#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 11. Oktober
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11. Oktober 2022, 05:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
- 1956: Verkehrssünderkartei wird beschlossen
- 1966: Erstes DDR-Atomkraftwerk geht ans Netz
- 1968: Olsenbande läuft zum ersten Mal im dänischen Kino
- 1979: Rudolf Bahro aus Haft entlassen
- 1987: CDU-Politiker Uwe Barschel tot aufgefunden
- 1998: Edith Stein wird heiliggesprochen
- 2016: Lausitzer Braunkohle wird aufgekauft
1956: Verkehrssünderkartei wird beschlossen
In der Zeit des Wirtschaftswunders wird das Auto zum Statussymbol. In der Folge boomt der Verkehr, die Zahl der Fahrzeuge steigt rasant und Unfälle, sowie Verkehrsverstöße nehmen deutlich zu. Deshalb beschließt der Bundestag am 11. Oktober 1956 als "Instrument der Verkehrserziehung" die Einrichtung der Flensburger "Verkehrssünderkartei". Allerdings werden erst am 2. Januar 1958 die ersten Strafpunkte westdeutscher Autofahrer eingetragen.
In der DDR werden Verkehrssünden direkt in den Führerschein gestempelt. Dieses Kärtchen heißt im Volksmund "Stempelschein" und offiziell "Berechtigungsschein". Je nach Schwere des Verkehrsdelikts kann die Volkspolizei bis zu vier Stempel eintragen. Wer innerhalb der Ablauffrist insgesamt fünf Stempel "erntet", wird mit einem Fahrverbot bestraft. Und noch einen Unterschied zur BRD gibt es: In der DDR gibt es keinen Bußgeldkatalog, die Verkehrspolizisten entscheiden nach ihrem eigenen Regelwerk.
1966: Erstes DDR-Atomkraftwerk geht ans Netz
Das erste Atomkraftwerk (AKW) der DDR nimmt nach sechsjähriger Bauzeit am 11. Oktober 1966 seinen Betrieb auf. Das Werk im brandenburgischen Rheinsberg liefert mit etwa 70 Megawatt nur eine geringe Leistung. Damit kann es etwa eine Stadt in der Größe von Potsdam versorgen. Trotz der schwachen Kapazität bleibt das AKW 24 Jahre am Netz, obwohl nur eine Laufzeit von 20 Jahren geplant war. Seit 1995 wird das Werk zurück gebaut, das dauert immer noch an. Das Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH gibt an, dass der Rückbau des Betriebsteils Rheinsberg im Zeitraum 2035 bis 2040 abgeschlossen werden kann. Ungeklärt ist bislang die Nachnutzung des mitten in einem Naturschutzgebiet gelegenen Geländes.
1968: Olsenbande läuft zum ersten Mal im dänischen Kino
Egon, Benny und Kjeld, das Kult-Trio der Olsenbande, feiern am 11. Oktober 1968 in den dänischen Kinos Premiere. Es ist der erste von 13 weiteren Filmen. In den 70er- und 80er-Jahren ist die dänische Krimikomödie ein richtiger Straßenfeger und besonders in der DDR beliebt. In der Bundesrepublik findet das Gaunertrio weniger Anklang, was auch an der schlechteren Synchronisation gelegen hat.
Ab 1989/90 lässt das ZDF einige der Filme zum Teil neu synchronisieren. Die neuen Titel werden von einigen Zuschauern im Osten als völlig daneben empfunden: Zum Beispiel wird aus "Die Olsenbande sieht rot" beim ZDF "Schlagbohrer mit Musik". Die ZDF-Fassung bügelt typisch dänische Gags aus und glättete sie – zum Ärger der Ost-Fans.
1979: Rudolf Bahro aus Haft entlassen
Am 11. Oktober 1979 wird Rudolf Bahro aufgrund einer Amnestie zum 30. Jahrestag der DDR-Gründung vorzeitig aus der Haft entlassen. Er war 1977 nach der Veröffentlichung seines Buches "Die Alternative" verhaftet worden. Darin kritisiert Bahro den real existierenden Sozialismus. Die Staatsanwaltschaft warf Bahro vor, gezielt Falschinformationen für den westdeutschen Verfassungsschutz gesammelt zu haben. Das Buch sei dabei das übermittelnde Medium. Er wird wegen "landesverräterischer Sammlung von Nachrichten" und "Geheimnisverrats" zu acht Jahren Freiheitsentzug verurteilt, die er in Bautzen II absitzen soll.
