#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 5. September

05. September 2022, 05:00 Uhr

1946: Sendestart RIAS

Am 5. September 1946 nimmt der Sender RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor), welcher der amerikanischen Militärverwaltung unterstellt ist, seinen Betrieb auf. Seit dem 7. Februar 1946 sendete er bereits als DIAS (Drahtfunk im Amerikanischen Sektor) per Drahtfunk aus Berlin-Schöneberg. Das Programm, welches sich anfangs nur auf einige Stunden täglich beschränkt, richtet sich nicht nur an Berlinerinnen und Berliner, sondern auch an Bürgerinnen und Bürger der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR. Im Osten erfreut sich der Sender großer Beliebtheit, weil er über die politischen Vorgänge in der SBZ/DDR informierte, Falschmeldungen richtigstellt und gerade in den späteren Jahren ein umgangreiches Unterhaltungsprogramm bietet. Da der RIAS Nachrichten sendete, die im Osten tabu waren, ging die DDR-Regierung gegen den Sender vor. Bei einem Schauprozess 1955 gegen angebliche "RIAS-Agenten" wird ein Todesurteil gefällt und im September 1955 in Dresden vollstreckt.

Leuchtbuchstaben auf Dach RIAS-Gebäude in West-Berlin
Nach der deutschen Wiedervereinigung endet die Geschichte des Senders. Am 1. Januar 1994 fusioniert der RIAS mit dem ostdeutschen DS Kultur und wird Teil des Deutschlandradios, dem heutigen Deutschlandfunk Kultur. Bildrechte: MDR FERNSEHEN

1972: Olympia-Attentat München

Am 5. September 1972 überschattet ein Attentat die XX. Olympischen Sommerspiele in München. Palästinensische Terroristen, die der Terrororganisation "Schwarzer September", einem Ableger der PLO (Palästinensischen Befreiungsorganisation) angehören, überfallen die israelische Olympia-Mannschaft im Olympischen Dorf. Dabei töteten sie zwei Menschen und nehmen neun weitere als Geiseln. Die Terroristen fordern die Freilassung von 232 Palästinensern aus israelischer Haft, sowie die der RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhoff. der Forderung wird nicht nachgekommen. Verschiedene Befreiungsversuche scheitern, was auch daran liegt, dass Kamera-Teams das Geschehen weltweit live im Fernsehen übertragen und die Terroristen alles mitverfolgen können.

Es wird sich darauf geeinigt, die Palästinenser und ihre Geiseln nach Kairo auszufliegen. Kurz vor dem Start eskaliert die Situation, nachdem ein weiterer Befreiungsschlag gescheitert war: Schüsse fallen, 17 Menschen kommen an diesem Tag ums Leben - elf israelische Sportler, ein deutscher Polizist und fünf Terroristen. Nach eintägiger Unterbrechung spricht Präsident Avery Brundage bei der Trauerfeier im Olympiastadion den berühmten Satz: "The Games must go on!"

Das Attentat wurde bisher nur wenig aufgearbeitet. Erst 2017 entsteht ein zentraler Erinnerungsort für das Olympia-Attentat im Münchner Olympiapark. Erst kurz vor dem 50 Jahrestag des Attentats einigen sich Bund und Hinterbliebene auf eine Entschädigungssumme von 28 Millionen Euro. Die Bundesregierung verspricht die Aufarbeitung der Geschehnisse von damals.

1977:  Schleyer-Entführung

Am 5. September 1977 entführen RAF-Terroristen Hanns Martin Schleyer in Köln. Der Arbeitgeberpräsident geriet wegen seiner NS-Vergangenheit in den Fokus der RAF. Bei der Entführung werden Sicherheitsbeamte und Schleyers Fahrer erschossen. Die Entführer verlangen die Freilassung von elf inhaftierten Mitgliedern der RAF, darunter Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Die Bundesregierung beschließt jedoch, der Forderung nicht nachzukommen. Nachdem die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" am 18. Oktober scheitert - die Flugzeug-Entführung sollte den Forderungen der RAF Nachdruck verleihen - bringen sich drei inhaftierte RAF-Mitglieder um. Daraufhin wird Hanns Martin Schleyer ermordet. Sein Leichnam findet man einen Tag später in einem Kofferraum. Die Beisetzung findet am 25. Oktober in Stuttgart unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit statt.

Das Archivbild zeigt einen Bildausschnitt von der Titelseite der französischen Zeitung 'Liberation' vom 28. September 1977, der den entführten Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer unter dem Logo der RAF (Rote Armee Fraktion).
Der entführte Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer unter dem Logo der RAF (Rote Armee Fraktion). Bildrechte: picture-alliance/ dpa | UPI

1990: Rückbenennung der Leipziger Karl-Marx-Universität

Am 5. September 1990 spricht sich der Senat der Leipziger Karl-Marx-Universität mehrheitlich für die Rückbenennung der Karl-Marx-Universität Leipzig in Universität Leipzig aus. Die 1409 gegründete Universität wurde am 5. Februar 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg wiedereröffnet und erhielt 1953 den Namen "Karl-Marx". Wie der Senat erklärt, war die Namensgebung damit verbunden, die politischen Überzeugungen der SED-Diktatur zu vermitteln. Davon soll sich distanziert werden.

