Riesengebirge In Rübezahls Wäldern

Riesengebirge: In Rübezahls Wäldern

08. Dezember 2010, 13:14 Uhr

Das Riesengebirge mit der Schneekoppe ist bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein beliebter Ausflugsort. Mitte der 50er-Jahre fanden auch DDR-Touristen in Rübezahls Gebirge.

Der erste Tourist auf der Schneekoppe, der mit 1.602 Metern höchsten Erhebung des Riesengebirges, war ein venezianischer Edelmann, und zwar bereits im 15. Jahrhundert. Später kamen auch noch der sechste amerikanische Präsident Quincy Adams hinauf, der romantische Maler Caspar David Friedrich und der Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Dritte. Goethe war natürlich ebenfalls dort, am 15. September 1790.

In Rübezahls Wäldern

Eiszeitliche Gletscherkare (Stellen mit dem großen Pflanzenreichtum), grünlich schimmernde Bergseen, tosende Wasserfälle (wie etwa die Elbefälle) und steil abstürzende Bergflanken – das sind die hervorstechenden Merkmale des Riesengebirges. Dazu fügten sich damals noch als typisches Charakteristikum dichte, unberührte Wälder. In ihnen soll der Legende nach Rübezahl hausen, der Berggeist des Riesengebirges, ein "launischer, ungestümer, bengelhafter, roher, stolzer und eitler" Gesell. Mit diesen Attributen versahen ihn wenigstens die Bewohner der Gegend.

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Urlaub im Riesengebirge vor dem Fall der Mauer: Das Skigebiet nah, die Preise erschwinglich. Urlauber erzählen von polnischen Grenzern und eingewecktem Fleisch.

Mo 28.06.2004 15:30Uhr 06:15 min

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Rote Fahne bei Überfüllung

1850 wurde die erste Baude auf der Schneekoppe errichtet. Die winzige Holzhütte löste die eine Kapelle ab, die bis dahin als Übernachtungsmöglichkeit und Restauration für Wanderer gedient hatte. Zu einem regelrechten Aufschwung des Tourismus kam es im 19. Jahrhundert, als das Riesengebirge an das Schienennetz angeschlossen wurde. Eine neu errichtete Baude auf der Schneekoppe bot nun schon dreihundert Betten an. Waren alle belegt, wurde eine rote Fahne gehisst. Und sogar ein kleines Postamt gab es auf dem Gipfel, in dem Touristen ihre Postkarten abschicken konnte – mit dem Stempel der Schneekoppe drauf. 10.000 Postkarten zählten die Postbeamten auf der Schneekoppe allein zwischen dem 9. und 16. August 1900.

Risikoreicher "Freundschaftsweg"

Touristen aus der DDR fanden erst ab Mitte der 50er-Jahre in nennenswerter Anzahl ins Riesengebirge. In den Jahren zuvor hatte es einen Tourismus ins sozialistische Bruderland praktisch nicht gegeben, da die Schneekoppe, die zu gleichen Teilen zu Polen und zur ČSSR gehört, zunächst militärisches Sperrgebiet war. Erst nach der Unterzeichnung eines Tourismusabkommens zwischen DDR und ČSSR kam es zu einer Wiederbelebung des Tourismus im Riesengebirge. Und nach dem Mauerbau 1961 wurden Rübezahls Berge von Wander- und Skifreunden aus der DDR förmlich überrannt.

Das Riesengebirge bot entscheidende Vorteile: Es lag nicht allzu weit entfernt, war leicht zu erreichen, viele Tschechen sprachen Deutsch und die Preise waren selbst für DDR-Bürger noch einigermaßen moderat. Einiges Ungemach drohte wackeren Wanderern aus der DDR lediglich auf dem "Freundschaftsweg" genannten Kammweg auf der Schneekoppe, der ČSSR und Polen verband. Den zu betreten war ihnen streng verboten. Und wer aus Versehen doch auf diesen Weg geriet, musste ein hochnotpeinliches Verhör der Grenzwächter über sich ergehen lassen.

Waldsterben im "Schwarzen Dreieck"

Traurige Berühmtheit erlangte das Riesengebirge in den 80er-Jahren: große Waldflächen waren abgestorben. Die ehemals dichten Wälder waren nur noch Stangengehölz. Eine trostlose Brache. Der Grund dafür: der sogenannte "saure Regen – für den vor allem die Schwefeldioxidemissionen der Braunkohlenkraftwerke im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck verantwortlich waren. "Schwarzes Dreieck" nannte man die Region damals.

Umweltschützer aus der ČSSR, der DDR und aus Polen protestierten gegen die rücksichtslose Umweltzerstörung des von der ČSSR und Polen Anfang der 60er-Jahre zum Naturschutzgebiet erklärten Riesengebirges. Doch es geschah nichts. Die Regierungen der Bruderländer versuchte die Schäden klein zu reden: Alles sei halb so schlimm. Und der Wald starb weiter. Seit 1990 sind die Emissionen stark zurückgegangen, dem Waldsterben aber konnte trotzdem noch kein entscheidender Einhalt geboten werden.