#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 6. Dezember
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06. Dezember 2022, 05:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
- 1912: Büste der Nofretete entdeckt
- 1947: Erster SED-Volkskongress
- 1956: Walter Janka wird verhaftet
- 1989: Egon Krenz tritt zurück
- 1990: DDR-CDU-Vermögen geht an Treuhand
- 1991: Ulbricht-Tochter tot aufgefunden
- 1992: Lichterketten gegen Ausländerhass
- 1994: OSZE-Gründung beschlossen
- 1996: Ostdeutschland erhält weitere Welterben
- 2016: "Ja" zum Atomausstieg
- 2019: SPD wählt Doppelspitze
1912: Büste der Nofretete entdeckt
Am 6. Dezember 1912 findet der deutsche Archäologe Ludwig Borchardt im altägyptischen Tell el-Amarna die über 3.000 Jahre alte Büste der Königin Nofretete. Der Kunstschatz wurde in der Regierungszeit des Pharaos Echnaton zur Zeit der 18. Dynastie zwischen 1353 und 1336 v. Chr. gefertigt. Aufgrund vertraglicher Vereinbarungen zwischen Ägypten und der Deutschen Orient-Gesellschaft kommt die Kalksteinbüste 1913 nach Deutschland, wo sie 1924 erstmals ausgestellt wird. Bis heute wird diskutiert, ob es sich bei der Büste der Nofretete um Raubkunst handelt. Seit 2009 befindet sich die Skulptur im Ägyptischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin.
1947: Erster SED-Volkskongress
Am 6. Dezember 1947 organisiert die SED den "Ersten Deutschen Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden". Delegierte aus allen Besatzungszonen nehmen teil, wobei der Großteil aus der Sowjetischen Besatzungszone kommt und von der SED ausgewählt wurde. Die Teilnehmer fordern eine gesamtdeutsche Regierung. Die westlichen Besatzungszonen lehnen dies jedoch ab. Am 17. und 18. März 1948 findet der Zweite Deutsche Volkskongress statt. Die Anwesenden wählen den Ersten Deutschen Volksrat und ein Präsidium, dessen Vorsitzender der spätere DDR-Präsident Wilhelm Pieck wird. Beim Dritten Deutschen Volkskongress am 29. und 30. Mai 1949 wird der Zweite Deutsche Volksrat gewählt, der sich am 7. Oktober 1949 konstituiert und die Verfassung der DDR in Kraft setzt.
1956: Walter Janka wird verhaftet
Am 6. Dezember 1956 wird der Verleger und Dramaturg Walter Janka verhaftet. Die SED wirft ihm vor, Mitglied einer staatsfeindlichen Gruppe zu sein. Janka und andere Intellektuelle, darunter Wolfgang Harich, hatten in einem "Kreis der Gleichgesinnten" über Reformen des sozialistischen Systems diskutiert. Die DDR abschaffen wollten sie laut Janka nie. Dennoch werden die Angeklagten in Schauprozessen zu Zuchthausstrafen verurteilt. Internationale Proteste bewirken 1960 die frühzeitige Entlassung Jankas. 1990 wird er offiziell rehabilitiert.
1989: Egon Krenz tritt zurück
Am 6. Dezember 1989 legt Egon Krenz, der am 3. Dezember 1989 als SED-Generalsekretär zurückgetreten war, auch das Amt des Vorsitzenden des Staatsrates und Nationalen Verteidigungsrates nieder. Damit zieht er die Konsequenzen aus der offenen Ablehnung in der Bevölkerung. Im Mai desselben Jahres hatte Krenz als oberster Wahlleiter die Wahlfälschungen bei der DDR-Kommunalwahl gedeckt.
1990: DDR-CDU-Vermögen geht an Treuhand
Am 6. Dezember 1990 teilt die West-CDU in Bonn mit, das Vermögen der früheren DDR-CDU an die Treuhandanstalt ausgehändigt zu haben: umgerechnet acht Millionen Euro. Bei der SED, beziehungsweise deren Nachfolgepartei PDS, wurde ein Gesamtkapital von etwa 1,17 Milliarden Euro sichergestellt. Im Zuge der Wiedervereinigung verwaltet die "Treuhandgesellschaft" das Vermögen von DDR-Parteien und staatlichen Organisationen. Sie wurde am 1. März 1990 auf Beschluss des Ministerrates der DDR als "Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums" gegründet und soll das Volkseigentum für die DDR-Bürgerinnen und Bürger verwalten.
