Kolumne: Das Altpapier am 25. Juli 2024: Porträt des Altpapier-Autoren René Martens 6 min
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Eine Rundfunkrätin kritisiert, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk "magnetisch den Bedürfnissen eines zu errechnenden Publikums folgt".

Do 25.07.2024 14:01Uhr 05:43 min

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Kolumne: Das Altpapier am 25. Juli 2024 Können Journalisten noch Medienkompetenz erwerben?

25. Juli 2024, 13:08 Uhr

Eine Rundfunkrätin kritisiert, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk "magnetisch den Bedürfnissen eines zu errechnenden Publikums folgt". Im thüringischen Oberhof macht ein zum Süddeutschen Verlag gehörendes Portal Stimmung gegen syrische Geflüchtete. Die Zahl der Todesopfer im Gaza-Krieg ist höher als angenommen. Heute kommentiert René Martens die Medienberichterstattung.

Porträt des Altpapier-Autoren René Martens
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Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

"Viele Prozesse der ÖRR-Reform laufen nicht sehr transparent ab"

Die Artikel, die in der SZ-Serie "Rettet die Öffentlich-Rechtlichen" erscheinen, sind von unterschiedlicher Qualität, aber das liegt natürlich in der Natur des Gastbeitragsgenres. Auf der heutigen SZ-Medienseite ist nun mal wieder ein sehr instruktiver Serienbeitrag erschienen, er stammt von Kathrin Röggla, Schriftstellerin und Hörspielautorin sowie seit Ende 2002 Mitglied des RBB-Rundfunkrats. Röggla schreibt:

"Kommen wir gleich zu den Visionen. Was soll öffentlicher Rundfunk heute sein? Die politische Kommunikation ist insgesamt in der Krise. Während in Kenia prekär beschäftigte Menschen unsere sozialen Medien nach Gewalt durchsieben, in Trollfabriken gleichzeitig an alternativen Wirklichkeiten geschraubt wird, politische Hysterien, Populismen und Misstrauen gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk um sich greifen, steht dieser vor seiner größten Transformation. Algorithmenbasierte Kommunikationsverhältnisse und Streamingplattformen gelten dabei als Orientierungspunkt (…) Man folgt magnetisch den Bedürfnissen eines zu errechnenden Publikums."

Ironischerweise tragen die "algorithmenbasierten Kommunikationsverhältnisse", auf die Öffentlich-rechtliche Strategen so positiv fixiert sind, ja viel dazu bei, dass die von Röggla erwähnten "Hysterien" und "Populismen" und das "Misstrauen gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk" überhaupt erst entstehen konnten. Vielleicht wäre es ratsam, "algorithmenbasierte Kommunikationsverhältnisse" nur dann als Orientierungspunkte zu nehmen, wenn man diese Algorithmen selbst programmiert hat.

Der am meisten bemerkenswerte Satz des Textes ist meiner Meinung nach dieser:

"Es wäre vermessen, über die Transformation in Gänze zu sprechen, schon allein weil viele Prozesse nicht sehr transparent ablaufen, und in dem Moment, wo sie sichtbar werden, eigentlich immer schon durchgesetzt wirken."

Wenn sogar jemand wie Röggla den Eindruck hat, dass "viele Prozesse nicht sehr transparent ablaufen", ist das bezeichnend. Röggla ist immerhin Mitglied eines öffentlich-rechtlichen Aufsichtsgremiums. Sie scheint gut vernetzt zu sein ("Nie werde ich den Satz aus einem Hintergrundgespräch einer Intendantin vergessen: 'Um das lange Wort zu retten, müssen wir es kürzen'"), hat jedenfalls bessere Einblicke als Kritiker von außen.

"Beunruhigt" zeigt sich Röggla des Weiteren über die "Instrumentalisierung der Jugend für die Abschaffung vermeintlich zu komplexer Formate". Diese "Instrumentalisierung" hatte sie u.a. bereits im September 2023 bei einer Veranstaltung unter dem Titel "Kulturfreie Zone? Zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks" scharf kritisiert (siehe Altpapier).

