Das Altpapier am 30. Juni 2023: Porträt des Altpapier-Autoren René Martens
"Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren im aktuellen Altpapier die wichtigsten Medienthemen des Tages. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G

Kolumne: Das Altpapier am 30. Juni 2023 Henri Nannen wäre stolz auf das Weidel-Cover

30. Juni 2023, 12:46 Uhr

Der SWR entschuldigt sich für einen Teaser, für den man sich nicht entschuldigen muss. Jan Böhmermann hat nicht das getan, was eine Ex-Mitarbeiterin des ZDF ihm vorwirft. Zahlreiche Medien torpedieren das Verfahren zur Festsetzung des Rundfunkbeitrags. Heute kommentiert René Martens die Medienberichterstattung.

Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

Die Unmöglichkeit, in Print ein angemessenes Interview mit AfD-Leuten zu führen

Im Altpapier von Mittwoch ist Annika Schneider bereits auf den Thread eingegangen, mit dem die "Spiegel"-Redakteurin Ann-Katrin Müller, die beim Magazin für die Berichterstattung über die AfD zuständig ist, auf das "Stern"-Interview mit Alice Weidel und das dazugehörige Cover eingegangen ist. Nun hat Holger Klein für den "Übermedien"-Podcast "Holger ruft an" mit Müller unter anderem darüber gesprochen.

"Die AfD ist einfach die Partei, die am meisten und am offensivsten lügt, und deswegen ist es generell schwierig, Wortlaut-Interviews zu machen",

sagt Müller etwa. Der "Spiegel" habe in den viereinhalb Jahren, seitdem sie für die AfD zuständig sei, zweimal darüber diskutiert, ob man ein Wortlaut-Interview mit jemandem aus der Partei machen sollte, es sei dann aber in beiden Fällen verworfen worden, nachdem sie dagegen argumentiert hatte.

In Bewegtbildformaten, so Müller, könnten Interviews mit AfD-Leuten durchaus "funktionieren" - weil man da "mal ein Zucken im Gesicht sieht (oder) wie sich jemand wegdreht". Holger Klein vertritt dagegen die Meinung, dass sich Journalisten zwar ausführlich mit den Themen der AfD beschäftigen, aber nicht mit den Vertreterinnen und Vertreter der Parteien reden sollten, jedenfalls nicht öffentlich. Das sehe ich auch so.

Um die generelle Frage der Rolle der Medien beim Aufstieg der AfD ging es in dem Gespräch auch. Als die Grünen in der Vergangenheit Zustimmungswerte hatten wie heute die AfD, dürfte über sie weitaus weniger berichtet worden sein, meint Müller zum Beispiel.

Doch zurück zur "Stern"/Weidel-Sache. Willi Winkler schreibt dazu in der SZ:

"Das Weidel-Gespräch ist nicht verwerflich, es bringt nur keine Aufklärung. Das Gespräch ist nicht alles, es braucht Bilder, das kann der Stern und wappnet sich damit tapfer gegen die erwartete Kritik. Dem Chefredakteur und seinem Artdirektor muss sogar vor lauter Mut das Herz bis zum Hals geklopft haben, als sie das schöne, alte Deutschwort 'Hass' in Fraktur nicht irgendwo auf der Titelseite, sondern haargenau so platzierten, dass sich das zweite S einem Amulett gleich in den Halsausschnitt der blonden Frau Weidel schmiegt. Ein bisschen Sex und ein bisschen Nazi, über sowas freute sich schon Henri Nannen, mehr Stern geht also eigentlich nicht. Noch schöner, noch einprägsamer wären nur SS-Runen gewesen."

Um den Aspekt, dass Politikjournalismus längst viel zu oft als People-Journalismus daher kommt, geht es in Winklers Text auch:

"Weil Politik nicht immer unterhaltsam ist, wird Frau Weidel ausführlich und ein bisschen provokant zu ihren privaten Lebensverhältnissen befragt. Es ist diese unselige Personalisierung, die vor etlichen Jahren einen allseits anerkannten Aufschneider aus Franken plötzlich kanzlerfähig gemacht hat. Die Frage, wie rechtsradikal die AfD ist oder wie volksverhetzend, kann daher nicht weiterverfolgt werden."

Schön auf jeden Fall, dass man auf der Medienseite der SZ Dinge sagen kann, die im Politikteil nicht möglich wären. Den "allseits anerkannten Aufschneider aus Franken" bezeichnet man dort vermutlich anders.

Der Fehler, der keiner war

Mehr als 213.000 Aufrufe hat das am Mittwoch veröffentlichte Video "Rechte Politik: Darum geht es WIRKLICH!" bei YouTube derzeit (Stand: heute, 9 Uhr). Für ein Video des vom SWR verantworteten funk-Formats "DIE DA OBEN!" ist das nach zwei Tagen eine sehr gute Bilanz. In diesem Fall könnte das natürlich an einer Kampagne gegen eine Instagram-Story liegen, mit der funk dieses Video angeteasert hatte.

