#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 3. November

03. November 2022, 05:00 Uhr

1911: Filmstadt Babelsberg entsteht

Am 3. November 1911 beginnt der Ausbau für das Filmstudio Postdam-Babelsberg. Bis dahin hatten die Filmproduzenten um Julius Grünbaum und Guido Seeber in einem Dachatelier im Berliner Stadtzentrum gedreht. Dadurch waren regelmäßig Brände entstanden, verursacht durch die heißen Scheinwerfer. Die Feuerpolizei legte den Filmemachern den Umzug nahe. Die beiden ziehen mit ihrer Firma "Bioscop" in eine ehemalige Fabrik für Kunstblumen und erweitern das Gelände um ein Glashaus. Babelsberg gilt als das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt und erringt auch international Aufmerksamkeit. Berühmte Werke wie der Stummfilm "Metropolis" und "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich entstehen hier.

Marlene Dietrich im Film "Der blaue Engel"
Die Aufnahmen von Marlene Dietrich auf der Tonne für den Film "Der Blaue Engel" entstanden in der Großen Halle in Babelsberg. Bildrechte: imago/Prod.DB

Ab 1933 nutzt Hitlers Propaganda-Minister Joseph Goebbels den Standort, um zahlreiche Komödien zur Unterhaltung des Publikums oder antisemitische Spielfilme wie "Jud Süß" zu drehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt die DEFA das Studio und produziert bis zu ihrer Abwicklung 1992 etwa 700 Filme. Neben dem Filmstudio haben heute der Rundfunk Berlin-Brandenburg, das Deutsche Rundfunkarchiv, die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf und das Deutsche Filmorchester ihren Sitz in Babelsberg.

1956: Erste Werbung im deutschen Fernsehen

Am 3. November 1956 sendet der Bayerische Rundfunk zum ersten Mal Werbung im deutschen Fernsehen. Die Schauspieler Liesl Karlstadt und Beppo Brem zetern im Restaurant wegen eines Flecks auf der Tischdecke, der Ober winkt ab: Mit Persil sei das kein Problem. Dass der erste Werbefilm in Deutschland einer Waschmittelmarke gewidmet ist, hat einen Grund: Persil-Hersteller Henkel besaß das Grundstück auf dem oberbayrischen Wendelstein, auf dem der Bayerische Rundfunk einen Sendemast errichtet hatte. Der Sender versprach Henkel als Gegenleistung den ersten Fernseh-Spot. 

Protest kommt vor allem von Zeitungsverlagen, die zu dieser Zeit sehr gut an Produktwerbung verdienen und nun Konkurrenz bekommen. Zudem befürchten Kritiker, dass die Unternehmen zu viel Einfluss auf die Programme nehmen könnten. Der Siegeszug der Werbung ist nicht aufzuhalten, drei Jahre später senden alle ARD-Sender Werbung. In der DDR werden Werbespots ab 1976 aber nicht mehr ausgestrahlt. Ein Produkt zu bewerben, das es nicht zu kaufen gibt, mache das Publikum nur auf knappe Güter aufmerksam, so die inoffizielle Begründung.

1962: Erstmals Telemann-Festspiele in Magdeburg

Am 3. November 1962 finden in Magdeburg erstmals die Telemann-Festspiele zu Ehren des Komponisten Georg Philipp Telemann statt. Der berühmte Sohn der Stadt ist neben Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel einer der drei großen deutschen Barockkomponisten. Seine erste Oper schrieb er mit zwölf Jahren, später brachte er sich die Musik weitgehend im Selbststudium bei. In seinen Instrumentalstücken nimmt Telemann musikalische Einflüsse aus Frankreich, Italien und Polen auf. Gerade seine späteren Werke sind davon geprägt und für die damalige Zeit ungewöhnlich. Die Telemann-Festtage werden bis 1990 unregelmäßig veranstaltet, seitdem finden sie alle zwei Jahre statt.

1971: Erster Organspendeausweis

Am 3. November 1971 wird der erste Organspendeausweis in Hamburg ausgegeben. Damit kann sich jeder Bürger entscheiden, ob und welche Organe im Falle seines Hirntodes gespendet werden sollen. Ohne Zustimmung dürfen keine Organe und Gewebe entnommen werden. Mittlerweile haben 44 Prozent der Bundesbürger ihre Entscheidung in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentiert. Darüber hinaus wird an einem bundesweiten Online-Register gearbeitet.

