#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 14. Oktober

14. Oktober 2022, 05:00 Uhr

1906: Hannah Arendt geboren

Am 14. Oktober 1906 wird Johanna Arendt in Hannover geboren. Als sie knapp drei Jahre alt ist, zieht die Familie zurück nach Königsberg in die Heimat ihrer Eltern. Arendt zieht 1924 nach Marburg und fängt an, Philosophie bei Martin Heidegger zu studieren. Später promoviert sie bei Karl Jaspers. 1929, noch während ihrer Studienzeit, publiziert sie ihr erstes Buch mit dem Titel "Der Liebesbegriff bei Augustin. Versuch einer philosophischen Interpretation." Zehn Jahre später erscheint ihr Buch über Frauenemanzipation, in dem sie die Beschränkungen der Frau durch Ehe und Arbeitsleben kritisiert.

Nach der NS-Machtergreifung wird sie 1933 von der Gestapo verhaftet, kann aber später mit ihrer Familie nach Paris fliehen. 1941 zieht sie in die USA, wo sie als Lektorin arbeitet und 1951 eine Professur am New Yorker Brooklyn College erhält.

Noch einmal zehn Jahre später, 1961, reist Hannah Arendt nach Israel, um den Gerichtsprozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann zu verfolgen. Eichmann war im Dritten Reich für die Organisation der Deportation der Juden verantwortlich gewesen und damit mitverantwortlich für die Ermordung von Millionen Menschen. 1963 erscheint im "The New Yorker" eine fünfteilige Essay-Serie über den Prozess und danach das Buch "Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen" aus Arendts Feder. Sie stirbt am 4. Dezember 1975 in New York.

1943: Aufstand von Sobibor

In der "Aktion Reinhardt" war 1942 an der polnisch-ukrainischen Grenze das Vernichtungslager Sobibor errichtet worden, wo insgesamt über 150.000 vorwiegend polnische Juden ermordet wurden – die meisten durch Vergasung mit Dieselabgasen. Im Oktober 1943 erheben sich die Gefangenen und töten ihre Wärter von der SS.

Wandkarte auf einem Ständer: "Lageplan des Vernichtungslagers Soribor"
1965 wird 11 Wärtern des Konzentrationslagers Sobibor vor dem Landgericht Hagen der Prozess gemacht. Dabei wird dieser Übersichtsplan als Beweisstück eingebracht. Bildrechte: IMAGO / ZUMA/Keystone

Der Aufstand wird entdeckt und die wenigen verbliebenen SS-Wärter schießen auf die Häftlinge. Ungefähr 365 Gefangenen gelingt die Flucht, eine große Zahl. Die meisten werden jedoch in den folgenden Tagen gefasst und sofort erschossen. Alle im Lager verbliebenen Häftlinge werden ebenfalls getötet, der Komplex selbst danach eingeebnet und zur Vertuschung der Verbrechen mit einem Bauernhof überbaut.

1962: Kubakrise droht zu eskalieren

Amerikanische Aufklärungsflieger entdecken auf dem sozialistischen Inselstaat Kuba Anzeichen für die Stationierung von sowjetischen Atomwaffen. Wegen der strategischen Lage stellt dies eine enorme Gefahr für die USA dar und droht, den Kalten Krieg eskalieren zu lassen.

Historisches sowjetisches Raketensystem, ausgestellt auf Kuba.
Historisches sowjetisches Raketensystem, ausgestellt auf Kuba. Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Trotz der Empfehlung seiner militärischen Berater entscheidet sich der amerikanische Präsident John F. Kennedy gegen einen militärischen Präventivschlag und lässt stattdessen eine Seeblockade verhängen. Der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow lässt sich von Fidel Castro ebenfalls nicht zu einer Eskalation drängen und erklärt sich schließlich zu Gesprächen bereit.

