Geschichte Mitteldeutschlands Katharina die Große - Die Zarin aus Zerbst
Hauptinhalt
20. September 2007, 17:37 Uhr
Aus einem der ärmsten deutschen Fürstentümer kam sie und stieg zur machtbewussten russischen Zarin auf, doch als "femme fatale" ging sie ins Gedächtnis ein. Was ist wahr an den Geschichten über zügellose Affären, die schon zu Lebzeiten der Monarchin ganz Europa entrüsteten?
Mit 14 Jahren wird die Prinzessin aus einem der ärmsten Fürstentümer Deutschlands an den Petersburger Hof gerufen, um zwei Jahre später mit dem russischen Thronfolger Peter Fjodorowitsch verheiratet zu werden. Zielstrebig und ehrgeizig nutzt sie diese Chance, behauptet sich gegen höfische Intrigen und triumphiert in unzähligen Machtspielen über ihre Gegner. Schon nach einem Jahr legt sie in fehlerfreiem Russisch das orthodoxe Glaubensbekenntnis ab und erhält den Namen Katharina Alexejewna.
Es gibt keine mutigere Frau als mich. Ich besitze schrankenlose Kühnheit.
Mit 33 Jahren zur Alleinherrschaft
Doch ihr Eheleben wird eine Katastrophe. Die Sehnsucht der jungen Frau nach Glück und Liebe bleibt unerfüllt. Katharina beginnt, sich mit Liebhabern zu trösten. Dank ihrer Ausstrahlung liegen ihr die Männer zu Füßen. Mit deren Hilfe putscht sie sich an die Macht, ihr zum Gefallen werden sie schließlich gar zum Mörder ihres ungeliebten Mannes. Sie ist 33 Jahre alt, als sie die Alleinherrschaft übernimmt. Während einer 34-jährigen Regierungszeit erweitert sie den Machtbereich des russischen Reiches wie kein anderer Herrscher vor ihr.
Sie gnädige Frau reden und das Weltall verstummt.
Mäzenin und Reformerin
Katharina II. fördert Kunst und Wissenschaft, reformiert Staat und Gesellschaft, sorgt für ein modernes Bildungssystem und die weiträumige wirtschaftliche Erschließung des Landes. Zu den Werkzeugen ihrer Politik gehören Männer. So gelangt die außergewöhnliche, kluge und politisch begabte Monarchin durch Skandal- und Klatschgeschichten über ihr Liebesleben ins Bewusstsein der Allgemeinheit.
Sie hat die Seele von Brutus im Körper der Kleopatra.
Machtbesessene "femme fatale"?
Aus 21 Liebhabern, die ihre Biografen auflisten, werden in Legenden Hunderte. Katharina wird zur männermordenden machtbesessenen "femme fatale" stilisiert, unersättlich in ihrer sexuellen Lust und Gier. Mit zunehmendem Alter werden ihre Liebhaber immer jünger, die Affären skandalöser. Was ist wahr an diesen Geschichten, die schon zu Lebzeiten der Monarchin ganz Europa entrüsteten? Welche Rolle spielten Liebe und Sex tatsächlich für den Aufstieg der unbedeutenden deutschen Prinzessin zur "Russischsten aller Zarinnen"?