Geheimdienst-Affäre "Kid" wird gekidnappt
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17. März 2017, 15:34 Uhr
Im April 1991 überwältigt ein US-Spezialkommando einen Mann auf offener Straße in Berlin. Alles geht blitzschnell. Er hatte jahrelang Geheimnisse der NSA an die DDR verraten.
Seit 1981 arbeitet der Deutsch-Experte Jeffrey Karney als Teil der US-Airforce für den Standort der NSA (National Security Agency, also Nationale Sicherheitsbehörde) in Marienfelde/West-Berlin. Schnell lernt er die Verhaltensweisen seiner Gegner kennen. Gleichzeitig erfährt er aber auch, mit welchen Methoden sein heimischer Geheimdienst, die NSA, arbeitet.
Karney ist einer der Besten. Der Job ist spannend und er arbeitet am Zahn der Zeit. Doch der Top-Agent fühlt sich unterfordert. Er empfindet seine Arbeit als nicht ausreichend anerkannt. Zudem erkennt Karney, dass er Männer liebt. In den 80er-Jahren ist Homosexualität noch absolutes Tabuthema. Sein Arbeitgeber darf nicht von seiner Neigung erfahren. Nun ist auch sein Privatleben ein Geheimnis.
Ich hab‘ das erlebt. Viele von uns sind rausgeschmissen worden. Dann hat man die Karriere verloren und in meinem Fall war das für mich meine Zukunft. Die Luftwaffe war für mich das Rettende nach einem Familienleben, was man nur als katastrophal bezeichnen konnte.
Alkoholisiert am Check Point Charly
Karney erscheint seine Situation zunehmend aussichtsloser. In einer Nacht im April 1983 sitzt er wie so oft in einer Kneipe und trinkt, um seine Verzweiflung zu vergessen. Angetrunken wie er ist, trifft er eine Entscheidung, die sein ganzes Leben verändert. Kurz vor Mitternacht erreicht er den Checkpoint Charly und will alles hinter sich lassen und in das Land fliehen, das er im tagtäglich bespitzelt. Als Karney einem Grenzer gegenüber erwähnt, dass er in Marienfelde arbeitet, ergreifen die Stasi-Beamten ihre Chance und nehmen den Agenten ins Kreuzverhör. Sein labiler psychischer Zustand macht es den geschulten Beamten einfach, den NSA-Mann unter Druck zu setzen. Er stimmt zu, fortan Informationen der NSA für die DDR zu besorgen.
Anfangs bedrückt ihn sein Doppelspiel. Doch als die US-Amerikaner eine Luftübung durchführen, die so provokant ist, dass der Sowjet-Union glaubhaft vermittelt, ein Atomschlag stehe bevor, sind seine Skrupel wie weggeblasen. Karney fürchet, dass die Situation außer Kontrolle gerät und schickt einen Kurier mit den pikanten Informationen nach Ost-Berlin.
Versetzung in die USA
Nach einer Versetzung in die USA soll der Agent Deutschunterricht geben. Als ein obligatorischer Lügendetektortest ansteht, bekommt es Karney mit der Angst zu tun. Er flüchtet nach Mexiko. Im Chaos eines Erdbebens verliert sich kurz darauf seine Spur. Seine Verfolger nehmen an, dass er tot ist. Doch Karney lebt. Er hat Unterschlupf gefunden - in der Botschaft der DDR. Mit Hilfe Fidel Castros gelingt der DDR-Führung sogar die unauffällige Ausreise ihres Spions.
Aus Jeffrey wird Jens
Zurück in der DDR bekommt Karney eine Wohnung, einen Führerschein und eine neue Identität. Aus Jeffrey Karney wird offiziell der DDR-Bürger Jens Karney. Wolfgang tritt in sein Leben – seine große Liebe. Die DDR richtet zudem für Karney einen neuen Arbeitsplatz ein, von wo aus er die amerikanische Botschaft mit Spezialtechnik bespitzeln soll. 1989 wird sein Arbeitsplatz dicht gemacht. Mehrfach lässt er sich versichern, dass alles, was auf seine Aktivität unter dem Decknamen "Kid" vernichtet ist. Noch ahnt er nicht, dass er, der Verräter, selbst verraten werden wird.
"Mielkes Maulwurf bei der NSA" - die MDR Produktion im Ersten
Der Film Mielkes Maulwurf bei der NSA von Jürgen Ast rekonstruiert die unglaubliche Geschichte des Jeffrey Carney mit den unmittelbar involvierten Protagonisten aus Ost und West.
In der Nacht von Montag auf Dienstag, den 04.04, um 03.25 Uhr zeigt Das Erste die ganze Geschichte.