Das Altpapier am 2. Juli 2018 Es war einmal ein Sturmgeschütz
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Sollten wir uns von der Idee des "Zuspitzens" verabschieden? Handelt es sich bei den Fußball-und-Politik-Analogien im aktuellen Spiegel um "ganz weit fortgeschrittene Esoterik"? Und was sagt es über das Magazin aus, dass sich dort der Chefredakteur über Joachim Löws Oberarme Gedanken macht? Ein Altpapier von René Martens.
Wochenzeitungen haben oft genug das Problem, dass sie von der Aktualität überholt werden. In tendenziell seltenen Fällen hat die Redaktion dagegen das Glück, dass ihre Artikel durch aktuelle Entwicklungen auf eine nicht für möglich gehaltene Weise bestätigt werden. So ergeht es jetzt dem Freitag, in dem in der vergangenen Woche, also in der aktuellen Ausgabe, ein Artikel erschienen ist, in dem Ex-Altpapier-Autor Matthias Dell Folgendes schreibt:
"Die bittere Ironie der Flucht nach rechts, für die Medien und Politik in den letzten Tagen noch einmal einen Gang höher geschaltet haben, besteht darin, dass sie mit der Mimesis an die Politiktrolle von der AfD und der ihr verbundenen Organe ohne Not aufgeben, was sie einmal stark oder wenigstens ausgemacht hat. Eine FAZ, in der Reizwörter kompilierende Herausgeber-Kommentare rechte Realitätsverleugnung kopieren; eine Zeit, die die Junge Freiheit nachäfft ('Ein Mord, der etwas ändern muss'); ein Stern, der mit einem 1A-Compact-Cover daherkommt ('Das zerrissene Land: Der Mordfall Susanna F. und das Ende von Merkels Flüchtlingspolitik') – all das wirkt schwach, weil getrieben von einem unreflektierten Gefühl des eigenen Bedeutungsverlusts, dem damit nur Vorschub geleistet wird (statt mit hintergründiger Recherche den Vorteil gegenüber den Hassschleudern von rechts auszuspielen)."
An diesem Wochenende hat nun der Spiegel seine Variante "rechter Realitätsverleugnung" (Dell) präsentiert. "Es war einmal ein starkes Land", lautet die apokalyptische Titelzeile, inspiriert vom WM-Vorrundenaus, den Nickligkeiten innerhalb der Bundesregierung und der Untersuchungshaft für einen mutmaßlichen Kriminellen aus der Brumm-Brumm-Branche, den die Prosakünstler vom Spiegel als "Industriekapitän" bezeichnen. "Deutschland wirkt fußballerisch und politisch erschöpft und ist peinlich berührt von der Dieselaffäre", heißt es im Vorspann der Druckversion der Titelgeschichte.
Max Roser, Ökonom und Lebensstandardforscher an der Uni Oxford, diagnostiziert, der Spiegel habe "den Verstand verloren", und Lutz Hachmeister spricht von "pseudojournalistischem Quatsch". Oder, um es mit weiteren Kritikern zu sagen: "Die Leistungen einer Fußballmannschaft bei einem Turnier auf den Zustand eines ganzen Landes hochzurechnen, ist ganz weit fortgeschrittene Esoterik" (Mario Sixtus); "Der neue Spiegel-Titel ist so übergeigt, ich wette, keiner der daran Beteiligten glaubt das ernsthaft" (Tagesspiegel-Reporter Sebastian Leber).
Plädoyer für den Abschied vom "Zuspitzen"
Ralf Wiegand fasst für die SZ einige Reaktionen zusammen:
"Aus, aus, das Spiel ist aus für Deutschland – Totalschaden auf russischem Rasen, Dieselskandal, Kanzlerinnendämmerung. Die Reaktionen waren einhellig: Geht's noch? Hunderte Kommentare stellten das Magazin unter massiven Alarmismus-Verdacht, es schreibe böswillig ein funktionierendes Land runter, boulevardesk und populistisch."
Der SZ-Redakteur geht auch darauf ein, wie der Spiegel auf die Kritik reagiert hat:
"Cover müssen (…) zuspitzen. Wir zeigen einen verdrehten Gefühlszustand: Eine schwere Regierungskrise, die Dieselaffäre und das Ausscheiden aus der WM drücken aufs Gemüt".
