Annekathrin Bürger: Die Kino-Traumfrau der 50er-Jahre
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04. April 2017, 10:05 Uhr
Annekathrin Bürger, geboren am 3. April 1937, stammt aus einem Künstlerhaushalt, der Vater Zeichner, die Mutter Tänzerin. Das Mädchen will Schauspielerin werden, fällt bei der Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Schauspielschule Berlin durch. Ein Zufall bringt sie mit DEFA-Regisseur Gerhard Klein zusammen. Der ist alles andere als begeistert: "Die ist zu klein und sächselt." Die 19-Jährige bekommt von ihm ein Korsett – und ihre erste Rolle, in einem Liebesfilm. Rückblickend sagt die Schauspielerin:
Dieses Hochgeschleudertwerden mit so einem Film war zwar wunderbar, und ein großer Glücksumstand, aber ich muss gestehen, dass ich sehr, sehr unsicher war, und das mit viel Creme, und Shcminken und in den Spiegel-gucken wettmachen wollte. Ich war nicht so stabil, wie ich in dem Film wirken mochte.
Nach dem Film studiert sie an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg, spielt währenddessen in mehreren DEFA-Filmen mit. Anfang der 60er-Jahre geht sie in die Provinz und wird im Theater der Bergarbeiter, in Senftenberg, bejubelt. In den meisten Inszenierungen ist Rolf Römer ihr Partner, den sie 1966 schließlich heiratet. Römers Komödien wie "Mit mir nicht, Madame!" und kritische Gegenwartsfilme wie "Hostess" machen die Bürger zur Stilikone der modernen, selbstbewussten DDR-Frau.
Ihre wichtigste Rolle?
Im TV-Vierteiler "Wolf unter Wölfen" nach dem Roman von Hans Fallada beeindruckt sie das Fernsehpublikum 1964 als Petra Ledig.
"Das ist vielleicht die beste, in jedem Fall eine der besten Rollen, die ich je im Film gespielt habe"
... sagt Annekathrin Bürger später.
Fast zensiert: "Hostess" - zu erotisch
Der Film "Hostess" mit der Bürger in der Hauptrolle wird 1976 der erfolgreichste Film des Jahres. Sie spielt darin die Berliner Hostess Jette, die ihrem Freund Johannes davonrennt, als der sie aus rein pragmatischen Gründen heiraten will. Der Film, der mit einer für die damalige Zeit freizügigen Nacktszene beginnt, wäre beinahe fürs Ostpublikum "bereinigt" worden.
Zensiert: "Polizeiruf 110 - Schuldig" - zu realistisch
1977 spielte Annekathrin Bürger in "Polizeiruf 110: Schuldig" mit. Der Film prangert die Missstände in der DDR offen an. Sie stellt eine Trinkerin dar – und zwar so realistisch, dass dem Zuschauer die Luft wegbleibt. Der Film gilt als zu realistisch und bleibt bis zum Fall der Mauer unter Verschluss.
In mehr als 20 Folgen der Reihe "Tatort" ist sie in den 90er-Jahren in der Rolle als Gastronomin Frederike zu sehen.