Zeitschriften im Osten Frischer Wind am Presse-Kiosk in der SBZ
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16. Februar 2010, 11:54 Uhr
Das Satiremagazin "Eulenspiegel" hatte in der DDR ein Alleinstellungsmerkmal und erschien wöchentlich. Noch heute ist der "Eulenspiegel" ein bekannter Kioskliebling. Der Vorgänger mit dem Titel "Frischer Wind" erschien 1946. Insgesamt umfasste das Zeitschriftenangebot der DDR alle Sparten von der parteioffiziellen Wochenzeitung, über Mode- und Jugendzeitschriften, bis hin zu Ratgeber- und Frauenillustrierten.
Das humoristisch-satirische Magazin "Eulenspiegel" griff in manchmal beißender Weise Missstände auf. Trotz offizieller Duldung und Förderung als Ventil für den Unmut der Bevölkerung, bestand immer die Gefahr, von der Medienaufsicht aus dem Verkehr gezogen zu werden. Mehrmals wurden ganze Ausgaben des 400.000 Auflagen starken Magazins vor der Auslieferung eingestampft.
Pflichtlektüre und seichte Unterhaltung
So unterschiedlich das Zeitschriftenangebot in der DDR war, so unterschiedlich war auch der Leserkreis und Beliebtheitsgrad. So gab es zum Beispiel die SED-Theorie-Zeitschrift "Einheit", die Partei-Mitglieder mit Argumenten versorgen und die offizielle Interpretation des Marxismus-Leninismus weitergeben sollte. Sie galt als ausgesprochener Staubfänger.
Wiederum andere Titel waren nur unter der Ladentheke zu bekommen, dazu zählten so beliebte Illustrierte wie das "Magazin". In aufgelockerter Weise wurde darin über Kultur, Zeitgeschehen und Mode berichtete. Darüber hinaus war das Magazin eine der wenigen Zeitschriften der DDR, das Nacktfotos druckte. Die monatlich erscheinende Zeitschrift wollte niveauvoll unterhalten und den Geschmack bilden. Reportagen, Porträts, Einrichtungs- und Modetipps, erotische Erzählungen und Aktfotografie lieferten Unterhaltung jenseits der Politik. Im freien Verkauf gelang es einem nur selten, ein Exemplar zu ergattern. Zum Markenzeichen des Magazins wurde der Kater in den Zeichnungen des Grafikers Werner Klemke. Manche Zeitschriften waren so begehrt, dass man ihre Abonnements angeblich vererbt hat.
30 Zeitschriften von "Bummi" bis "Wochenpost"
Etwa 30 Illustrierte, Wochen- und Monatszeitungen gab es in der DDR. Ihre Gesamtauflage betrug in den 80er Jahre rund neun Million Exemplare. Zu den wichtigsten Wochenzeitungen gehörten der "Sonntag", das kulturpolitische Organ des Kulturbundes und die "Wochenpost", das mit 2,2 Millionen Exemplaren größte Blatt.
Die erste Wochenpost erschien Weihnachten 1953. Sie knüpfte an die Tradition der in den 20er Jahren verlegten "Grünen Post" an. Das Blatt bot einen bunten Mix aus Unterhaltung und Information, pflegte Genres, die in anderen Medien vernachlässigt wurden. Legendär waren Rudi Hirschs Gerichtsberichte auf der letzten Seite.
Der humoristisch-satirische "Eulenspiegel" (Auflage etwa 400.000 Exemplare) griff in manchmal beißender Weise Missstände auf. Trotz offizieller Duldung und Förderung als Ventil für den Unmut der Bevölkerung, bestand immer die Gefahr, von der Medienaufsicht aus dem Verkehr gezogen zu werden, wenn die kritischen Töne zu scharf wurden. Mehrmals wurden ganze Ausgaben vor der Auslieferung eingestampft.
"Die Weltbühne", eine Wochenzeitschrift für Wirtschaft, Kunst und Politik brachte es auf eine 30.000er Auflage. Der "horizont", das ab 1983 nur noch monatlich erscheinende Blatt für internationale Politik, auf etwa 100.000 Exemplare.
Begehrteste Illustrierte war die Rundfunkillustrierte "FF dabei". Ihre Auflage von 1,5 Millionen konnte den großen Bedarf nicht decken. "Für Dich", die DDR-Frauenzeitschrift, brachte es auf eine Auflage von knapp einer Millionen Exemplare.
