#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 7. März

07. März 2023, 05:00 Uhr

1932: Erstflug der Luftfahrt-Legende "Tante Ju"

Am 7. März 1932 absolviert die erste dreimotorige "Junkers Ju 52" in Dessau ihren Jungfernflug. Wegen ihrer soliden Konstruktion, komfortabler Ausstattung und Sicherheit im Betrieb wird sie zum Verkaufsschlager des Flugzeugwerks von Hugo Junkers. In den 1930er-Jahren ist sie sogar die meistverbreitete Verkehrsmaschine weltweit. Unter dem Spitznamen "Tante Ju" transportiert sie bis zu 17 Passagiere. Noch heute ist sie das wohl beliebteste und berühmteste Flugzeug Deutschlands.

1933: "Weltbühne" verboten

Am 7. März 1933 erscheint die Wochenzeitschrift "Die Weltbühne" zum letzten Mal. Zuvor hatten die Redakteure um Herausgeber Carl von Ossietzky wiederholt den beginnenden Nationalsozialismus kritisiert. Nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar ließen die Nationalsozialisten die Zeitschrift verbieten und Mitarbeiter der Redaktion verhaften. Carl von Ossietzky wird zunächst ins Konzentrationslager Sonnenburg, später ins KZ Esterwegen gebracht. 1936 wird von Ossietzky aus der Haft entlassen. Im selben Jahr bekommt er für seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus den Friedensnobelpreis verliehen. Er kann ihn aber nicht persönlich annehmen, weil Hitler eine Ausreisesperre gegen ihn verhängt.

Ursprünglich wurde das Wochenblatt 1905 von Siegfried Jacobsohn als Theaterzeitschrift "Die Schaubühne" gegründet. Ab 1913 veröffentlichte Kurt Tucholsky, meist unter einem Pseudonym, Beiträge darin. 1918 wurde sie umbenannt in "Die Weltbühne" und verstand sich nun als Zeitschrift für Politik, Kultur und Wirtschaft. Nach dem Tod Jacobsohns 1926 übernahmen erst Tucholsky, dann Carl von Ossietzky die Leitung.

Für besonderes Aufsehen sorgte 1929 ein "Weltbühne"-Artikel über den heimlichen Aufbau einer deutschen Luftwaffe. Laut Versailler Vertrag war das dem Deutschen Reich verboten. Redakteur Walter Kreiser und Herausgeber von Ossietzky wurden wegen Landesverrat zu je 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

1941: Zwangsarbeit für Juden angeordnet

Am 7. März 1941 wird im Dritten Reich die Zwangsarbeit für Juden verkündet. Ziel ist ihre "Vernichtung durch Arbeit". Die Schutzstaffel (SS) organisiert die Zwangsarbeit hauptsächlich in Ghettos und Konzentrationslagern, wo die Gefangenen Schwerstarbeit leisten müssen.

1946: Gründung der Freien Deutschen Jugend (FDJ)

Am 7. März 1946 wird in der sowjetischen Besatzungszone die Jugendbewegung "Freie Deutsche Jugend" (FDJ) gegründet. Die zunächst unabhängige, überparteiliche Jugendorganisation entwickelt sich schnell zu einer SED-dominierten Massenorganisation für parteikonforme Arbeit.

1971: Premiere der "Sendung mit der Maus"

Am 7. März 1971 wird erstmals die "Sendung mit der Maus" im Westdeutschen Rundfunk (WDR) ausgestrahlt. Die Sendung heißt damals noch "Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger". Ab Januar 1972 läuft das Kinderformat unter seinem heutigen Namen. Jede Folge besteht aus einer Sachgeschichte, die den jungen Zuschauerinnen und Zuschauern Wissen vermitteln soll, und einer Lachgeschichte, die unterhalten und zum Nachdenken anregen soll. Die "Sendung mit der Maus" ist das bisher langlebigste Kinderformat im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und wird mehrfach ausgezeichnet. So auch 2019, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem Moderator Ralph Caspers den Bundesverdienstorden und der Maus den "Mausverdienstorden" verleiht.

