#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 15. Oktober
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15. Oktober 2022, 05:00 Uhr
1922: Thomas Mann spricht sich für Demokratie aus
In Berlin spricht der Schriftsteller Thomas Mann zu Studenten und bekennt sich klar zur Demokratie. Die Rede "Von deutscher Republik" ist seinem Kollegen Gerhart Hauptmann zum 60. Geburtstag gewidmet. Die Zuhörer sind überrascht - Thomas Mann hatte noch vier Jahre zuvor in seinen "Betrachtungen eines Unpolititschen" die Demokratie für unvereinbar mit dem "deutschen Wesen" gehalten. Nun erklärt er, dass die Demokratie besser zur deutschen Kultur passe als der Wilhelminismus. Er will damit die studentische Jugend ermuntern, ihren Widerstand gegen die Republik aufzugeben. Dieser Sinneswandel handelt dem späteren Literaturnobelpreisträgern insbesondere bei den streng Konservativen den Ruf als charakterlosen Verräter ein.
Manns Standpunkt zum Thema der richtigen Staatsform unterlag einer längeren Zeit des Wandels. Dieser war statt innerer Reflektion vor allem äußeren Anlässen geschuldet: Er fühlte auch eine persönliche Schuld an dem öffentlichen Schweigen zu den politischen Mordtaten der zurückliegenden Jahre. Den Mord an Walther Rathenau am 24. Juni 1922 hatte er als "schweren Choc" bezeichnet.
1928: "Graf Zeppelin" überquert den Atlantik
Mit Jubel wird das Starrluftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" in Lakehurst bei New York empfangen. Das zu diesem Zeitpunkt größte Luftfahrzeug der Welt war vier Tage zuvor in Friedrichshafen gestartet. Die Fahrt über den Atlantik gestaltete sich dramatisch, weil das Luftschiff südlich der Azoren in ein Unwetter geriet. Die Besatzung musste ein aufgerissenes Seitenleitwerk reparieren, sodass die Atlantiküberquerung fortgesetzt werden konnte. Es ist die erste größere Fahrt, die das am 18. September 1928 nach 21-monatiger Bauzeit in Dienst gestellte in Starruftschiff absolvierte.
Die "Graf Zeppelin" war ursprünglich als Versuchsfahrzeug gebaut, wird aber durch zahlreiche spektakuläre Fahrten wie einer 20-tägigen Weltfahrt und der Polarfahrt berühmt. Von 1931 bis 1937 ist es im Transatlantikdienst mit regelmäßigen Verbindungen zwischen Deutschland und Brasilien. 1940 wird die "Graf Zeppelin" verschrottet, nachdem das Luftschiff "Hindenburg" spektakulär verunglückt war.
1946: Der erste DEFA-Film nach dem Krieg erscheint
"Die Mörder sind unter uns" ist der erste Film, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gedreht wird. Er gehört zu den sogenannten Trümmerfilmen. Die erste Klappe dafür war am 4. Mai 1946 gefallen. Als zwei Wochen später, am 17. Mai 1946, die DEFA gegründet wurde, bekamen die Gäste der Festveranstaltung Gelegenheit, die Dreharbeiten zu dem Film beobachten zu können. Sie konnten sich davon überzeugen, dass viele Arbeiten an dieser ersten Nachkriegsproduktion noch unter unglaublich schwierigen Bedingungen abliefen – von den Außenaufnahmen zwischen den Trümmern des völlig zerstörten Berlin ganz zu schweigen.
1950: Erste Volkskammerwahl
Die Volkskammer war mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 vorerst nur provisorisch gebildet worden. Doch das aus den Mitgliedern des Volksrates bestehende Parlament musste noch durch Wahlen vom Volk legitimiert werden. Daher finden am 15. Oktober 1950 die ersten Wahlen zur Volkskammer statt. Außerdem werden an diesem Tag auch die Vertretungen der Landtage, Kreistage und Gemeindevertretungen gewählt. Bei der Wahl kann lediglich über die Kandidaten der sogenannten "Einheitsliste" abgestimmt werden, in der die Führung der SED festgeschrieben ist.
Aufgrund der mäßigen Wahlergebnisse, die die SED bei den Lokal- und Länderwahlen 1946 und 1947 erzielt hatte, erzwingt die Partei die Aufstellung von Einheitslisten unter ihrer Führung. Die seit 1950 auf dieser Grundlage gewählten Abgeordneten verteilen sich nach einem festen Schlüssel auf die 466 Sitze der Volkskammer. Dabei entfallen 100 Sitze auf die SED, je 60 auf CDU und LDPD, 40 auf den FDGB, je 30 auf NDPD und DBD, FDJ und KB erhalten je 20 Sitze, DFD und VVN (bis zu dessen Auflösung 1953) jeweils 15, VdgB und Genossenschaften je fünf Sitze. Die verbleibenden 66 Sitze sind für die durch die Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung nominierten Berliner Abgeordneten reserviert.
Die Volkskammer der DDR tagt am 2. Oktober 1990 zum letzten Mal.
1990: Michail Gorbatschow erhält den Friedensnobelpreis
Am 15. Oktober 1990 wird der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Das Preiskomitee in Oslo begründet seine Entscheidung damit, dass Gorbatschow eine führende Rolle im internationalen Friedensprozess gehabt hätte. Besonders Gorbatschows Innenpolitik hätte dazu geführt, das internationale Vertrauen zu stärken.
Der Friedenspreis ist mit einer Million Mark dotiert. Gorbatschow äußert sich nach der Nominierung als "emotional ergriffen". Die Auszeichnung, so der Staatschef, sei in erster Linie eine Anerkennung der Perestroika, die in seinem Land einen schweren Stand habe.