#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 1. Oktober
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01. Oktober 2022, 05:00 Uhr
1938: Wehrmacht besetzt das Sudentenland
1938 marschiert die Wehrmacht ins Sudentenland ein. Großbritannien, Italien, Frankreich und das Deutsche Reich hatten die Annexion im Münchner Abkommen beschlossen – ohne einen Vertreter der Tschechoslowakei. Die Besetzung bedeutet das Ende der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Der neue tschechischslowakische Staat ohne das Sudetenland existiert jedoch nur 170 Tage. Am 15. März 1939 besetzt die Wehrmacht den verbliebenen tschechischen Teil und bricht damit das Münchner Abkommen. Der slowakische Landesteil wird ein eigenständiger Staat.
1957: Markteinführung des schädlichen Contergans
1957 bringt die Firma Grünenthal mit Sitz in Rheinland-Pfalz das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan in der Bundesrepublik auf den Markt. Es ist zunächst frei verkäuflich und gilt als gut verträglich. Da es frei von Brom ist, wird es speziell für schwangere Frauen empfohlen. Später stellt sich heraus, dass die Einnahme besonders während der ersten drei Monate der Schwangerschaft schädlich für den Embryo ist. Gegen Ende des Jahres 1960 fällt auf, dass die Zahl von Neugeborenen mit körperlichen Missbildungen extrem zugenommen hat.
Weltweit wird die Zahl der Contergangeschädigten auf 10.000 Menschen geschätzt. Zunächst wird dies jedoch nicht mit Contergan und dessen Wirkstoff Thalidomid in Verbindung gebracht. Ende November 1961 wird das Schlafmittel schließlich vom Markt genommen. Es folgt einer der größten Strafprozesse der Bundesrepublik gegen den Eigentümer der Herstellerfirma und zahlreiche Angestellte.
Obwohl in der DDR kein Beruhigungsmittel mit Thalidomid als Wirkstoff verkauft wird, gibt es auch hier zehn Fälle von contergangeschädigten Kindern. Die Mütter ließen sich das Schlafmittel aus dem westlichen Ausland mitbringen.
1982: Helmut Kohl wird Bundeskanzler
1982 wird Helmut Kohl (CDU) zum Kanzler gewählt und am selben Tag vereidigt. Sein Vorgänger Helmut Schmidt (SPD) war durch ein konstruktives Misstrauensvotum abgesetzt worden. Kohl wird bei den Bundestagswahlen 1983, 1987, 1990 und 1994 wiedergewählt und bleibt insgesamt 16 Jahre im Amt. Als "Kanzler der Einheit" gestaltet Helmut Kohl den Prozess der deutschen Wiedervereinigung maßgeblich mit. Vielen Ostdeutschen bleibt seine historische Rede am 19. Dezember 1989 vor den Trümmern der Frauenkirche in Dresden in Erinnerung. 1998 wird er von Gerhard Schröder als Bundeskanzler abgelöst.
1982: Sony bringt ersten CD-Player auf den Markt
1982 kann in Japan der erste kommerziell verfügbare CD-Player gekauft werden. Der CDP-101 wird zu einem Listenpreis von umgerechnet etwa 2.300 DM verkauft. Seit 1979 hatte Sony zusammen mit Philips an einem Massenspeicher für digitale Audio-Daten gearbeitet. Die dabei entstandene Audio-CD kann 74 Minuten Musik speichern – angeblich, weil ein führender Sony-Mitarbeiter Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie ohne Unterbrechungen zum Wechseln des Tonträgers hören wollte. Die Spieldauer des Stückes erforderte einen Durchmesser der CD von 12 Zentimetern.
Bereits vor dem Verkaufsstart des Abspielgerätes waren seit 17. August die ersten CDs in Massenproduktion in Langhagen bei Hannover hergestellt worden: "The Visitors", ABBAs letztes Studioalbum vor ihrer 40-jährigen Pause, und Claudio Arraus Interpretationen von Frédéric Chopins Walzern waren die ersten industriell hergestellten Audio-CDs. Innerhalb weniger Jahre löst das neue Speichermedium die Schallplatte als wichtigsten Massenspeicher zum Verkauf von Sprach- und Musikaufnahmen ab. In die DDR kommt die CD erst nach der Wende.
1989: Henry Maske gewinnt Weltmeisterschaft
1989 gewinnt der 25-jährige DDR-Boxer Henry Maske die Amateur-Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht in Moskau. Er besiegt überraschend den kubanischen Favoriten und Titelverteidiger Pablo Romero. Nach der deutschen Einheit wird Henry Maske Profiboxer und Medienstar. Wegen seines höflichen Auftretens wird er auch "Der Gentleman" genannt. 1993 löst sein Sieg bei der Weltweiterschaft gegen den US-Amerikaner "Prince" Charles Williams einen regelrechten Box-Boom in Deutschland aus.
2017: "Ehe für alle" tritt in Kraft
2017 tritt in Deutschland die "Ehe für alle" in Kraft – ein großer Erfolg in einem jahrzehntelangen Kampf um die Gleichberechtigung Homosexueller in der Bundesrepublik. Eine Änderung im Paragraphen 1353 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) erlaubt es nun auch gleichgeschlechtlichen Paaren zu heiraten. Sie werden damit heterosexuellen Paaren rechtlich gleichgestellt.
Ein Meilenstein auf dem Weg zur "Ehe für alle" war das 2001 eingeführte Lebenspartnerschaftsgesetz. Es ermöglichte gleichgeschlechtlichen Paaren, ihrer Verbindung einen rechtlichen Rahmen zu geben. Dennoch bleiben sie zunächst benachteiligt gegenüber heterosexuellen Ehepaaren, etwa im Miet-, Erb- und Steuerrecht. Die Angleichung erfolgt erst nach und nach, oft aufgrund von Gerichtsprozessen bis hin zum Bundesverfassungsgericht – und findet ihren Abschluss mit der "Ehe für alle". Im ersten Jahr lassen sich über 10.000 gleichgeschlechtliche Paare trauen.