Hm, auf meines nicht. Und auf das von Dirk Pilz möglicherweise auch nicht. Der twitterte jedenfalls:
"Nein, Cover müssen nicht zuspitzen. Vor allem müssen bloße Vermutungen über das 'Gemüt' und dessen Allgemeinheit nicht zur journalistischen Grundlage gemacht werden. Das muss nur, wer die Logik der Marketingbranche für Journalismus hält.
Eine umfangreiche, sehr grundsätzliche Kritik des "Wir müssen zuspitzen"-Tweets liefert T-Online-Redakteur Jonas Schaible in einem Twitter-Thread. Unter anderem schreibt er:
"Ich glaube, wir würden uns und dem Publikum einen großen Gefallen tun, wenn wir uns von der Idee des 'Zuspitzens' verabschieden würden. Muten wir dem Publikum nicht zu, zu erraten, was wir wirklich meinen. Sagen wir es – möglichst präzise."
Teil der Reaktion des Spiegels ist auch die unübliche Maßnahme, die Titelgeschichte frei online zu stellen. Darauf geht der bereits erwähnte Ralf Wiegand ein, der in seinem Artikel den Ökonomen und Grünen-Politiker Ralf Fücks mit den Worten zitiert, die Story sei "etwas differenzierter als der Titel".
Not at all, würde ich sagen. Das geht schon los mit der ironiefreien Feststellung, die "womöglich wichtigsten Institutionen des Landes" seien die Bundesregierung und die Nationalmannschaft. Es wimmelt in diesem Text auf beinahe denkwürdige Weise von Passagen, die in vielerlei Hinsicht neben der Spur sind:
"1990 in Rom, (spielte) Deutschland beflügelt vom Mauerfall erfolgreich Fußball (…) und (gewann) den Titel (…) Oder 2006, als das Team zwar im Halbfinale in Dortmund gegen Italien ausschied, das Land sich aber wie in einem Sommermärchen aufführte, unverkrampft einen weltoffenen, positiven Patriotismus entdeckte, der dem Aufbruchsgeist jener Jahre entsprach."
Die Märchenfreunde vom Spiegel wollen einfach nicht wissen, dass der vermeintlich "positive" Patriotismus die Basis war für den aktuellen "Wiederaufstieg völkischen und nationalistischen Denkens" (FR kurz vor dem WM). Beziehungsweise: "Die WM 2006 war ein veritabler Albtraum. Ohne den Jubel über dieses tolle Deutschland würde heute nicht so unverkrampft gedeutschtümelt" (Andreas Rüttenauer in der taz bereits 2015, Bezug nehmend auf den Rechtsextremismusforscher Wilhelm Heitmeyer). Außerdem schreiben die sieben Autor*innen:
"2010 wurde (die Nationalmannschaft) dann zum Sinnbild für das offene, moderne Deutschland, weil 11 der 23 Spieler im Kader einen Migrationshintergrund hatten. Und wer diese Truppe damals spielen sah, schneller, schöner und kreativer als je zuvor, der konnte nur zu dem Schluss gelangen, dass der Input von außen das Land wie die Mannschaft bereichert hatten."
Subtext: Heute kann man zu dem Schluss gelangen, dass "der Input von außen" (gemeint sind im Übrigen überwiegend in Deutschland geborene Spieler) "das Land wie die Mannschaft" nicht mehr bereichern. Des Weiteren müssen wir lesen:
"Der starke Anführer, der vorangeht. Solche Typen werden in Deutschland immer herbeigesehnt, wenn irgendwas nicht rund läuft, im Fußball und wie in der Politik. Löw glaubte, darauf verzichten zu können."
Zunächst denkt man noch, der/die Spiegel-Autor*innen gehörten nicht zu jenen, die "starke Anführer" "herbeisehnen". Das Urteil "Löw glaubte, darauf verzichten zu können" spricht eher dagegen.
Zwischenfazit: Aus dem Sturmgeschütz der Demokratie ist eine Schrotflinte der Volksgemeinschaft geworden. Die Überschrift zur heutigen Kolumne steht so ähnlich übrigens bei @reskilab.