Wenige Tage nach der Entlassung 1979 verlässt Bahro die DDR und zieht mit seiner früheren Ehefrau, den beiden gemeinsamen Kindern und seiner Lebensgefährtin Ursula Beneke in die Bundesrepublik Deutschland. Dort schließt er sich kurz nach der Gründung den Grünen an. 1989 zieht Bahro nach Berlin und gründet dort ein Institut für Sozialökologie an der Humboldt-Universität. 1990 wird Bahro vom Obersten Gericht der DDR vollständig rehabilitiert.
1987: CDU-Politiker Uwe Barschel tot aufgefunden
Einen Tag vor den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein wird am 11. Oktober 1987 Uwe Barschel tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden. Man vermutet Selbstmord. Barschel, von 1982 bis 1987 CDU-Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, ist kurz zuvor zurückgetreten. Der Grund: Barschel hat im Wahlkampf mit unlauteren und illegalen Mitteln gearbeitet. Sein Wahlkampfhelfer, der Journalist Reiner Pfeiffer, startet im Auftrag Barschels eine Schmutzkampagne gegen den politischen Gegner, den SPD-Kandidaten Björn Engholm. Dieser wird durch anonyme Anzeigen wegen Pädophilie und falschen Aids-Diagnosen in der Öffentlichkeit diffamiert. Es kommt heraus, dass Barschel dahinter steckt. Er tritt darauf hin zurück.
Der Stern-Redakteur Sebastian Knauer ist Barschel bis nach Genf gefolgt, will mit ihm über die Vorwürfe sprechen. Doch als der Politiker über Stunden nicht auftaucht, beschließt der Journalist in das Hotelzimmer zu gehen. Dort findet er Barschel tot in der Badewanne. Voll bekleidet und vollgepumpt mit Tabletten.
Bis heute ist der Fall nicht aufgeklärt. Die fehlenden Tablettenschachteln, fremde Fußabdrücke, chemische Substanzen unbekannter Herkunft im Hotelzimmer, schüren bis heute Zweifel an der Selbstmord-Theorie von Uwe Barschel.
1998: Edith Stein wird heiliggesprochen
Papst Johannes Paul II. spricht Edith Stein (Ordensname: Teresia Benedicta vom Kreuz) am 11. Oktober 1998 heilig. Sowohl Katholiken, als auch Protestanten gedenken an ihrem Todestag, dem 9. August, der Jüdin, die von den Nationalsozialisten ermordert wurde. Stein setzte sich für Frauenrechte ein und galt als Brückenbauerin zwischen christlichem und jüdischem Glauben. Sie wurde 1891 in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren, konvertierte aber 1922 aus Überzeugung zum Katholizismus. Nach dem Judenboykott 1933 setzte sich Stein gegen die Judenverfolgung ein – unter anderem schrieb sie einen Brief an Papst Pius XI. und bat um öffentlichen Protest gegen die Drangsalierung und Verfolgung. Am 2. August 1942 wurden Edith Stein und ihre Schwester Rosa von der Gestapo verhaftet. Man deportierte sie ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort starben sie in der Gaskammer.
2016: Lausitzer Braunkohle wird aufgekauft
Gibt es nach dem Rückzug von Vattenfall eine Zukunft für die Braunkohlesparte in der Lausitz? Lange steht diese Frage im Raum. Am 11. Oktober 2016 lautet die Antwort: Ja. Das gleiche tschechische Unternehmen EPH, das auch schon 2009 die Mibrag mit Sitz in Zeitz aufkaufte, übernimmt ab diesem Zeitpunkt auch das Lausitzer Revier.
Vattenfall betreibt vier Gruben und mehrere Kohle-Kraftwerke in Brandenburg und Sachsen. Die Lausitz ist das zweitgrößte Braunkohlerevier Deutschlands. Rund 8.000 Menschen arbeiten in der Branche. Hinzu kommen weitere indirekte Arbeitsplätze etwa bei Zulieferern.