Schild von der Arbeiter- und Bauern-Fakultät der Universität Leipzig
1991 wird der Namenszusatz entfernt und die Universität Leipzig (lat. Alma mater lipsiensis) trägt nun wieder ihren ursprünglichen Namen. Bildrechte: MDR

1991: Ende der UdSSR eingeläutet

Am 5. September 1991 wird das Ende der Sowjetunion eingeläutet. An diesem Tag beschließt der Volksdeputiertenkongress die Bildung einer Übergangsregierung. Die Präsidenten der jeweiligen Sowjetrepubliken sollen den neuen Staatsrat stellen. Einen Tag vorher hatte UdSSR-Staatspräsident Michail Gorbatschow die Unabhängigkeit der baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen anerkannt.

Bereits im August hatten kommunistische Funktionäre gegen Gorbatschow geputscht, allerdings erfolglos. Bei einem Treffen im russischen Wiskuli beschließen am 8. Dezember der weißrussischen Parlamentschef Stanislaw Schuschkewitsch, der russische Präsident Boris Jelzin und der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk die Auflösung der UdSSR. Das formale Ende der Sowjetunion wird im Dezember 1991 besiegelt: Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) wurde gegründet und am 26. Dezember veranlasste das Parlament die Auflösung der Sowjetunion zum Jahresende.

Vorschaubild Volksdeputierten Kongress Moskau 1991 1 min
Bildrechte: DRA

1997: Tod von Mutter Theresa

Am 5. September 1997 stirbt die Ordensschwester Mutter Theresa im Alter von 87 Jahren. Sie stammte aus dem mazedonischen Skopje und trat bereits mit 18 Jahren dem irischen Orden "Schwestern der Loreto" bei. Ein Jahr später kam sie nach Indien und arbeitete dort als Lehrerin in Colombo, Madras und Kalkutta. Mit der Zustimmung des Papstes und der indischen Regierung gründete sie 1950 den Orden "Missionarinnen der Nächstenliebe" und ließ Hilfseinrichtungen wie Waisenhäuser und Kliniken errichten. Bald wurden die Medien auf ihr unermüdliches Engagement aufmerksam, das sie international berühmt machte. 1971 erhielt sie den Friedenspreis des Papstes und 1979 den Friedensnobelpreis. Bereits 2003 wurde sie selig- und 2016 heiliggesprochen. Manche kritisierten allerdings ihren strengen Glauben und warfen ihr vor, in erster Linie den konservativen katholischen Glauben verbreiten zu wollen.

Mutter Teresa
Ihre Arbeit als Ordensschwester und Missionarin brachten Mutter Theresa den Friedensobelpreis ein. Bildrechte: imago/UPI Photo

2005: Neun Deutsche sterben bei Seilbahnunglück in Österreich

Am 5. September 2005 kommt es zu einem der schwersten Seilbahnunglücke in den österreichischen Alpen: Im Tiroler Ötztal sterben am 5. September neun deutsche Ski-Touristen, unter ihnen sechs Kinder. Ein Transporthubschrauber verlor einen 750 Kilogramm schweren Behälter, der die Gondel traf und mit in die Tiefe reißt. Die heftigen Schwingungen, die durch den Zusammenstoß ausgelöst werden, sorgten dafür, dass auch Insassen der darüber fahrenden Kabine zu Tode kommen. Das Unglück ereignet sich nahe einer Bergstation auf ungefähr 3300 Höhenmetern. In einem anschließenden Strafprozess wird der Pilot des Helikopters der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt.

2006: Baubeginn des Berliner Flughafens BER

Am 5. September 2006 wird der erste Spatenstich für den Bau des Berliner Flughafens "Willy Brandt" (BER) begonnen, der damals noch Berlin Brandenburg International (BBI) heißen sollte. Es dauerte lang, bis das Vorhaben überaupt in Angriff genommen werden konnte. Bereits direkt nach der Wende sollte Berlin einen großen internationalen Flughafen bekommen. Klagen wegen Fluglärm und Uneinigkeit in Sachen Finanzierung zögerten das Großprojekt jedoch lange hinaus.

Der Beginn des Flugbetriebs ist zunächst für November 2011 geplant, die Kosten sollten sich auf zwei Milliarden Euro belaufen. Die vorläufige Planung stellte sich allerdings als utopisch heraus. Etliche Planungsfehler beim Bau, bei der Finanzierung und in der Verwaltung, wie zum Beispiel eine defekte Brandmeldeanlage und mutmaßliche Korruption unter den Verantwortlichen, verzögern den Bau immer weiter. Nach 14 Jahren Bauzeit öffnet der Flughafen BER am 31. Oktober 2020 – Gesamtkosten: sechs Milliarden Euro.