Der lange Bart der Fußball-und-Politik-Analogien
An dieser Stelle bietet es sich an, kurz auf Matthias Dell zurückzukommen, der in seinem Freitag-Text beschreibt, was die Voraussetzungen für solche Texte sind:
"Sich nach rechts öffnen zu können – wie es Politik und Medien gerade in atemberaubender, selbstvergessener Geschwindigkeit tun –, (…) bedarf der Ignoranz gegenüber Opfern rechter Gewalt. Ohne die Entkoppelung von den Konsequenzen rechten Denkens, als die eine Gewalt erscheint, die zur völkisch-autoritären Ideologie gehört (die rechte Rhetorik gibt sich wenig Mühe, das zu bemänteln) und sich zuerst immer gegen die Schwächsten richtet, wären der bürgerlichen Mitte Ausweichbewegungen vor ihrer eigenen Selbstblindheit verstellt."
Nicht verschwiegen werden soll, dass auf der letzten (!) Seite der Spiegel-Titelgeschichte von einem "eigentlich prosperierenden Land" die Rede ist und ja, aus heiterem Himmel, taucht sogar folgender Satz auf:
"Gewiss, man sollte Parallelen zwischen dem Auftreten einer Fußballmannschaft und der politischen wie ökonomischen Verfassung eines Landes nicht überstrapazieren."
Ob das nun als "Hey, Leute, alles Quatsch, was wir da vorher geschrieben haben, aber hat doch gut gerockt, oder?"-Geste zu verstehen ist, oder ob einer der sieben Autoren oder ein anderer Beteiligter urplötzlich von der Ratio geküsst wurde und zu retten versuchte, was nicht mehr zu retten war – man weiß es nicht..
Falls jemand meint, Löw-Merkel-Parallelen seien doch eigentlich ganz originell: Fußball-und-Politik-Analogien haben einen sehr langen Bart. Vor der WM 2002 schrieb zum Beispiel die Leipziger Volkszeitung:
"Der deutsche Fußball ist nur noch Durchschnitt – wie so vieles hier vom Bildungssystem bis zu den Wirtschaftsdaten. Geklagt wird gern, gehandelt kaum (…) Auch in Völlers Team sind Leitbilder, kantige Charaktere und mitreißende Führungsspieler dünn gesät."
Klingt, als habe sich das Esoteriker-Septett vom Spiegel für seine Story davon beeinflussen lassen. Die eben zitierte Passage findet sich in Jürgen Roths 2007 erschienenen Buch "Fußball!", in dem sich der Autor ausführlich mit dem Fußball-und-Politik-Analogiewesen beschäftigt:
"Der entscheidende Impuls zum vollends ungehemmten Räsonieren in gefällig-wohlfeilen Feuilletonismen und Analogien ging (…) von Norbert Seitz’ 1987 erschienenem Buch Bananenrepublik und Gurkentruppe aus (…) Seither glaubt ein erklecklicher Teil der offenkundig nicht ausgelasteten Nobelexegeten dieses Landes an die von Seitz in die Runde geschleuderte Theorie einer 'nahtlosen Übereinstimmung zwischen Fußball und Politik'. Seitz präsentierte seine koketten Parallel-Konstruktionen u.a. an Hand der "Traumpaare Herberger & Adenauer, Schön & Brandt, Derwall & Schmidt, Kohl & Vogts und (…) Beckenbauer & Weizsäcker."
Mutmaßungen übers Hanteltraining
Kurze Erwähnung verdient – leider, leider – auch noch der auf die Titelgeschichte einstimmende "Leitartikel" des Chefredakteurs Klaus Brinkbäumer, der nicht frei online steht. Die Anführungszeichen bei dem Wort Leitartikel muss man sich meterhoch vorstellen, denn Brinkbäumer sinniert hier allen Ernstes über Joachim Löws "kraftvolle Oberarme", die dieser bei TV-Übertragungen stets durch "enge T-Shirts mit Ärmelchen" betone:
"Wenn ein 58-Jähriger so aussieht, verrät er etwas über sich, das er vermutlich nicht verraten will. Wer möchte schon als unerwachsen wahrgenommen werden? Als Mensch, für den Hanteltraining und Selbstinszenierung enorm wichtig sind, womöglich wichtiger als Leistung?"