Die Sowjetunion lässt die Mittelstreckenraketen wieder abbauen, im Gegenzug erklären sich die Amerikaner bereit, Kuba nicht anzugreifen und gegen die Sowjetunion gerichtete Raketen in der Türkei abzubauen. Diese Ergebnisse stellen einen taktischen Erfolg der Sowjetunion dar. Kuba leidet noch heute unter wirtschaftlichen Sanktionen und ist als eines von wenigen Ländern nicht Mitglied in supranationalen Bündnissen.

1964: Friedensnobelpreis für Martin Luther King

Mit seiner "I have a dream"-Rede vor mehr als 250.000 Menschen hatte Martin Luther King in Washington D.C. Geschichte geschrieben. Ein Jahr später wird er für seinen gewaltlosen Kampf gegen Ungleichbehandlung von Schwarzen und Rassismus mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Martin Luther King bei seiner zweiten Predigt in der Sophienkirche 1 min
Bildrechte: Evangelisches Landeskirchenarchiv Berlin

Der 1929 in Atlanta geborene Pfarrer setzte sich während der Rassentrennung in den USA für die Gleichberechtigung aller Bürger ein – unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion oder Abstammung.

1964: Sturz Nikita Chruschtschows

Völlig überraschend entbindet das Zentralkomitee der KPdSU am 14. Oktober 1964 Nikita Chruschtschow von all seinen Ämtern. Nach dem Tod Stalins im März 1953 war er Parteichef der KPdSU, ab 1958 dann Regierungschef.

Er hatte zahllose Reformen auf den Weg gebracht, vor allem in Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, Bildung und Kultur. Außenpolitisch hatte er die friedliche Koexistenz mit dem Westen propagiert, strebte aber gleichzeitig durch Raketentechnik und Aufrüstung die globale Führungsrolle der UdSSR an.

Als Folge einer Parteireform und seiner Annäherung an die Bundesrepublik Deutschland verliert Chruschtschow viele seiner Anhänger und wird 1964 von Leonid Breschnew gestürzt. 1966 wird Chruschtschow aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen. 

1990: Erste Landtagswahlen in den Neuen Ländern

Keine zwei Wochen nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 finden in den neuen Bundesländern Landtagswahlen statt. Damit sind die Voraussetzungen für die politische Handlungsfähigkeit der neuen Länder erfüllt.

Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren können die Bürger in den wiedergegründeten Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Meckelnburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg in freier, gleicher, allgemeiner, geheimer und unmittelbarer Wahl ihre Repräsentanten in den Landesparlamenten bestimmen.

Kurt Biedenkopf, 2001 1 min
Bildrechte: IMAGO / STAR-MEDIA

Bis auf Brandenburg, wo die SPD mit Manfred Stolpe die meisten Stimmen bekommt, geht in den restlichen Bundesländern die CDU als Sieger aus der Wahl hervor. In Sachsen übernimmt Kurt Biedenkopf die Funktion des Ministerpräsidenten.

2021: Rembrandt in Gotha?

1979 waren in Gotha fünf Gemälde niederländischer Meister aus dem Schloss Friedenstein gestohlen worden. 2019 wurden sie in der Obhut der staatlichen Museen zu Berlin wiederentdeckt und ein Jahr später nach Gotha zurückgebracht. 2021 fällt bei der Restauration der Gemälde auf, dass es sich bei dem Bildnis "Alter Mann" um einen echten Rembrandt handeln könnte.

Bis dahin hatte man das Gemälde als die spätere Kopie eines im Cambridge, Massachusetts hängenden und Rembrandt zugeschriebenen Bildes katalogisiert. Nach den neuen Untersuchungen ist aber auch das gleichzeitige Entstehen oder sogar eine Drehung der Reihenfolge vorstellbar. So könnte das Gothaer Gemälde eine Studie für das in den USA ausgestellte Bild sein. In Gotha bleibt man vorsichtig und ordnet das Bild zunächst nur der Werkstatt Rembrandts zu, was schon eine große Aufwertung ist.