Portät einer Volksschauspielerin: Agnes Kraus: Berlinerin mit Herz und Schnauze
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13. Januar 2021, 10:55 Uhr
In ihrer Rolle als Schwester Agnes ist die Volksschauspielerin aus Berlin zwar jedem bekannt. Aber nur wenige wissen noch, dass Agnes Kraus von Bertolt Brecht und Helene Weigel zum Berliner Ensemble geholt wurde, bei dem sie mehr als 20 Jahr lang spielte. In Hörspielen übernahm sie ganz andere Figurentypen als im Film.
Agnes Kraus, am 16. Februar 1911 in Berlin als Irmgard Agnes Friederike Krause geboren, kommt über das Theater zum Film. Am Preußischen Staatstheater besucht sie die Schauspielschule und studiert bei Leopold Jessner. Regisseur Jessner ist damals einer der wichtigsten Vertreter des Bühnenexpressionismus und des politischen Theaters. Für ihn ist die junge Agnes in der Rolle einer Tragödienschauspielerin am besten aufgehoben. In Annaberg-Buchholz übernimmt sie ihr erstes Engagement und auch dort prompt tragische Rollen, wie die Hauptrolle in Schillers "Maria Stuart" und die Helena aus Shakespeares "Sommernachtstraum".
Vom Puppentheater zum Berliner Ensemble
Im Zweiten Weltkrieg verschlägt es Agnes Kraus zu den Münchner Kammerspielen und weiter zum Mainfränkischen Puppentheater. Dieser Kunstform bleibt sie auch nach dem Krieg treu - zusammen mit ihrer Schwester gründet sie ein eigenes Puppentheater. Zusammen treten sie mit selbsthergestellten Puppen in Schulen und Veranstaltungen auf. Parallel dazu spielt Agnes Kraus auch wieder an Theatern in Brandenburg, Potsdam und Wittenberg, wo sie schließlich Brecht auffällt. 1951 holen Helene Weigel und Bertolt Brecht Agnes Kraus zum legendären Berliner Ensemble, dem die Schauspielerin dann mehr als 20 Jahre angehört. Krauses liebste Rolle ist die der "Witwe Queck" aus Brechts fragmentarischem Stück "Der Brotladen", einer Geschichte aus dem Berliner Arbeiterleben der 1920er-Jahre.
Seit den 1930er-Jahren in Babelsberg vor der Kamera
In den folgenden Jahren spielt Agnes Kraus eher kleine bis mittlere Rollen, die sie mit ihrer eigenen Individualität füllt. Auch im Film wird sie zuerst nur in Statistenrollen eingesetzt. Ihre erste kleine Rolle hat sie als "Irmgard Krause" schon 1936 in der UFA-Produktion "Eskapade". Ab den 1950er-Jahren ist sie nun wieder in Babelsberg engagiert - jetzt bei der DEFA und spielt kleine Rollen. Erst mit dem Fernsehen glückt ihr der Karrieresprung ins Filmgeschäft: In heiteren Fernsehrollen wie in "Dolles Familienalbum" (1969) oder "Florentiner 73" (1972) spielt sie die Tante Minna beziehungsweise die Mutter Klucke.
Achtmal ist Agnes Kraus "DDR-Fernsehliebling"
Fortan kennen sie alle. Ihr werden Rollen auf den Leib geschrieben. In den Folgejahren spielt sie in vielen DDR-Fernsehfilmen die Hauptrolle - als zupackende Frau mittleren Alters mit einem großen Herz. Als "Gemeindeschwester Agnes" kümmert sie sich um die Hilfsbedürftigen der Gemeinde und mischt sich ständig in Sachen ein, die sie eigentlich nichts angehen. Ihre schrullig-sympathische Art wird zur Erfolgsgarantie für das heitere Fernsehspiel. Bei den Zuschauern ist sie so beliebt, dass sie achtmal zum DDR-Fernsehliebling gewählt wird. 1994 gastiert die Schauspielerin, die lange Jahre in Kleinmachnow wohnte, zum letzten Mal am Berliner Ensemble. Am 2. Mai 1995 stirbt Agnes Kraus in ihrer Geburtstadt Berlin.