Fasst man’s? Der Chefredakteur der Spiegels mutmaßt in einem sogenannten Leitartikel darüber, welche Bedeutung das Hanteltraining für einen Fußballtrainer hat! Eine Irgendwas-mit-Sturmgeschütz-Polemik habe ich zwar oben schon gebracht, aber eine hätte ich noch: Sturmgeschütz der Küchenpsychologie passt im eben zitierten Kontext gar nicht so schlecht.
Der Angriff der FPÖ
Am Wochenende fand in Hamburg die Jahrestagung des Netzwerks Recherche statt, und gleich auf zwei Podien (diesem und diesem) war der ORF-Moderator Armin Wolf vertreten. Aufgrund des Drucks, unter dem der Journalismus im Nachbarland steht, ist er derzeit als Gesprächspartner gefragt: In einem Interview mit "Zapp", das am Rande der Veranstaltung entstanden ist, sagt er:
"Es haben Regierungen in Österreich immer versucht und Politiker in Österreich immer versucht, auf den ORF Einfluss zu nehmen. Und es haben schon immer Regierungsparteien versucht, über die Aufsichtsorgane personelle Entscheidungen zu beeinflussen. Neu ist nur, dass die FPÖ tatsächlich das System attackiert: Sie wollen die Rundfunkgebühren abschaffen, und mit der Abschaffung der Rundfunkgebühren de facto den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen. Nicht als Institution an sich, sondern indem man ihn in Zukunft über das Bundesbudget finanziert, aus Steuergeldern, und das wäre de facto eine Verstaatlichung, und ein Staatsfunk ist einfach etwas anderes als ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk."
Zur fatalen Idee mit den Steuern hatte sich Wolf bereits vor einem Vierteljahr geäußert (siehe Altpapier). Das Pressefreiheitsverständnis eines Ministers der eben erwähnten Partei kommentiert aus aktuellem Anlass Martin Kotynek im Standard:
"Innenminister Herbert Kickl kritisierte im ORF-Report 'gewisse Medien', die sich 'jeden Tag darum bemühen, irgendwelche Dinge, die (...) eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, in die Öffentlichkeit zu bringen'. Damit würden sie 'Verunsicherung betreiben'. Was der Minister als 'Verunsicherung' bezeichnet, nennen Journalisten gemeinhin Aufklärung."
Was die geplanten ORF-Social-Media-Richtlinien (Altpapier, Altpapier) angeht, gab sich Armin Wolf bei der Netzwerk-Recherche-Konferenz allerdings gelassen: Er glaube nicht, dass Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention, der die Meinungsfreiheit garantiert, demnächst "außer Kraft gesetzt" werde. Das ist aber nicht der Punkt, glaube ich. Die institutionellen Freiheitsrechte werden vermutlich auch in zehn Jahren noch bestehen, aber wenn sich – und das bezieht sich jetzt auf Deutschland – die Medien auf der "Flucht nach rechts" (Matthias Dell) weiter so beeilen, wird man gar keine gesetzlichen Eingriffe benötigen, um die Meinungsfreiheit einzuschränken.
Wie geht man mit der AfD um? Diese Frage wurde anlässlich des Bundesparteitags am Wochenende mal wieder aufgeworfen. Anne Haeming hat für die taz dazu unter anderem Stephan Detjen vom Deutschlandfunk befragt.
"Auch wenn die BBC es mit Beatrix von Storch und der WDR es mit Alice Weidel gerade wieder versucht hat: Klassische Entlarvungsinterviews funktionierten nicht mehr",
sagt er. Ich teile die Einschätzung grundsätzlich, finde aber das WDR-Interview, das zum Beispiel auch Armin Wolf in Hamburg sehr gelobt hat, teilweise sehr gelungen. Wie man sicherlich nicht mit der AfD umgehen sollte: Indem man, wie gerade Phoenix, Pressemitteilungen verbreitet, die in dieser Form auch von der Partei selbst stammen könnten.
