Ausschnitte aus DDR-TV-Reportage: "Die Dynamos kommen"
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14. Dezember 2021, 13:57 Uhr
1978 gewann Dynamo Dresden zum dritten Mal in Folge die Meisterschaft. Das DDR-Fernsehen zeigte aus diesem Anlass im August 1978 eine 60-minütige Reportage unter dem Titel "Die Dynamos kommen". Sehen Sie hier einige Ausschnitte.
Der 3. Meister-Titel in Folge
Dynamo Dresden und seine "Goldenen Siebziger Jahre": Fünf Mal war die Mannschaft in diesem Jahrzehnt DDR-Meister geworden und zwei Mal Pokalsieger. 1978 errang die Elf gar zum dritten Mal in Folge den Meistertitel. Das hatte noch keine andere Mannschaft zuvor geschafft. Doch Dynamo hatte noch einen anderen Rekord aufgestellt: Mehr als 30.000 Zuschauer waren in der Saison 1978 je Spiel ins Dynamo-Stadion gekommen. Damit besaß der sächsische Traditionsverein auch die größte Fangemeinde aller Oberligaclubs.
"Ein gutes Kollektiv"
Hans-Jürgen "Dixie" Dörner, den die Filmleute während der Dreharbeiten "nicht ein einziges Mal lachen" sahen, war der Kapitän und Sprecher der Dynamo-Elf. Ob die Mannschaft "ein gutes Kollektiv" sei, wollte der Reporter wissen. Ja, schon, entgegnete Dörner mit versteinerter Miene, gab aber zu, dass das Kapitänsamt zuweilen schon eine schwere Bürde sei. "Doch wenn der Ball rollt und die Spiele gewonnen werden", dann sei alles "sehr einfach".
Liebesbriefe für den schönsten Fußballer
Besonders schön, das mussten die weiblichen Dynamo-Fans schweren Herzens zugeben, seien ihre Fußballidole leider nicht. Außer einem: dem Mittelfeldspieler Hartmut Schade, der sei tatsächlich "sehr schön". Und dementsprechend bekam der damals 24-jährige Schade auch etliche Liebesbriefe und Heiratsanträge. "Aber seit ich verheiratet bin", sagte der Nationalspieler, "halten sich die Liebesbriefe in Grenzen."
Die beiden blonden Flügelflitzer
Gert Heidler und Dieter Riedel bildeten die bei den Gegnern gefürchtete "Flügelzange" der Dresdner: Riedel war rechter Außenstürmer, Heidler spielte links. 1978 befanden sich die beiden blonden und eher klein gewachsenen Nationalspieler bereits am Zenit ihrer Karrieren. Heidler ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass es möglich war, sich einer Zusammenarbeit mit der Stasi zu verweigern. Anwerbungsversuchen des MfS widersetzte er sich kategorisch. Seine Karriere nahm dennoch keinen Schaden.
"Ich bin sehr sensibel"
Der elegante und technisch hoch begabte Mittelfeldflitzer Reinhard Häfner war in seinen Jugendjahren Leichtathlet, daher kam seine enorme Schnelligkeit. Die 100 Meter lief er immerhin in 11,2 Sekunden. Von Trainer Walter Fritzsch hatten die Reporter erfahren, dass Häfner allerdings eine "negative Eigenschaft" besäße. Ob er denn wisse, welche gemeint sei? Häfner schaute auf den Boden und gab dann schuldbewusst zu: "Ich weiß, dass ich sehr sensibel bin."
Der "kleine General"
Trainer Walter Fritzsch war der erfolgreichste Trainer in der Dresdner Vereinsgeschichte. Der damals 58-Jährige galt als harter Coach: "kleiner General" oder "der harte Fritzsch" wurde er stets genannt. Ein sportlicher Lebenswandel und Disziplin, das seien Tugenden, die für ihn zählten, sagte er den Fernsehleuten. "Im Übrigen", fügte Fritzsch an, "war ich nie zufrieden".
Für den "kleinen General" war es die letzte Saison mit Dynamo. Fortan würde er für den Fußballverband der DDR arbeiten und für die Ausbildung von Nachwuchstrainern verantwortlich sein.
Über dieses Thema berichtete der MDR auch in "Sport im Osten" 21.01.2018 | 16.30 Uhr