#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 1. April
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01. April 2023, 05:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
- 1927: Erstes synthetisches Benzin produziert
- 1933: Boykott gegen jüdische Geschäfte
- 1955: Trickfilm-Studio der DEFA gegründet
- 1956: Gründung des BND
- 1991: Ermordung von Detlev Rohwedder
- 1992: Erste durchgehende S-Bahn in Berlin seit Mauerbau
- 2001: Pongoland im Leipziger Zoo eröffnet
- 2001: Ehe für Alle in den Niederlanden
1927: Erstes synthetisches Benzin produziert
Am 1. April 1927 wird in den Leuna-Werken das weltweit erste synthetische Benzin hergestellt. Der aus Braunkohle synthetisierte Kraftstoff wird während der NS-Zeit staatlich gefördert. Bereits 1933 sichert sich die I.G.-Farben mit einem Vertrag die Versorgung der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg mit dem synthetischen Treibstoff. Im Mai 1944 werden die Hydrierwerke in Leuna bei gezielten Bombenangriffen stark zerstört, die Produktion geht daraufhin enorm zurück. In der DDR wird das synthetische Benzin noch bis in die 1970er-Jahre hergestellt, um Devisen aus dem Westen zu beschaffen. Weil die Produktion von Benzin aus Erdöl viel günstiger ist, setzt sich das "Leuna-Benzin" aber nicht dauerhaft durch. Die letzten Anlagen zur Produktion des synthetischen Kraftstoffs werden demontiert.
1933: Boykott gegen jüdische Geschäfte
Am 1. April 1933 beginnt der von den Nationalsozialisten verhängte Boykott gegen jüdische Ärzte, Rechtsanwälte und Geschäftsleute. Ab 10 Uhr morgens werden unter Parolen wie "Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!" Menschen an dem Betreten von Geschäften gehindert. Angehörige von SA und SS drohen potentiellen Kunden mit Gewalt. Von Juden geführte Geschäfte, darunter auch große Kaufhäuser, müssen schließen. In vielen Orten kommt es zu Gewalt und Übergriffen gegen jüdische Bürger. In Annaberg/Sachsen werden Kunden jüdischer Geschäfte Stempel mit der Aufschrift "Wir Verräter kauften bei Juden" ins Gesicht gedrückt.
1955: Trickfilm-Studio der DEFA gegründet
Am 1. April 1955 wird in Dresden das Trickfilm-Studio der DEFA gegründet. Zu den dort produzierten Klassikern zählen "Alarm im Kasperletheater" (1960), "Der gestiefelte Kater" (1968), "Die Weihnachtsgans Auguste" (1984-1985) oder "Die fliegende Windmühle" (1982). Das "Staatliche Studio für Animationsfilme der DDR" produziert fast 2.000 Filme, davon allein 740 Animationsfilme für Kinder und Familien. 1992 wird das DEFA-Trickfilmstudio von der Treuhand abgewickelt und nach der Privatisierung vom MDR übernommen.
1956: Gründung des BND
Am 1. April 1956 wird der Bundesnachrichtendienst (BND) mit Sitz im bayerischen Pullach gegründet. Der BND geht aus der "Operation Gehlen" hervor, die zu Beginn des Kalten Krieges helfen soll, die Sowjetunion auszuspähen. Bis 1978 kann der BND weitestgehend ohne rechtliche Kontrolle agieren. Als einzige oberste Bundesbehörde untersteht der BND bis heute dem Bundeskanzleramt und ist der einzige deutsche Auslandsgeheimdienst. Im Jahre 2013 veröffentlicht der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden streng geheime Dokumente. Diese beweisen, dass der amerikanische Geheimdienst NSA mit Hilfe des BND europäische Institutionen ausgespäht hatte.
1991: Ermordung von Detlev Rohwedder
Am 1. April 1991 wird der Präsident der Treuhandanstalt Detlev Rohwedder ermordet. Aus 63 Metern Entfernung feuert ein Scharfschütze drei Kugeln durchs geschlossene Fenster in die Wohnung Rohwedders und trifft ihn tödlich. Wenig später bekennt sich die Rote Armee Fraktion (RAF) zu der Tat. Als Chef der Treuhand ist Rohwedder in den Wochen zuvor vermehrt Drohungen und Anfeindungen ausgesetzt gewesen.
Nach der Wende soll die Treuhand möglichst viele Volkseigene Betriebe der DDR in die Marktwirtschaft überführen und sie international wettbewerbsfähig machen. Die Treuhand ist mit der Riesenaufgabe aber überfordert: Viele Betriebe gehen insolvent, eine Großzahl ehemaliger DDR-Bürger wird arbeitslos. Selbst Rohwedders Nachfolgerin an der Spitze der Treuhand, Birgit Breuel, räumt ein, dass den Menschen in der ehemaligen DDR viel zugemutet wurde.
1992: Erste durchgehende S-Bahn in Berlin seit Mauerbau
Am 1. April 1992 wird die S-Bahn-Strecke zwischen Potsdam (früher: DDR) über Wannsee (früher: West-Berlin) in Richtung Erkner wiedereröffnet. Hunderte Menschen kommen, um die Inbetriebnahme zu feiern. Durch den Bau der Berliner Mauer 1961 wurde die 57 Kilometer lange Strecke stillgelegt. Bevor die Verbindung wieder befahren werden konnte, mussten umfassende Arbeiten an den Gleisen durchgeführt werden.
2001: Pongoland im Leipziger Zoo eröffnet
Am 1. April 2001 eröffnet der Leipziger Zoo das Pongoland. Das Gehege ist die größte Menschenaffen-Anlage der Welt, in der alle vier Menschenaffen-Arten, also Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen und Bonobos, in unmittelbarer Nähe leben. Zusätzlich forscht das Max-Planck-Insitut für evolutionäre Anthropologie im Pongoland. Laut Angaben des Zoos Leipzig ist es eines der meistbesuchten Gehege im Zoo. Den Leipziger Zoo gibt es bereits seit 1878, auch zu DDR-Zeiten war er eine beliebte Leipziger Attraktion.
2001: Ehe für Alle in den Niederlanden
Am 1. April 2001 tritt in den Niederlanden ein Gesetz in Kraft, das gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe ermöglicht. Das Königreich ist damit weltweit das erste Land, dass die Ehe von schwulen und lesbischen Paaren legalisiert. Kurz nach Mitternacht traut Amsterdams Bürgermeister Job Cohen drei gleichgeschlechtliche Paare. Deutschland zieht 2017 nach.