DDR-Film "Struga" über den Heimatverlust der Sorben durch die Braunkohle

11. November 2020, 09:11 Uhr

Der Schwarz-Weiß-Film "Struga - Bilder einer Landschaft" von 1972 ist der erste DDR-Film, der sich mit dem Heimatverlust der Sorben durch den Braunkohleabbau in der Lausitz beschäftigt. Regie führte Konrad Herrmann.

In poetischen Bildern zeigt Konrad Herrmann die Bedrohung des sorbischen Lebens durch den Braunkohleabbau und die Zerstörung der Heidelandschaft rund um das Dorf Schleife. Konrad Herrmann (Jahrgang 1948) führte Regie und schrieb am Drehbuch mit. Wir haben ihn nach der Entstehung des Filmgedichts – wie der Kurzfilm auch bezeichnet wird – befragt.

Wie kam es zu dem Film " Struga – Bilder einer Landschaft"?

Konrad Herrmann in Bolivien.
Der Regisseur Konrad Herrmann in Bolivien. Bildrechte: Konrad Herrmann

Konrad Herrmann: "Struga" ist Auftrag der Domowina zu ihrem 60-jährigen Jubiläum entstanden und zugleich mein Abschlussfilm für das Regiediplom an der Filmhochschule Babelsberg. Ich stamme aus Bautzen, bin zwar kein Sorbe, habe aber jede Menge sorbische Freunde, dazu gehört auch der Schriftsteller Kito Lorenc. Sein Gedichtzyklus "Struga – Bilder einer Landschaft" war 1967 erschienen und wir hatten die Idee, den Essay als Vorlage für den Film zu nehmen. Wir wollten die Bilder zum Text zu machen.

Wie reagierte die Öffentlichkeit auf Ihr sogenanntes "Filmgedicht"?

Es gab jede Menge Probleme. Nicht bei der technischen Umsetzung und auch nicht bei der Endfertigung. Als Studenten hatten wir sehr gute Bedingungen. Der Ärger begann erst mit der Premiere des Films in Bautzen. Quer durch das Publikum ging ein Riss: die Einen riefen "Endlich!", die Anderen "Sofort verbieten!"

Struga 23 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
23 min

Große Filmkunst und eine Liebeserklärung an die Lausitz und ihre sorbischen Bewohner sehen Sie hier im Dokumentarfilm aus dem Jahr 1972 unter der Regie von Konrad Herrmann.

Fr 13.10.1972 20:00Uhr 23:14 min

https://www.mdr.de/geschichte/stoebern/damals/sorben-video100.html

Rechte: Domowina

Video

Der Film lief ja dann auf vielen internationalen Festivals …

Er lief überall, nur in der DDR nicht, obwohl er nicht verboten war. Nach der Premiere in Bautzen wurde "Struga" im Rahmen des Studentenprogramms beim Leipziger Dokfilmfestival gezeigt. Dadurch bekamen wir ziemlich schnell internationale Aufmerksamkeit und der Film lief auf vielen Festivals.

Das Thema des Films ist ja heute nach wie vor aktuell. Der Braunkohleabbau in der Lausitz ist längst nicht abgeschlossen, sogar drei neue Tagebaue sind geplant. Wieder müssten Menschen ihre Heimat verlassen. Denken Sie manchmal über einen neuen "Struga"-Film nach?

Ich werde oft auf "Struga" angesprochen, der Film verfolgt mich durch meine ganze Laufbahn. Viele Kollegen meinen auch, da müsste man mal wieder etwas machen. Also ich denke durchaus darüber nach.

Konrad Herrmann (Jahrgang 1948) 1976 - 1985 Regisseur beim Fernsehen der DDR und bei der DEFA Babelsberg
nach der Wende freischaffender Regisseur und Autor für ARD und ZDF
1997 Gründung der Film- und Fernsehrproduktionsfirma HerrmannFilm Berlin

Über den Film "Struga - Bilder einer Landschaft " DDR 1972, Kurz-Dokumentarfilm
Regie: Konrad Herrmann
Drehbuch: Anton Bruk (Konzept), Konrad Herrmann (Konzept)
Kamera: Franz Ritschel
Schnitt: Ingrid Seidel
Musik: Jan Raupp
Länge: 27 min
Format: 35mm
Bild/Ton: s/w, Ton

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sehnsucht | 13. Juli 2020 | 23:10 Uhr