926 und gründeten die Deutsche Lufthansa AG.
Über dieses Thema berichtet der MDR im TV auch in "Als unsere Demokratie geboren wurde" Mi, 06.02.2019 | 15:10 Uhr