Die Zahl der in Gaza unter Trümmern und Schutt begrabenen Opfer kennen wir noch nicht

Der "Spiegel" beschäftigt sich mit der Frage, wie viele Tote "es wirklich im Gazakrieg gibt". Der Anlass des Artikels:

"Mehrere internationale Nachrichtenseiten hatten vor Kurzem berichtet, die Zahl der gemeldeten Kriegstoten in Gaza könne viel höher liegen als bisher angenommen – nämlich bei 186.000. Sie bezogen sich auf das renommierte Wissenschaftsjournal 'Lancet'. Drei Forscher hatten in einem Brief an den Herausgeber die These aufgestellt, dass ein Großteil der Getöteten übersehen werde. Die Zahl der indirekten Todesfälle übersteige diejenige der direkten Todesfälle."

Das grundsätzliche Problem mit der Zahl 186.000 besteht nun daran, dass der Brief, den „Lancet" veröffentlicht hat, anders als es bei Beiträgen dort sonst üblich ist, kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen hat. Darauf weist Paul Spiegel, Direktor des Johns Hopkins Center for Humanitarian Health, hin. Der stimmt aber "in einem grundsätzlich mit den Briefschreibern überein: Die Zahl der Todesopfer sei 'höchstwahrscheinlich wesentlich' höher als bisher angenommen."

Inwiefern? Dazu der "Spiegel":

"Zu den mehr als 38.000 in der zentralen Statistik verzeichneten Kriegstoten sind noch nicht die unter Trümmern und Schutt begrabenen Opfer gerechnet. Die Uno schätzte deren Zahl bereits Anfang Mai auf mehr als 10.000. Für ihre Bergung bedarf es schweren Geräts und umfangreicher Aufräummaßnahmen, die erst während einer dauerhaften Waffenruhe möglich sein werden."

Dass es in den vergangenen Monaten auch schon Versuche gab, die Opferzahlen nach unten zu korrigieren, sei an dieser Stelle auch erwähnt. Das geschah im März im US-Magazin "Tablet" und in der NZZ (die den "Tablet" Beitrag in einer Übersetzung republizierte). Der Artikel basierte allerdings auf einer fragwürdigen Rechnung.

Gefühlte Realität

Huch, was Medienkritisches beim "Stern"?! Rolf-Herbert Peters schreibt dort in einem Kommentar über "das Bashing gegen E-Autos" und "Lobgesänge auf Verbrenner, die angeblich so sauber sind, dass das Klima sie spielend aushält":

"Warum verbreiten derzeit (…) On- und Offline-Medien so viel an Blödsinn und Unwahrheiten über Emissionen, Reparaturkosten oder Ladeinfrastruktur, dass es kaum auszuhalten ist?"

Weil es offenbar Lesende gibt, die derlei von "ihrem" "Stern" nicht gewohnt sind, schickt Peters dann gleich folgenden Satz hinterher:

"Es ist im Journalismus üblich, Kolleginnen und Kollegen nicht zu kritisieren. Meinungspluralismus ist ein hohes Gut der Demokratie. Aber wer ihn ausnutzt, um zu desinformieren oder Kampagnen zu starten, muss Kritik aushalten." 

Es ist zwar im Journalismus immer noch weit verbreitet, "Kolleginnen und Kollegen nicht zu kritisieren". So zu tun, als hätte es bisher keinen Medienjournalismus gegeben, ist allerdings ein bisschen albern.

Ein Beispiel für den erwähnten "Blödsinn" liefert Peters gleich zu Beginn des Textes:

"'Neues Gutachten: Verbrenner-Aus der EU ist illegal!' So jubelt 'Bild' heute einmal wieder, als wäre Deutschland Fußball-Europameister geworden. Da 'Bild'-Leser sich gern ihre Meinung aus Schlagzeilen bilden, ist für sie die Sache natürlich klar: Was die EU plant, nämlich ab 2035 keine neuen Verbrennerautos mehr zuzulassen, verstößt gegen das Gesetz, ist quasi ein Verbrechen. Wen interessiert schon, dass das Rechtsgutachten, das 'Bild' zitiert, vom Uniti Bundesverband EnergieMittelstand e.V. bezahlt wurde. Der Lobby-Verein vertritt rund 90 Prozent der deutschen Kraft-, Brenn- und Schmierstoffhändler sowie 6350 Tankstellenbetreiber."

