Podcast | Diagnose: Unangepasst Elektronisches Sounddesign trifft auf die Klangkörper des MDR
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29. April 2024, 05:00 Uhr
Der von MDR next geförderte Storytelling-Podcast "Diagnose: Unangepasst - Der Albtraum Tripperburg" über Gewalt gegen Frauen in der DDR geht auch beim Klang neue Wege: Ein junges ostdeutsches DJ-Duo produzierte in Kooperation mit den MDR-Klangkörpern ein imposantes Sounddesign.
Die MDR-Journalistinnen Ann-Kathrin Canjé und Charlotte Witt sowie die Projektleiterin von MDR next, Amelie Hüsni, geben Auskunft zur Kooperation zwischen den MDR Klangkörpern und dem ostdeutschen DJ-Duo.
Frage: Ihr habt fast ein Jahr in die Recherche des Projektes investiert, nun steht der Titel: "Diagnose: Unangepasst - Der Albtraum Tripperburg" fest. Worum geht es genau?
Ann-Kathrin Canjé: "Diagnose: Unangepasst - Der Albtraum Tripperburg" ist ein sechsteiliger Storytelling Podcast. Es geht um scheinbar "unangepasste" Mädchen und junge Frauen aus der DDR, die durch ein staatliches Disziplinierungssystem unterdrückt werden sollten und dabei sexualisierte Gewalt in geschlossenen venerologischen Stationen der DDR erfuhren. Das Besondere ist, dass wir das bisher kaum aufgearbeitete Thema der "Tripperburgen" nahbar und aus feministischer Perspektive erzählen.
Charlotte Witt: Wir blicken auf Machtsysteme damals und heute. Und sprechen mit drei Frauen über ihre schicksalhaften Erlebnisse in der "Tripperburg", sowie wie sie dorthin gekommen sind und wie sie das Erlebte später verarbeiten.
Ann-Kathrin Canjé: Wir beleuchten aber auch die Seite der Verantwortlichen und schauen auf das "Danach". Welche Strukturen machen Machtmissbrauch und Unterdrückung möglich, was passierte mit den Tätern und wie überwinden die Frauen ihr Trauma?
Frage: Euch war von Anfang an wichtig, dass ihr einen soundstarken Podcast produzieren wollt. Was bedeutet das konkret?
Amelie Hüsni: Der Podcast soll eine junge Zielgruppe ansprechen. Daher war es von Anfang an wichtig, da in der Ansprechhaltung, aber eben auch im Sound den richtigen Ton zu treffen. Wir haben uns zeitig für die Zusammenarbeit mit der elektronischen Künstlerin Judith van Waterkant entschieden. Sie ist Psychologin und setzt sich als Aktivistin für die Themen Gleichberechtigung und Feminismus ein. Themen, die im Podcast durchgehend eine Rolle spielen. Sie hat die elektronischen Stücke für den Podcast produziert. Wir wollten aber auch noch etwas echtes, organisches dabei haben. Und so sind wir auf das MDR-Sinfonieorchester und die Frauenstimmen des MDR-Rundfunkchores zugegangen.
Charlotte Witt: Als klar war, das klappt, wir bringen elektronische Musik und die MDR-Klangkörper zusammen in den Orchestersaal, das war wirklich spannend. Die Frauenstimmen repräsentieren die zehntausenden betroffenen Frauen, die wir im Podcast nicht zu Wort kommen lassen konnten. Das war wirklich ein ganz berührender Moment, als die Motive des Sounddesigns zum ersten Mal live gesungen wurden.
Amelie Hüsni: Wir haben mit den Klangkörpern einen großen kreativen Schatz im MDR. Wir wollten gern, dass sich die Musiker und Sängerinnen mit ihren Ideen zum Thema einbringen können. Der musikalische Leiter des MDR-Rundfunkchors, Philipp Ahmann, hat uns im Prozess unterstützt. Ein Teil der Aufnahmen waren in Noten übersetzte Motive aus dem Sounddesign von Judith van Waterkant, ein anderer Teil wurde von den Sängerinnen und Musikern improvisiert. Nun liegt es an unserem Tonregisseur Ole Zender, das Ganze mit den Geschichten der Frauen, Originaltönen der DDR-Zeit und den eigens produzierten "sprechenden Archiven" zu dem zu machen, was hoffentlich viele Menschen in der Podcastwelt hören wollen.
Podcast "Diagnose: Unangepasst – Der Albtraum Tripperburg" - online ab 30.04.2024 in der ARD Audiothek.