In einer funk-Pressemitteilung hieß es dazu:

"Die Instagram-Story war fehlerhaft. Dort haben wir Politiker und Politikerinnen der AfD und Politiker der CDU/CSU als gleichermaßen 'rechts' bezeichnet. Diese Darstellung war ein Fehler."

Mit "Die Instagram-Story von DIE DA OBEN! entspricht nicht unseren journalistischen Standards" wird in der kurzen Pressemitteilung auch der funk-Gesamtverantwortliche Kai Gniffke zitiert.

Die Entschuldigung bezog sich auf folgende Passage aus dem Teaser:

"Björn Höcke, Alice Weidel, Friedrich Merz und Markus Söder haben was gemeinsam: Sie sind rechts. Was es wirklich bedeutet, rechts zu sein, erklären wir euch in unserem neuen Video."

Dazu lässt sich zweierlei sagen: Die Sätze waren, wie gesagt, Teil eines T-E-A-S-E-R-S. Zweitens:

"Selbstverständlich sind all diese Politiker rechts – und im Video geht es *ausdrücklich* um die Unterschiede zu extremen Positionen."

Das schreibt "Spiegel"-Redakteur Anton Rainer bei Twitter. Und:

"Bemerkenswert, wie schnell man einknickt."

In der Tat! Einen Vorsitzenden, der nur ein Rückgrat aus Wackelpudding hat, braucht die ARD in Zeiten wie diesen nun gerade nicht. Das erinnert an Tom Buhrows Agieren in der "Umweltsau"/Omagate-Sache (Altpapier). Der Bot @tomschuldigung, der danach entstand, ist gerade nicht aktiv, vielleicht ist es ja jetzt Zeit für @kaischuldigung.

Wie ist das Video? Einen "wilden Ritt um Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik" sieht Michael Hanfeld (FAZ). Und er spricht von einem "Kurzschlussgewitter" (in der kürzeren Printfassung). Diese Passage missfällt Hanfeld zum Beispiel:

"'Die AfD hat die höchsten Umfragewerte ever, und die CDU rückt zumindest in der Migrationspolitik immer näher an die AfD heran', heißt es (…) Es sei 'superwichtig, auch zu wissen, ab wann eine Position rechtsextrem ist. Und damit nicht legitim, sondern unglaublich gefährlich für unsere Demokratie. Welche rechten Positionen teilt Ihr? Und wie nehmt Ihr die CDU und die AfD aktuell wahr? Ab in die Kommentare damit’"

Hanfeld dazu:

"Mit diesem Schlusswort wäre die Aussage des Instagram-Posts noch übertroffen: Die CDU erscheint hier nicht nur im Fahrwasser der AfD, sondern wird in die Nähe des Rechtsextremismus und der Feinde der Demokratie gerückt."

Die CDU rückt sich ja selbst ständig in diese "Nähe", gefühlt mehrmals pro Tag. Dafür braucht’s nun wirklich niemanden von funk. Wie sich die CDU dahin "rückt", wo Hanfeld sie nicht sehen will - das kam ja auch im Altpapier von Donnerstag vor, und es ist auch eines der Themen im heute schon erwähnten "Übermedien"-Gespräch zwischen Holger Klein und Ann-Katrin Müller.

Eine andere Meinung zum "Die da oben!"-Video als Hanfeld vertritt übrigens sein FAZ-Ressortleiterkollege Patrick Bahners.

Der verhängnisvolle Akzent

Anfang dieser Woche veröffentlichten die Neuen deutschen Medienmacher*innen eine Mitteilung, die sich auf eine vom NDR-Medienmagazin "Zapp" in Auftrag gegebene und im Altpapier kurz thematisierte Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap bezog:

"Wir haben es geahnt: 58 Prozent der Bundesbürger*innen würden es befürworten, wenn in TV und Radio auch Moderator*innen eingesetzt werden, an deren Aussprache zu erkennen ist, dass Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Chefredakteur*innen und Programmchefs können sich also getrost von der Annahme verabschieden, Sendungen bräuchten lupenreines Hochdeutsch. Akzente sind schließlich kein Makel, sondern Ausdruck erweiterter Sprachkompetenz. Sie repräsentieren unsere multilinguale Gesellschaft und sind Teil unseres Alltags."

