#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 9. Dezember

09. Dezember 2022, 05:00 Uhr

2019: Welt-Anti-Doping-Agentur sperrt Russland

Am 9. Dezember 2019 entscheidet die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) über Doping-Sanktionen gegen Russland. 2014 waren zahlreiche Fälle von Doping-Missbrauch russischer Athletinnen und Athleten ans Licht gekommenen. Das Moskauer Kontrolllabor soll Daten von mindestens 145 Sportlerinnen und Sportlern manipuliert haben. Die WADA schließt Russland für vier Jahre vom Weltsport aus. Nur unbelastete russische Athletinnen und Athleten dürfen während der Sperre bei den Weltmeisterschaften oder den Olympischen Spielen unter neutraler Flagge antreten. Nachdem Russland Einspruch einlegt, verkürzt der Internationale Sportgerichtshof die Sperre 2020 auf zwei Jahre.

Lilia Akhaimova, Viktoria Listunova, Angelina Melnikova und Vladislava Urazova
Die unbelasteten russischen Turnerinnen Lilia Akhaimova, Viktoria Listunova, Angelina Melnikova und Vladislava Urazova nahmen unter dem Teamnamen "ROC" an den Olympischen Spielen 2021 teil. Bildrechte: IMAGO / Schreyer

2016: Öko-Bahnhof in Wittenberg eröffnet

Am 9. Dezember 2016 wird in der Lutherstadt Wittenberg der neue Öko-Hauptbahnhof eröffnet. Nach Angaben der Deutschen Bahn verursacht der Neubau keine CO2-Emission und wird mit Solarzellen und Erdwärme betrieben. Außerdem sollen energieeffiziente Baustoffe und eine Anlage zur Regenwasseraufbereitung zum Klimaschutz beitragen. Der Wittenberger Hauptbahnhof ist Deutschlands zweiter "grüner" Bahnhof. Der erste wurde 2014 in Kerpen-Horrem in Nordrhein-Westfalen eröffnet. Das Öko-Vorzeigeprojekt in Sachsen-Anhalt kostete knapp zwölf Millionen Euro.

1990: Lech Wałęsa wird Polens Präsident

Am 9. Dezember 1990 wird Lech Wałęsa zum polnischen Staatsoberhaupt gewählt. Er ist der erste demokratisch gewählte Präsident seit 1945. In den Jahren zuvor hatte Wałęsa als Kopf der Gewerkschaft "Solidarność" maßgeblich zum demokratischen Umbau Polens beigetragen. Für seinen Einsatz erhielt der gelernte Elektriker im Herbst 1983 den Friedensnobelpreis. Obwohl seine Verdienste für die polnische Geschichte unumstritten sind, werden mehrfach Vorwürfe wegen angeblicher Spitzeltätigkeiten gegen Wałęsa laut. Ein Gericht spricht ihn 2000 davon frei.

1989: Gregor Gysi wird SED-Vorsitzender

Am 9. Dezember 1989 wird Rechtsanwalt Gregor Gysi auf dem Sonderparteitag der SED zum neuen Vorsitzenden gewählt. Nur eine Woche später geht aus der SED die SED-PDS, die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) 1990 hervor. Im Zuge der Deutschen Einheit ist Gysi maßgeblich an der Integration der PDS in den Bundestag beteiligt. 2005 etabliert sich aus einem Wahlbündnis der Linkspartei.PDS und der "Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative" (WASG) unter Gregor Gysi und Oskar Lafontaine die Bundestagsfraktion DIE LINKE. Am 16. Juni 2007 findet in Berlin die eigentliche Gründung der Partei DIE LINKE statt. Gysi ist von 2005 bis 2015 Vorsitzender der Linksfraktion.

1961: Fluchthelfer Dieter Wohlfahrt stirbt

Am 9. Dezember 1961 stirbt der österreichische Student Dieter Wohlfahrt am Berliner Todesstreifen. Der 20-Jährige wird bei einem Fluchthilfeversuch angeschossen. DDR-Grenzposten verhindern unter Androhung von Waffengewalt jegliche Rettungsversuche durch die britische und West-Berliner Polizei. Wohlfahrt verblutet im Stacheldrahtzaun. Erst nach über einer Stunde wird sein Leichnam geborgen. Der Student ist das erste Maueropfer ohne deutsche Staatsbürgerschaft und mit Wohnsitz in West-Berlin. Die SED-Führung erhebt Anschuldigungen gegen Wohlfahrt und seine Freunde, die bei dem Fluchtversuch geholfen haben. So behauptet sie, es habe sich um einen bewaffneten Anschlag auf die Staatsgrenze gehandelt, bei dem die Schleuser das Feuer eröffnet hätten. Diese streiten ab, bewaffnet gewesen zu sein.

1946: Beginn des Nürnberger Ärzteprozesses

​Am 9. Dezember 1946 beginnt der Nürnberger Ärzteprozess als erster Nachfolgeprozess des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher. Prominente NS-Mediziner müssen sich wegen ihrer Verbrechen verantworten. Unter ihnen befinden sich KZ-Ärzte und führende Köpfe der sogenannten NS-Euthanasie, die unter dem Decknamen "Aktion T4" durchgeführt wurde. Dabei handelte es sich um die massenhafte, systematische Tötung von psychisch Kranken und Behinderten. 1947 werden bei den Ärzteprozessen sieben Angeklagte zum Tode verurteilt.