Lexikon Arbeit
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Arbeitstag | Leistung | Lohn | Recht auf Arbeit
16. Februar 2010, 11:34 Uhr
"Mit Arbeit versaut man sich den ganzen Tag", war eine Redewendung made in GDR, die im schroffen Gegensatz zur offiziellen Lesart stand. Arbeit sei das wichtigste Bedürfnis, Dreh- und Angelpunkt des Daseins, so wurde es gebetsmühlenartig den Leuten eingetrichtert. Wer täglich am Hochofen, in der Braunkohle oder auf dem Bau malochte, mag dies anders gesehen haben.
Honecker bat Strauß um einen Westwagen.
"Kein Problem, geht seinen sozialistischen Gang",
verspricht der Bayer.
"Um Gottes Willen, Franz Josef", winkte der SED-Chef ab, "solange darf es nicht dauern!
Ein bitterer Scherz, der schlaglichtartig den Arbeitsalltag der Frauen und Männer beleuchtet. Er war geprägt durch erzwungene Gammelei und Kraftakte, durch unrealistische Planziele und heimliche Plankorrekturen, durch Propaganda der SED und verschenkte Möglichkeiten im Wettbewerb.
Der beginnende Arbeitstag kündigte sich in den großen Städten mit überquellenden Straßenbahnen, Bussen und Vorortzügen an. Betriebe mit Tausenden Beschäftigten begannen kurz vor sechs Uhr die Menschen aufzusaugen. Eine Stunde später setzte der Strom der Angestellten, Verkäuferinnen und Schüler ein. Leben in der Stadt, in den Werkhallen, Geschäften und Büros. Der Arbeitstag war lang.
LEISTUNGSZEIT ist ARBEITSZEIT
Acht Stunden arbeiteten Schichtarbeiter. 8 3/4 Stunden betrug die Regelarbeitszeit, seit im August 1967 die durchgängige Fünf-Tage-Arbeitswoche eingeführt worden war. Arbeitszeit sollte Leistungszeit sein. So jedenfalls verkündeten es allerorten Betriebswandzeitungen und Transparente. Was in der Theorie logisch klang, wurde von der Wirklichkeit überrollt. Fehlendes Material und mangelhafte Arbeitsorganisation erfassten immer mehr Betriebe. Herumstehende Brigaden waren keine Ausnahme. Arbeitszeitausfälle gefährdeten die Planerfüllung. Die Mängel mussten durch Sonderschichten, Überstunden und Knochenarbeit wettgemacht werden.
Das verbriefte Recht auf Arbeit bescherte zwar jedem Erwachsenen einen festen Arbeitsplatz und das Gefühl sozialer Sicherheit. Volkswirtschaftlich war dies aber Augenwischerei, weil die aufgeblähten "Betriebskollektive" die Personalkosten und die Fertigungskosten nach oben trieben.
Trotz der wirtschaftlichen Misere stieg der Durchschnittslohn stetig nach oben: 1949 betrug das durchschnittliche Bruttoeinkommen 295 Mark, 1970 waren es 792 Mark und 1988 schließlich 1280 Mark. Das Problem allerdings war ein immer schlechter werdendes Angebot an Waren und Dienstleistungen. Ökonomisch ausgedrückt gab es einen Geldübergang bzw. einen Warenmangel, der einen Schattenwirtschaft erblühen ließ.
Leistungszeit
Leistungsfrist, Erfüllungszeit:
Frist innerhalb der oder Termin, zu dem der Schuldner seine Leistung am Leistungsort zu erbringen hat.
MEYERS UNIVERSAL-LEXIKON, Band 2,
VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1980,
S. 702