Kontrastprogramm: von Ideologie bis Lebenshilfe
Die "Neue Berliner Illustrierte" (NBI) brachte zahlreiche bebilderte Berichte aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der DDR. Die NBI war mit einer durchschnittlichen Auflagenhöhe von 726.000 Exemplaren die meistgelesene Wochenzeitschrift. Da die Auflagenhöhe an einem bestimmten Papierkontingent festgeschrieben war, konnte die Nachfrage auch hier nur selten gedeckt werden.
Die "Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft" gab die illustrierte "Freie Welt" heraus, die vor allem über Themen aus dem Verhältnis von DDR und Sowjetunion sowie zu anderen Ländern des Warschauer Paktes berichtete. "Guter Rat", die Ratgeberzeitschrift schlechthin, gab Tipps zu allen erdenklichen Themen, vom Tapezieren über die Küche bis hin zum Basteln.
Kirchenzeitungen mit Sonderstatus
Eine Sonderstellung nahmen die in der DDR erscheinenden Kirchenzeitungen ein. Ihre Herausgeber waren nicht Parteien oder parteinahe Verlage. Dennoch standen etwa auch die evangelische Zeitschrift "Standpunkt" und die katholische "begegnung" unter dem Einfluss der Ost-CDU. Die verbreitetste Kirchenzeitung war der zunächst zweiwöchentlich, dann wöchentlich erscheinende katholische "Tag des Herrn" mit 100.000 Exemplaren Auflage.
Für Thüringen erschien das evangelische Sonntagsblatt "Glaube und Heimat", "Die Kirche" wurde für Berlin, Görlitz, Greifswald und Magdeburg herausgegeben, in Mecklenburg las man die "Mecklenburgische Kirchenzeitung".
"Der Sonntag" der evangelisch-lutherischen Kirche Sachsen war mit 40.000 Exemplaren die auflagenstärkste evangelische Zeitschrift. Das "Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde von Berlin und des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik" erschien viermal jährlich seit den 60er Jahren und stand der SED nahe.
Mosaik Zeichner Hannes Hegen ist als Schöpfer der Digedags eine Ikone der Comicfreunde. Monatlich nahmen Dig, Dag und Digedag die Leser der Zeitschrift „Mosaik“ mit auf ihre Reisen. Als Hegen aus dem Projekt ausschied, wurden die Digedags von den Abrafaxen abgelöst.
ND Das "Neue Deutschland", eine Tageszeitung, war das Organ des Zentralkomitees der SED und publizierte die offiziellen Ansichten der SED. Für SED-Mitglieder eine Pflichtlektüre ...
Neues Leben "Neues Leben" war der Titel eines Jugendmagazins, das im gleichnamigen Verlag der FDJ erschien. Zunächst war das Blatt 1945 als Schulungsblatt für FDJ-Funktionäre gegründet worden. Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein gefragtes Monatsmagazin mit Themen von Mode bis Musik. Die bunte Vielfalt als auch die lockere Sprache machten das Heft heiß begehrt.
Pramo Die "Pramo", die "Praktische Mode" aus dem Verlag für die Frau, war für Frauen gedacht, die selbst schneiderten. Zu jeder Ausgabe gehörten mehrere Schnittmusterbogen.
Romanzeitung Die "Romanzeitung" war eine regelmäßig erscheinende Literaturzeitung. Sie wurde in hoher Auflage und einfacher Ausstattung auf Rotationsmaschinen gedruckt. und konnte für wenig Geld am Zeitungskiosk erworben werden.
Troll Der "Troll" war die älteste und zugleich anspruchsvollste Rätselzeitschrift der DDR. Das monatlich erscheinende Blatt war immer schnell vergriffen. Es kostete 20 Pfennig und konnte mehrere Tage Rätselspaß bescheren.
Trommel Die "Trommel" war eine seit 1958 erscheinende Zeitung für Thälmannpioniere. Über eine kindgerechte Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, wollte die "Trommel" Einfluss auf die politische Erziehung der Kinder nehmen.
Urania Urania war zunächst eine Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse der Bereiche Naturwissenschaften, Technik, Medizin und Gesellschaftswissenschaften. Die Urania organisierte Vorträge und Tagungen, ihr Sitz war in Berlin. Außerdem unterhielt sie einen eigenen Verlag, der unter anderem das populärwissenschaftliche Magazin "Urania" herausgab.