Wie sich Desinformation auf Wahlergebnisse auswirken könnte, zeigt tagesschau.de mit einem Beitrag über die Wahrnehmung der US-amerikanischen Wirtschaftspolitik. Eine der hinzugezogenen Expertinnen: Laura von Daniels, Leiterin der Forschungsgruppe Amerika bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Tagesschau.de-Autor Till Bücker schreibt:

"Früher hätten Kernindikatoren wie Wachstum, Beschäftigung und Inflation die Wahlchancen eines Amtsinhabers bestimmt, sagt SWP-Forscherin von Daniels. In den vergangenen Jahren habe sich allerdings etwas Entscheidendes verändert: 'Zunehmend geht man von der gefühlten wirtschaftlichen Situation aus. Das ist bedingt durch Kampagnen und Desinformation - zum Teil auch über Social Media.’"

Den anderen Teil besorgen klassische Medien, würde ich sagen, aber das steht nicht in dem Artikel. Was Bücker stattdessen schreibt, unter anderem mit Bezug auf von Daniels:

"Es gelinge politischen Gegnern immer häufiger, den Eindruck zu erwecken, dass die Lage desaströs sei, obwohl die Daten das Gegenteil nahelegen (…) Nach Angaben des (Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung) haben Haushalte mit niedrigen Einkommen unter Bidens Präsidentschaft sogar größere Reallohnsteigerungen erfahren als die oberen Lohngruppen. Für 2024 prognostiziert das Institut derweil ein US-Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent."

Dass es politischen Akteuren gelingt, "den Eindruck zu erwecken, dass die Lage desaströs sei, obwohl die Daten das Gegenteil nahelegen", lässt sich auf viele Themen und Länder übertragen. Im weiteren Kontext dazu empfehlenswert: ein "Monitor"-Beitrag über dank EU-Fördermitteln blühende sächsische Städte, der an dieser Stelle schon mal erwähnt war.

Wer nach oben tritt, wird bestraft

Der "Fall" El Hotzo bleibt ein Thema. Die Reaktionen des RBB auf eine "Zapp"-Anfrage (Altpapier von Mittwoch) kommentiert Gilda Sahebi bei Threads folgendermaßen:

"Wenn der RBB sich wenigstens trauen würde, ehrlich zu sein. Angst vor rechten Trollen und Kampagnen zu haben, ist in vielen öffentlich-rechtlichen Redaktionen weit verbreitet. Das wäre die ehrliche Antwort gewesen."

Dann gibt es seit Dienstag auch noch eine Art Außenansicht von innen, verfasst von der Berliner Schriftstellerin und Journalistin Fatma Aydemir für den "Guardian":

"Wenn deutsche Comedians einen Witz auf Kosten von Randgruppen machen, seien es Immigranten, Schwarze, Queers oder Juden", werde, so Aydemir, "jede Gegenreaktion als verletzte Gefühle abgetan" und gleichzeitig "als Bedrohung für unsere Demokratie aufgebauscht". Dieses Milieu reagiere nun in einem Fall, in dem wir es mit "schwarzem Humor" zu tun haben, "der nach oben tritt" (im Original: "punching upwards"), aber ganz anders.

Die Reaktionen "Dutzender deutscher Journalisten" seien für sie "ein Hinweis auf ein großes Problem mit der Medienkompetenz", schreibt Aydemir weiter. Im Original ist von "Media literacy" die Rede. In diesem Kontext schreibt die Schriftstellerin:

"Es mag ein schmaler Grat sein, wenn es um Moral und Sarkasmus geht, aber Menschen, die in den Medien arbeiten, sollten zumindest in der Lage sein, zwischen einem satirischen Social-Media-Post und, sagen wir mal, einem Kommentator in einer Live-Nachrichtensendung zu unterscheiden. Seit wann ist Satire als unmissverständliche Botschaft zu verstehen?"

Kann der MDR gelassen bleiben?