Mit wem die NdM mal darüber sprechen sollten: mit dem SWR. Inwiefern? Mitte Juni fand die diesjährige Dokville-Tagung statt, veranstaltet vom Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart. Thema: Diversität in den Medien. Die Keynote hielt Janboris Rätz, nicht-binäre Nachrichtenmoderator*in beim SWR. Ich habe darüber in der vergangene Woche für "epd Medien" und einem jetzt bei Tumblr republizierten Beitrag Folgendes geschrieben:

"Rätz betonte während der Keynote, er/sie/es sehe sich bei Dokville nicht nur als Vertreter*in queerer Personen - und erwähnte zum Beispiel, dass es nach seiner/ihrer Kenntnis in Deutschland keinen 'Nachrichtensprecher mit einer sichtbaren Behinderung' gebe. Ein Hauch der 1970er Jahre wehte kurz durch den Saal des Stuttgarter Hospitalhofs, als Rätz berichtete, kürzlich habe sich eine perfekt Deutsch sprechende Frau mit osteuropäischen Wurzeln an ihn gewandt, deren Bewerbung für ein Volontariat der SWR mit der Begründung abgelehnt habe, ihr Deutsch sei nicht 'akzentfrei'."

Also, dafür könnte sich SWR-Intendant Kai Gniffke dann wirklich entschuldigen. Zumindest öffentlich hat er’s bisher nicht getan.

Die Forderung, die seit Monaten als Neuigkeit verkauft wird

Bedarfsanmeldung der Sender, Prüfung der KEF, Empfehlung der KEF, Abstimmung in den Landtagen - aus sehr gegebenem Anlass beschreibt Stefan Niggemeier in einem Beitrag für "Übermedien", wie die Höhe der Rundfunkbeitrags festgelegt wird. Momentan befinden wir uns, eigentlich, in Phase zwei: Vermutlich Anfang 2024 legt die KEF "das Ergebnis ihrer Berechnungen (vor), aus dem sich ergibt, wie viel Geld jeder Haushalt monatlich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen muss". Der sehr gegebene Anlass für den Text ist nun die Eskalation der Ignoranz gegenüber diesem Verfahren in Politik und Medien. Zum Ausdruck kommt sie in Schlagzeilen à la "Geheime ARD-Akten zeigen, wie die öffentlich-rechtlichen Sender den Rundfunkbeitrag auf mehr als 20 Euro erhöhen wollen" oder "Bayern will Rundfunkbeitrag nicht weiter erhöhen". Niggemeier schreibt dazu:

"Große Teile der Politik versuchen, mit breiter publizistischer Unterstützung privater Medien, dieses Verfahren zu torpedieren. Eine erstaunliche Zahl von Landesregierungen hat sich bereits in den vergangenen Monaten öffentlich darauf festgelegt, eine Erhöhung des Rundfunkbeiträge abzulehnen. Die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen-Anhalt, Dietmar Woidke (SPD) und Reiner Haseloff (CDU), gehörten zu den ersten, die sich entsprechend positionierten – und das seit Monaten in Interviews wiederholen, was ungefähr jedesmal wieder wie eine Neuigkeit behandelt wird."

Über das Groundhog-Day-Feeling schreibt Niggemeier im Detail:

"Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendein Politiker oder eine Parteigruppierung sich gegen eine Erhöhung ausspricht. In dieser Woche war es die Konferenz der Fraktionsvorsitzenden von CDU und CSU in den Landesparlamenten, die es sonst eher selten in die Nachrichten schafft. Einen Entwurf für ein Positionspapier hatte man sogar vorab schon an die Presse lanciert, obwohl der noch gar nicht abgestimmt war."

"Besonders bemerkenswert" findet Niggemeier eine Passage in dem Entwurf, deren Wiedergabe er aus dem "Münchener Merkur" zitiert:

"Es dürfe sich nie wiederholen, dass am Ende das Bundesverfassungsgericht 'gegen den demokratisch legitimierten Willen eines oder mehrerer Länder den Beitrag festsetzt', steht im Entwurf; eine Anspielung auf die Entscheidung 2021, mit der Sachsen-Anhalts Veto weggeräumt wurde. Hier drohe der Akzeptanz ein 'irreparabler Schaden'."

Niggemeier kommentiert dies folgendermaßen:

"Das ist eine spektakuläre Umkehrung rechtsstaatlicher Regeln. Aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, dass Sachsen-Anhalt mit seiner Nicht-Zustimmung zur Beitragsfestsetzung gegen geltendes Recht verstoßen hat, scheinen die Verfasser des Entwurfes nicht zu folgern, dass Sachsen-Anhalt sich in Zukunft anders verhalten muss – sondern dass das Bundesverfassungsgericht sich in Zukunft anders verhalten muss. Vielleicht kein Wunder, dass es diese Forderung aus dem Entwurf nicht in die beschlossene Resolution schaffte – aber immerhin ja in die Medien."

Die Narrative der ZDF-Aussteigerin

Allerlei Einschätzungen kursieren mittlerweile zu dem am Mittwoch hier schon erwähnten "Kontext"-Interview mit der früheren ZDF-Kabarettistin Christine Prayon, die ihrem Ex-Sender relativ unkonkret Verschiedenes vorwirft und sich auch nicht scheut, das Lied von der "Diskursverengung" zu singen.