Altpapierkorb (Gender-Sternchen, Uwe Steimle, "Kakadu", Angelica Blechschmidt)
+++ In der aktuellen Ausgabe von konkret beschreibt Anatol Stefanowitsch, wie das Feuilleton den orthografischen Aufstand gegen ein paar Sternchen probt: "Das deutsche Feuilleton so zuverlässig auf den Plan wie das Wort Gender. Obwohl klar war, dass der Rat zunächst nur beschließen würde, sich mit dem Thema zu befassen, überschlug sich die konservative Intelligentsia darin, altbekannte Empörungsszenarien zu entwerfen.Zum Beispiel das einer dystopischen Zukunft, in der das 'Gendern' Zwang wird. In der FAZ wehrt sich Edo Reents vorsorglich nicht nur gegen das Gendersternchen, sondern schon gegen Doppelformen wie Ärztinnen und Ärzte – mitgenannt zu werden sei kein Menschenrecht." Einige Altpapier-Autor*innen – aber nicht alle – werden übrigens in dieser Kolumne künftig spielerisch mit gender-gerechter Sprache experimentieren.
+++ Altpapier-Autoren woanders: Juliane Wiedemeier schreibt für Übermedien über Redakteure der Braunschweiger Zeitung, die sich "als Cheerleader für VW" betätigen, Klaus Raab im "Medientagebuch" des Freitag über die vom Grimme-Online-Award-Gewinner Raul Krauthausen präsentierte Talkshow "face to face" und ich für die Medienkorrespondenz über das eklektische, von der Redaktion von "Panorama" verantwortete funk-Format "Strg_F", das neulich bereits im Altpapier vorkam.
+++ Dass der MDR sich erst sehr spät von seinem rechtsradikalen freien Mitarbeiter Uwe Steimle zu distanzieren beginnt, bemängelt Philipp Greifenstein bei Übermedien. "Die Wahrheit ist eben, dass wir keine eigene Politik haben, weil wir ein besetztes Land sind" und "Inzwischen weiß jeder, daß etwa Atlantikbrücke-Mitglied Claus Kleber der Karl-Eduard von Schnitzler der BRD ist", hat Steimle gerade in einem Interview mit einer rechtsradikalen Zeitung gesagt, aber Ähnliches habe er auch viel früher schon geäußert.
+++ Der Tagesspiegel berichtet über eine Petition für den Erhalt der von der Einstellung bedrohten Deutschlandfunk-Kultur-Kindersendung "Kakadu" (siehe Altpapier). Hier geht’s direkt zur Petition.
+++ "Anlass" für die Ermordung von fünf Lokalzeitungs-Journalist*innen im US-amerikanischen Annapolis (siehe Altpapier) sei "eine Kolumne aus dem Jahr 2011 gewesen", von der sich der Täter "diffamiert gefühlt"habe, schreibt der Tagesspiegel unter Berufung auf die Washington Post. Dass dieser Mehrfachmord hier zu Lande sonderlich viel Aufmerksamkeit erfahren hat, lässt sich eher nicht sagen.
+++ Am Freitag ist Angelica Blechschmidt gestorben, die von 1989 bis 2003 Chefredakteurin der Vogue war. In dieser Zeit sei die Auflage "von 40.000 auf mehr als 100.000 Exemplare" gestiegen, schreibt Alfons Kaiser in der FAZ. Es ist ein durchaus differenzierter Nachruf: "Vor allem ihren Redakteurinnen, die von ihren Augen getroffen wurden, wird sie in Erinnerung bleiben. In den Büros an der Leopoldstraße sollten sie nicht herumlaufen wie die Studentinnen der nahen Universität. Flache Schuhe sah Angelica Blechschmidt nicht gern, Cocktailkleider umso lieber. Ihr galt das als feministisches Programm: Frauen sollten nicht im Hosenanzug den Männern nacheifern, sondern auf eigenen Beinen stehen, wenn auch auf wackligen zehn Zentimetern. Ob all die Betroffenen diese Kleiderregeln als emanzipativen Akt verstanden haben? Als Angelica Blechschmidt 2003 durch Christiane Arp abgelöst wurde, war trotz des abrupten Endes auch zu ahnen, wie einige der Redakteurinnen aufatmeten." Im Tagesspiegel ist ebenfalls ein Nachruf erschienen.
Neues Altpapier gibt es wieder am Dienstag.