Dass unser MDR "einer Kündigung des Medienstaatsvertrages durch eine mögliche AfD-Regierung in Thüringen gelassen" entgegen sieht, verbreiten gerade die Kollegen des NDR-Medienmagazins "Zapp". Den Eindruck konnte man auch am Dienstag in einem Interview mit Jens-Ole Schröder, dem Juristischem Direktor des MDR, gewinnen. Geführt hatte es das DLF-Magazin "@mediasres" (siehe Altpapier), und zusammengefasst hat es nun die FAZ auf ihrer heutigen Medienseite.

"Zapp" hat für seinen 19-minütigen Film, der auch auf die gescheiterte Sprengung des Norddeutschen Rundfunks durch zwei CDU-Granden vor rund viereinhalb Jahrzehnten eingeht und schriftlich bei tagesschau.de zusammengefasst ist, ebenfalls Schröder interviewt - aber auch den Juristen Tobias Mast vom Leibniz Institut für Medienforschung. Dessen Äußerungen wiederum erwecken den Eindruck, dass Schröder keinen Anlass hat, gelassen zu sein. Jedenfalls widerspricht Mast Schröder in wesentlichen Punkten. Letzterer beschreibt für den Fall der Kündigung, die nach einer zweijährigen Frist wirksam werden würde, folgendes Szenario:

"Der MDR bestünde weiter als Zweiländeranstalt und würde als Mitteldeutscher Rundfunk für die mitteldeutsche Region weiterhin ein Programm machen können."

Dazu die Erläuterung von "Zapp"-Autor Hans-Jakob Rausch:

"Thüringen würde zwar aus dem MDR austreten, doch der Sender könne weiter im Bundesland senden (…) Auch müsse der Rundfunkbeitrag trotz einer Kündigung weitergezahlt werden."

Mast wiederum geht davon aus, dass bei einer Kündigung des Medienstaatsvertrags durch Thüringen die in diesem Bundesland lebenden Personen "nicht mehr verpflichtet wären, den MDR mitzufinanzieren."

Weiter heißt es:

"Auch ein Sendeverbot für den MDR im Gebiet Thüringens hält Mast im Fall einer Kündigung für wahrscheinlich."

Ein nicht völlig unwichtiger Satz steht übrigens nur in der NDR-Pressemitteilung zum "Zapp"-Beitrag (bzw. in § 42 des MDR-Staatsvertrages):

"Im Falle der Kündigung durch zwei Länder tritt der Staatsvertrag außer Kraft und ist der MDR als Rundfunkanstalt aufgelöst."

Das sollte man deshalb nicht aus den Augen verlieren, weil in Sachen Staatsvertragskündigung nicht nur die Verfassung in Thüringen, sondern auch die in Sachsen löchrig ist (siehe hier und hier).

Auf einem Parkplatz im Nirgendwo

Zu den Eigenheiten der deutschen Berichterstattung über Geflüchtete gehört es, dass man mit denen, über die man schreibt oder Beiträge sendet, in der Regel nicht redet. Ein weiteres Beispiel dafür hat Alexander Graf von "Übermedien" nun bei inSüdthüringen.de entdeckt. Das Portal gehört zur Verlagsgruppe Hof, Coburg, Suhl, Bayreuth (HCSB), die wiederum zum Süddeutschen Verlag gehört.

In dem von "Übermedien" aufgegriffenen Artikel geht es um eine aus der Not geborene Feuerstelle auf einem "Parkplatz an einer Landesstraße" (Graf), also irgendwo im Nirgendwo bzw. in der Nähe von Oberhof. Diese Feuerstelle finde "nicht jedermanns Zustimmung", heißt es in dem lokaljournalistischen Stück. Graf dazu:

"Man erfährt (…) dass in den Containern eine syrische Familie untergebracht ist, eine Mutter mit ihren beiden Söhnen, 9 und 20 Jahre alt. Die Familie sei derzeit obdachlos, da sie nach der Anerkennung als Flüchtlinge nicht mehr in der Gemeinschaftsunterkunft bleiben durfte. Darüber, dass sie sich nun eine eigene Wohnung suchen müsste, sei sie mehrfach informiert und aufgefordert worden, wird der Sprecher des Landratsamts zitiert. Es sei aber nichts passiert. Ihr angebotene Wohnungen habe sie zudem abgelehnt."