1982: DEFA-Regisseur Konrad Wolf stirbt

Am 7. März 1982 stirbt Konrad Wolf. Er zählt zu den bedeutendsten Regisseuren der DEFA. In Spielfilmen wie "Ich war neunzehn", "Solo Sunny" und "Sonnensucher" setzt er sich mit seinen Kriegserfahrungen und dem sozialistischen Alltag in der DDR auseinander. Geboren 1925 in Baden-Württemberg, emigriert Wolf 1933 mit seiner Familie in die Sowjetunion. 1943 tritt er im Alter von 17 Jahren in die Rote Armee ein und ist als Leutnant an der Befreiung Berlins beteiligt. 1952 wird er Staatsbürger der DDR und Mitglied der SED. Konrad Wolf stirbt 1982 im Alter von 56 Jahren in Berlin.

Konrad Wolf stellt am 25. Februar 1980 während der Berliner Filmfestspiele seinen Film "Solo Sunny" vor.
Konrad Wolf stellt am 25. Februar 1980 während der Berliner Filmfestspiele seinen Film "Solo Sunny" vor. Bildrechte: picture-alliance / dpa | Chris Hoffmann

1983: Ex-DDR-Fußballer Lutz Eigendorf stirbt

Am 7. März 1983 stirbt der ehemalige DDR-Fußballspieler Lutz Eigendorf nach einem mysteriösen Autounfall an seinen Verletzungen. Offiziell ist Eigendorf unter Alkoholeinfluss von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum gefahren. Doch es werden Stimmen laut, die von einem Mord im Auftrag der Stasi sprechen. Denn Eigendorf, der in der DDR für den Berliner FC Dynamo spielte, nutzte im März 1979 ein Auswärtsspiel zur Flucht in die Bundesrepublik Deutschland. Aus Stasi-Unterlagen geht später hervor, dass Eigendorf in den folgenden Jahren minutiös überwacht worden ist. Mit Erpressung sollte er zudem zur Rückkehr bewegt werden. Doch der Fußball-Profi ließ sich nicht beirren und gab immer wieder DDR-kritische Interviews.

Der ARD-Film "Tod dem Verräter" von Heribert Schwan aus dem Jahr 2000 beschuldigt den Stasi-Spitzel Karl-Heinz Felgner alias IM "Klaus Schlosser" der Tat. Felgner bestätigte 2010 vor Gericht, dass er den Mordauftrag angenommen, aber nicht ausgeführt habe.

Lutz Eigendorf, 1982/83
Lutz Eigendorf hat 100 Oberligaspiele für den DDR-Rekordmeister BFC Dynamo bestritten, bevor er in die Bundesrepublik flüchtete. Bildrechte: imago/Ferdi Hartung

1986: Erstes künstliches Herz eingesetzt

Am 7. März 1986 setzt der Chirurg Emil Bücherl einem Patienten ein künstliches Herz ein. Es ist der erste Eingriff dieser Art in Deutschland. Bücherl forscht bereits seit den 1960er-Jahren an der Entwicklung eines Kunstherzens. Es unterstützt den Blutkreislauf solange, bis ein Spenderherz zur Verfügung steht. Die Blutpumpe wiegt 250 Gramm und besteht hauptsächlich aus durchsichtigem Silikon mit sehr glatter Oberfläche. Auch in der DDR gibt es riskante Operationen am offenen Herzen, die nur mithilfe einer selbstgebauten "Herz-Lungen-Maschine" glücken.

1988: Depeche Mode geben einziges Konzert in DDR

Am 7. März 1988 treten Depeche Mode das erste und einzige Mal in der DDR auf. Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) lädt die britische Synthiepop-Gruppe anlässlich ihres 42. Geburtstages in die Werner-Seelenbinder-Halle in Ost-Berlin ein. Die 6.000 Tickets werden offiziell nur an FDJ-Mitglieder verkauft, aber für bis zu 800 Mark auf den Schwarzmarkt weiterverkauft. Depeche Mode sind in Ostdeutschland so beliebt, dass zwischen Rostock und Zwickau rund 70 Fanclubs in den späten 80er-Jahren existieren. 

In einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" äußert sich Keyboarder Andy Fletcher 2009 kritisch zu dem Konzert in Ost-Berlin. Die Band habe nicht gewusst, dass nur FDJ-Mitglieder die Tickets kaufen konnten. Sie hätten das Konzert daher besser nicht geben sollen.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 18. Oktober 2022 | 21:45 Uhr