1979-1983 Korrespondent in der DDR Der "Stern" in der DDR - Dieter Bub als Korrespondent
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17. Oktober 2016, 09:05 Uhr
Dieter Bub berichtete von 1979 bis 1983 als Korrespondent des Wochenmagazins "Stern" aus der DDR. Sein Aufenthalt war gleichzeitig auch eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, bei der er nicht nur viele Freunde, sondern auch seine große Liebe fand. Der aufsehenerregende Artikel über ein vermeintliches Honecker-Attentat beendete schlagartig seinen Aufenthalt in der DDR und eine Zeit, die er Jahre später als Abenteuer und Albtraum zugleich bezeichnet.
Inhalt des Artikels:
Als Korrespondent in der DDR zu arbeiten muss wohl eine der größten Herausforderungen gewesen sein, der sich Journalisten während des Kalten Krieges stellen konnten. Recherchen unter der ständigen Kontrolle der Sicherheitsorgane und Leben in verwanzten Wohnungen waren Alltag für westliche Journalisten. Was die Arbeit der Korrespondenten besonders erschwerte, war das Kontaktverbot zu DDR-Bürgern. Das galt auch für Korrespondent Dieter Bub, dessen eigene Wurzeln in der Saalestadt Halle liegen.
Die DDR war ein völlig unbekanntes Land für Leute, die im Westen gelebt haben und die gar nicht den Mut hatten und auch gar nicht das Interesse hatten, in das andere Deutschland zu reisen.
Die Wurzeln in Halle
Das besondere Verhältnis von Dieter Bub zu Mitteldeutschland wurde ihm in die Wiege gelegt. Denn Bub, geboren 1938, wuchs in Halle an der Saale auf.
Bei jedem gibt es diese Sehnsucht nach den Orten die Kindheit. Alles andere, wo ich später überall gewesen bin, wo ich auch gewohnt und gelebt habe, das waren alles spannendere Orte. Aber sie waren nie so intensiv für mein Bewusstsein, für mein Empfinden, für meine Sehnsucht, wie es Halle gewesen ist.
In der Saalestadt verbrachte Bub seine Kindheit und Jugend, besuchte die Schule und erlebte damals das mit, was heute als die "Aufbaujahre" der DDR bezeichnet werden. Doch die Euphorie der Nachkriegsjahre fand mit dem 17. Juni 1953 ein jähes Ende, auch für den 15-jährigen Dieter. Er floh in die Bundesrepublik. Später begann er beim Norddeutschen Rundfunk, sich mit der DDR und den innerdeutschen Beziehungen zu beschäftigen.
Die Rückkehr nach Mitteldeutschland
Dieter Bub bereiste in seinem neuen Leben als Journalist über 80 Länder. Sein Fernweh konnte er damit stillen, aber sein Heimweh blieb. Als er das einmalige Angebot erhielt, für den "Stern" als Korrespondent in die DDR zu gehen, griff er zu. Es war ihm ein Bedürfnis in seine Heimat zurückzukehren und nicht nur ein weiterer Karrieresprung, sagte er rückblickend im Gespräch mit MDR Zeitreise.
Für Westdeutsche war die DDR auch exotisch. Die sind zwar überall in der Welt rumgeflogen und kannten das alles, aber die DDR kannten sie nicht. Also war das eigentlich 'ne tolle Herausforderung.
Sein Anspruch war, aus dem Leben derjenigen zu erzählen, die man im Westen Brüder und Schwestern nannte, die allerdings mit den Jahren zu fernen Verwandten geworden waren. Dafür ging er unter fremdem Namen nach Ost-Berlin. In dem Bewusstsein, observiert und in der eigenen Wohnung abgehört zu werden, nahm er entgegen aller Bestimmungen auch Kontakt zu Oppositionellen wie Robert Havemann, Rainer Eppelmann oder Lutz Rathenow auf.
Auf ein "Attentat" folgt Ausweisung
Dieter Bub schaute auch über den Tellerrand der DDR-Hauptstadt. Er wollte mehr, als mit sorgsam ausgewählten Interviewpartnern reden. Er wollte das wirkliche Leben in der DDR abbilden. Dazu begab er sich auf Reisen in die DDR-Provinz. Sein fotografisches Auge auf diesen Ausflügen in den DDR-Alltag wurde der Fotograf Harald Schmitt. Den beiden immer auf der Spur war die Staatssicherheit. Diese dokumentierte mit gut 1.600 Seiten das Schaffen der beiden, darunter auch die Besuche in Bubs alter Heimatstadt Halle. Diese waren sehr zahlreich und es dauerte eine Weile, bis die Bewacher hinter das Geheimnis der vielen Ausfahrten kamen: die Liebesbeziehung zu seiner späteren Frau Brigitte. Doch weder der Kontakt zu DDR-Bürgern noch seine Liaison führen zu einer Ausweisung aus der DDR.
Dazu kam es erst durch einen "Stern"-Artikel. Darin ging es um ein vermeintliches Attentat auf den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Für die Redaktion war es eine gelungene Story und für die DDR-Führung Anlass genug, den unbequemen Journalisten Bub los zu werden. So musste er die DDR nach vier Jahren fluchtartig verlassen. Dabei, so berichtet Bub heute, stammte der Artikel vom Aufsehen erregenden Honecker-Attentat in dieser Form gar nicht aus seiner Feder, sondern wurde in der Redaktion zugespitzt, um eine höhere Auflage zu erzielen. Seine heutige Frau Brigitte konnte ihm, zwei Jahre nach seiner Ausweisung, in die Bundesrepublik folgen.
Doch dieses Kapitel seines Lebens war damit noch nicht geschlossen. Dieter Bub kehrte im Zuge der Wiedervereinigung nach Mitteldeutschland zurück und berichtete über die Einheit und ihre Folgen.