Juli 1989 Weltfestspiele in Nordkorea: Eine Maskerade des Sozialismus
Hauptinhalt
01. August 2019, 15:49 Uhr
Juli 1989. Nordkorea wird Schauplatz der Weltfestspiele, wo sich das Land bunt und gastfreundlich präsentiert. Doch im Grunde ist es eine Farce. Der Fotograf Thomas Billhardt erinnert sich.
Die Weltfestspiele der Jugend und Studenten. Ein Treffen, welches zur friedlichen Verständigung beitragen soll. Nach dem Zweiten Weltkrieg ruft der Weltbund der Demokratischen Jugend, der sich 1945 auf der Weltjugendkonferenz in London gegründet hatte, dieses Treffen ins Leben. Das erste findet 1947 in Prag statt.
Solidarität, Frieden, Freundschaft
Jugendliche aus 177 Staaten treffen sich im Juli 1989 in Nordkorea unter der Losung "Für antiimperialistische Solidarität, Frieden und Freundschaft". Darunter auch 850 Gesandte aus der DDR. Der renommierte Fotograf Thomas Billhardt fährt auch hin. Er soll Bilder machen, die er aber nie veröffentlicht. Denn "es war der Schock meines Lebens", sagt Billhardt. "Ich habe viel erlebt. Den Krieg und Bomben." Doch diese inszenierte sozialistische Ideologie des letzten Weltfestspiel-Ereignisses war auf mehreren Ebenen abstoßend für Billhardt.
Allen Teilnehmern und Gästen der XIII. Weltfestspiele der Jugend und Studenten sowie ihren Gastgebern wünschen wir unvergeßliche und erlebnisreiche Festivaltage. Wir verbinden damit die Gewißheit, daß die demokratische Jugend- und Studentenbewegung der Welt auch in Zukunft im gemeinsamen Ringen für Frieden, Freundschaft und antiimperialistische Solidarität aufs engste verbunden bleibt und weiter erstarkt.
Bunt und gastfreundlich präsentierte sich Nordkorea nach außen. Doch was die Öffentlichkeit nicht sieht, hält Billhardt mit seiner Kamera und seinen Erinnerungen fest. Damit Pjöngjang "Die Stadt der Jugend" seinem Namen alle Ehre macht, haben "die die alten Menschen aus der Stadt gebracht", so Billhardt.
Prestige-Objekt "Weltfestspiele"
Die Weltfestspiele sind für das Land, in dem sie ausgerichtet werden, ein Prestige-Projekt. Wie schon die DDR (diese hatte 1951 und 1973 in Berlin die Weltfestspiele empfangen), will auch Nordkorea durch die Ausrichtung der Spiele der Welt zeigen, welch ein starkes und mächtiges Land es ist. Außerdem ist es Nordkoreas Antwort darauf, dass Südkorea für die Olympischen Spiele 1988 ausgewählt worden war. Und nach außen hin, so erinnert sich Billhardt, lief diese Maskerade auch gut. Acht Tage lang gibt es Paraden, Aufmärsche, politische Diskussionen, auch Konzerte. Dazu organisierte Ausflüge und das übliche Kulturprogramm.
Wir möchten uns ganz herzlich für die Gastfreundschaft des koreanischen Volkes bedanken.
Doch während sich DDR und Norkorea versichern, dass die Weltfestspiele ein Erfolg für den sozialistischen Frieden seien, fährt Billhardt mit dem Entschluss nach Hause, dass er die Bilder, die er auf rund 100 Filmen gemacht hat, nicht veröffentlichen wird.
Ich hätte Bilder veröffentlichen müssen von der großen Freundschaft mit Pjöngjang. Mit den glücklichsten Menschen und dem Sozialismus. Da hätte ich meinen Namen hergeben müssen.
Und das wollte er nicht. Bis heute. Jetzt stellt er die Bilder aus Pjöngjang MDR ZEITREISE erstmals zur Verfügung und reist mit ihnen in seinen Erinnerungen zu den Weltfestspielen 1989.
Über dieses Thema berichten MDR Zeitreise auch im TV: 21.07.2019 | 22:00 Uhr