Die Sichtweise der Bewohner mussten andere verbreiten. Graf: 

"So postete der Verein Flüchtlingsrat Thüringen am Freitag eine Stellungnahme auf X, die der Darstellung der Behörden widerspricht: Der ältere Sohn habe sehr wohl nach Wohnungen gesucht, allerdings vergeblich.“ 

Dass es in dem Kabuff keine Kochgelegenheit gibt, steht im inSüdthüringen.de-Text übrigens erst weit hinten - ohne dass es problematisiert oder kritisiert wird.

Statt ein Minimum von Empathie für eine dreiköpfige Familie zu entwickeln, "die aus einem Bürgerkriegsland geflüchtet ist, mehrere Kilometer entfernt von Einkaufsmöglichkeiten, ärztlicher Versorgung und ähnlichem, auf einem einsamen Parkplatz in Containern haust" (Graf), goss die Autorin des Beitrags also lieber "Wasser auf die Mühlen rechter Erzählungen".

Mit Erfolg. Der bereits erwähnte Flüchtlingsrat schrieb nämlich:

"Leser:innen kamen, laut den Betroffenen, zur Notunterkunft, öffneten Türen und Fenster, um sich die Container selbst anzusehen."

Das Fazit der NGO: Die Redaktion habe die Familie mit ihrem Artikel einem "Sicherheitsrisiko" ausgesetzt.


Altpapierkorb (Porträt eines russischen Investigativjournalisten, Familienkrieg bei den Murdochs, "Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele")

+++ Der "Spiegel" porträtiert Matwej Kurdukow, den 22 Jahre alten Chefredakteur der russischen Investigativseite 'Protokol", der 2022 zunächst nach Georgien geflüchtet war und gemeinsam mit einem Kollegen nun in einem "Dachzimmer einer Dreizimmerwohnung am Rande von Duisburg" lebt und arbeitet. Mit Bezug darauf, dass ihm "Putins Häscher" ("Spiegel") auch schon in Deutschland aufgelauert haben, sagt Kurdukow: "Ich habe mich schon seit Jahren nicht mehr entspannt. Erst verfolgte man mich in Russland, dann in Tiflis, jetzt in Deutschland. Ich bin daran schon gewöhnt."

+++ Davon, was aus dem Murdoch-Imperium wird, wenn Rupert Murdoch, 93, stirbt, könnten künftige Wahlausgänge abhängen. Murdoch senior sei nun in "einen geheimen Rechtsstreit mit drei seiner Kinder über die Zukunft des Medienimperiums der Familie verwickelt, das er nach seinem Tod als konservative politische Kraft erhalten will", schreibt die "New York Times". Hintergrund: Murdoch senior will die Macht seinem Sohn Lachlan übertragen, der, anders als die drei erwähnten Geschwister, politisch auf seiner Linie liegt. Ein Plan, der allerdings im Widerspruch zu einer eigentlich unwiderruflichen Regelung steht, die der Alte einst selbst geschaffen hat.

+++ In der SZ preist deren Doping-Experte Thomas Kistner die ARD-Doku "Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele" als "überzeugenden Enthüllungsjournalismus". Kistner: "Die ARD-Rechercheure sind überall auf Achse, in Kenia, Indien, China. Was sie vorfinden, ist alarmierend und teils Kabarett-reif: Etwa, wenn bei einer Junioren-Meisterschaft in einem indischen Provinzstadion der Boden übersät ist mit Spritzkanülen, Ampullen und Verpackungen – und sich derselbe Anblick beim Besuch der indischen Anti-Doping-Agentur in Neu-Delhi bietet, in den angrenzenden Büroräumen. Es ist nicht das, wie es aussieht, beteuert dazu der langjährige Chefkontrolleur. Das Zeug bräuchten nämlich nur 'die nicht so guten Athleten, einige stehen auf Traubenzucker und Energiedrinks'."

Das Altpapier am Freitag schreibt Jenni Zylka.

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