1991: Ulbricht-Tochter tot aufgefunden
Am 6. Dezember 1991 wird Beate Matteoli, Adoptivtochter des ehemaligen DDR-Staats- und Regierungschefs Walter Ulbricht, tot aufgefunden. Die Ulbrichts hatten die ukrainische Kriegswaise 1946 auf Vermittlung des Dresdner Jugendamts gefunden und bei sich aufgenommen. Als Jugendliche distanzierte sich Beate zunehmend von ihrem strengen Elternhaus, als Erwachsene verfiel sie dem Alkohol. Zuletzt herrschte zwischen der Tochter und den Adoptiveltern Funkstille. Unter welchen Umständen sie zu Tode kam, ist bis heute ungeklärt.
1992: Lichterketten gegen Ausländerhass
Am 6. Dezember 1992 demonstrieren in München eine halbe Million Menschen friedlich mit Kerzen und Fackeln gegen Ausländerhass. Es ist die bislang größte Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit und die erste Menschenlichterkette in Deutschland. Ähnliche Lichterketten-Proteste in anderen Großstädten folgen. Auslöser waren zahlreiche rassistisch motivierte Übergriffe wie die ausländerfeindlichen Exzesse 1991 in Hoyerswerda, die Krawalle in Rostock-Lichtenhagen im August 1992 sowie weitere gewalttätige Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte oder ähnliche Einrichtungen.
1994: OSZE-Gründung beschlossen
Am 6. Dezember 1994 wird bei einem Gipfeltreffen in Budapest beschlossen, die "Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" in "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (OSZE) umzubenennen. Der Entscheid tritt am 1. Januar 1995 in Kraft. Ziel der OSZE ist es, Frieden zu schaffen und Sicherheit nach inner- und zwischenstaatlichen Konflikten wiederherzustellen. Ihre Resolutionen sind rechtlich nicht bindend. Zu den 57 Mitgliedsstaaten gehören Länder aus Europa, Zentralasien und Nordamerika, darunter die USA, Russland und die Ukraine.
2014 beginnt die größte Mission in der Geschichte der OSZE auf dem Gebiet der Ukraine. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 wird der Einsatz jedoch im März 2022 auf Druck Russlands eingestellt. Im Oktober verurteilt die OSZE die russischen Angriffe in der Ukraine als "Terror" gegen die Zivilbevölkerung.
1996: Ostdeutschland erhält weitere Welterben
Am 6. Dezember 1996 werden die Luther-Gedenkstätten in Wittenberg und Eisleben und die Bauhaus-Gebäude in Dessau und Weimar in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Insgesamt gibt es in Deutschland 51 Welterbestätten, darunter 48 des Weltkulturerbes und drei Stätten des Weltnaturerbes (Stand 2021).
2016: "Ja" zum Atomausstieg
Am 6. Dezember 2016 erklärt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe das Gesetz zum beschleunigten Atomausstieg von 2011 für rechtmäßig. Große Energiekonzerne wie RWE, E.ON und Vattenfall seien jedoch für nicht nutzbare Reststrommengen finanziell zu entschädigen. Für die Unternehmen bedeutet der verfrühte Ausstieg aus der Kernkraft nach eigenen Angaben Kapitalverluste in Milliardenhöhe. Sie klagen deshalb gegen das Gesetz. Wie hoch die Summe für den Ausgleich sein wird, entscheidet sich, sobald das letzte Atomkraftwerk vom Netz gegangen ist.
2019: SPD wählt Doppelspitze
Am 6. Dezember 2019 werden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans an die Spitze der SPD gewählt. Die Partei kehrt mit dem Führungsduo zu alten Traditionen zurück: Die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), später SPD, hatte sich 1871 aus zwei Parteien zusammengeschlossen. Eine Doppelspitze war deshalb lange der Regelfall.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 17. Januar 2020 | 17:45 Uhr