Derzeit warten etwa 8.700 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan (Stand 2021). Die meisten benötigen eine Nierentransplantation. Für viele ist das Spenderorgan die einzige Überlebenschance. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind vergangenes Jahr 826 Menschen gestorben, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhielten. Deshalb gibt es seit Jahren politische Debatten um eine Widerspruchslösung, wie sie in anderen Ländern längst Praxis ist. Dabei muss man zu Lebzeiten aktiv der Organentnahme widersprechen, ansonsten gilt man automatisch als Spender. In Deutschland gibt es bisher keine politische Mehrheit für die Widerspruchslösung.

Organspendeausweis im Portemonnaie
Obwohl es eine breite Zustimmung zur Organspende gibt, haben nur 44 Prozent Bürgerinnen und Bürger ihre Entscheidung auch dokumentiert. Bildrechte: imago images / MiS

1985: DDR baut Minenfelder ab

Am 3. November 1985 startet die DDR-Regierung die Räumung der Minenfelder an der innerdeutschen Grenze. Bautrupps entfernen hunderttausende Minen als Gegenleistung für einen westdeutschen Milliardenkredit. Um ihr internationales Ansehen zu verbessern, baute die DDR zuvor schon Selbstschussanlagen ab. Zwischen 1961 und 1984 waren 800 Kilometer Grenze mit etwa 1,3 Millionen Minen zu explosivem Terrain geworden.

Nach dem Fall der Mauer geht das Verteidigungsministerium zunächst davon aus, dass die DDR alle rund 1,3 Millionen Minen vertragsgemäß bereits bis zum Jahr 1985 geräumt hat. Die Analyse von 85.000 Dokumenten, Befragungen ehemaliger Grenzsoldaten und Minenfunde beim Abbau der Grenzzäune lassen daran zweifeln.

Erst gut sechs Jahre nach der Öffnung der deutsch-deutschen Grenze erklärt das Bonner Verteidigungsministerium den ehemaligen Todesstreifen zur DDR für minenfrei. Die Minensuche und der Abbau der Befestigungsanlagen kosten mehr als 250 Millionen Mark. 1.100 Minen werden gefunden, die Räumung verläuft ohne Zwischenfälle.

Ein Schild warnt vor Minen an der Gedenkstätte Stresow 9 min
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9 min

Von einer Anhöhe namens Generalsblick aus ergötzte sich Erich Honecker am Anblick des Todesstreifens. Nach 1990 mussten auch hier die Minen geräumt werden. (Prisma, 18.07.91)

MDR FERNSEHEN Do 18.07.1991 19:00Uhr 09:15 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/videowand/video-128796.html

Rechte: DRA

Video

1989: DDR gestattet Ausreise über ČSSR

Am 3. November 1989 erlaubt die DDR-Regierung ihren Bürgern die Ausreise aus der Tschechoslowakei in den Westen - ohne weitere Formalitäten, nur mit Personalausweis. Hintergrund ist die zugespitzte Lage in der Prager Botschaft, in der tausende DDR-Flüchtlinge ausharren, um nach Westdeutschland ausreisen zu dürfen. Es kommt zur Massenflucht: Innerhalb von vier Tagen flüchten auf diesem Weg rund 62.500 Menschen in die Bundesrepublik. Die Ausreise der DDR-Flüchtlinge zählt zu den Meilensteinen auf dem Weg zum Mauerfall am 9. November 1989.

1996: Erste Sonntagsbrötchen

Am 3. November 1996 verkaufen deutsche Bäcker erstmals auch sonntags frische Brötchen. Zwei Tage zuvor trat das gelockerte Ladenschlussgesetz in Kraft. Damit entfiel auch das Nachtbackverbot. Sonn- und feiertags dürfen Bäcker nun neben Kuchen und Torten auch Brot und Brötchen verkaufen - allerdings nur drei Stunden lang. Mittlerweile ist auch das am Sonntag ganztags erlaubt.

Frische Brötchen werden von einer Verkäuferin präsentiert
1996: Sonntagsbrötchen feiern Premiere Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 18. März 2022 | 19:00 Uhr