In einem mit fünf (!) Kürzeln gezeichneten "Spiegel"-Text heißt es:

"Konkret wurde Prayon in dem Interview einmal am Beispiel von Jan Böhmermann. Er habe damit, dass er in einer Sendung Ungeimpften 'zwei Stinkefinger' gezeigt haben soll, die 'gängigen Narrative' verstärkt. (…) Wann Böhmermann die Geste gemacht haben soll, sagte Prayon nicht. Aus der Redaktion des 'ZDF Magazin Royale' von Jan Böhmermann heißt es, man habe einen entsprechenden Ausschnitt nicht gefunden und könne sich auch nicht an Mittelfinger gegen Ungeimpfte erinnern. Prayons Manager sagt auf Anfrage, er wisse leider nicht, wann diese ausgestrahlt wurde."

Bei einigen Passagen des Interviews, zum Beispiel zu Impfstoffen ("Es war immer unmöglicher, Fragen beantwortet zu bekommen, sich wirklich gut eine Meinung bilden zu können über Informationen, weil ja nur noch die und die geladen sind"), habe ich mich gefragt, ob sich Prayon als the next Katrin Seibold in Stellung bringen will - über Seibold, eine andere ZDF-Aussteigerin, habe ich im März 2022 für "Übermedien" geschrieben - oder sie es vielleicht doch nicht so gemeint hat und solche Stellen eine bessere redaktionelle Bearbeitung verdient gehabt hätten.

Marco Nehmer konstatiert beim Redaktionsnetzwerk Deutschland:

"Roland Tichy frohlockt, 'Querdenken'-Gründer Michael Ballweg stimmt mit ein, etliche AfD-Abgeordnete fordern wie auf Kommando die Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. So steht man da vor einem Interview, das einen Berg von Fragen aufwirft. Was hat Prayon da bloß geritten? Warum kommen keine Nachfragen, wo sie dringend geboten wären, etwa als Prayon sagt, dass das mit der Diskursverengung, die sie hauptsächlich beklagt, 'jetzt genau wieder' stattfinde 'beim Krieg in der Ukraine'? (…) Das sind die semantischen Leerstellen, für die Populisten ein feines Gespür haben. Sie fluten diese Leerstellen nun mit ihrer Agenda."

Nehmers Fazit:

"Christine Prayon muss sich vorwerfen lassen (…), dass man sie nun aus dem Lager der Schwurbler, der Verschwörungserzähler und der Rechtsblinker instrumentalisiert – und zwar mit Ansage, sie selbst hat das Drehbuch zur Rezeption ihres Interviews in ebenjenem bereits einigermaßen zutreffend vorformuliert: 'Natürlich werde ich falsch verstanden, ich werde ganz bestimmt falsch verstanden, also wenn ich mich auf eins verlassen kann, dann darauf.'"

Ex-Altpapier-Autor Henrik Schmitz findet:

"Durchaus ein interessantes und differenziertes Gespräch. Auch interessant, was von manchen daraus gemacht wurde."

Kann Prayon etwas dafür, was "daraus gemacht" wurde? Findet sie es ungut, dass die Spitzendenker aus der rechten Szene wegen ihrer Äußerungen enthusiasmiert in den Twitter-Moshpit gesprungen sind? Jonas Leppin, einer der Autoren des erwähnten "Spiegel"-Textes, meint:

"Wenn Prayon (…) so eine präzise Kabarettistin ist, dann weiß sie doch genau, was rechtskonservative Onlineportale und Gegner des ÖRR aus so einem Interview machen."


Altpapierkorb (Alois-Brunner-Akte, Studie zu Muslimfeindlichkeit, Serienmarkt-Katerstimmung, "Bolzplatz"-Crowdfunding)

+++ Jahrelang weigerte sich das Bundesamt für Verfassungsschutz, seine Akte über den nationalsozialistischen Menschheitsverbrecher Alois Brunner offen zu legen, der in den 1950er Jahren nach Damaskus geflohen war. Ein Reporter der "Bild"-Zeitung hatte in der Sache geklagt. Im Dezember 2019 sind wir in einem Altpapier ausführlich darauf eingegangen. Nun berichtetet die taz von einem Erfolg: "Als die 'Bild'-Zeitung 2019 schließlich gegen­ den Verfassungsschutz vor Gericht siegte, bekam sie nur einen Teil der Brunner-Akte – 129 Seiten, teils geschwärzt und nur ab dem Jahr 1984. Später reichte das Amt weitere Teile nach. Nun aber liegt die komplette Akte der taz und fragdenstaat vor, 396 Seiten, beschafft über das Bundesarchivgesetz."

+++ Ebenfalls in der taz: ein Interview mit Saba-Nur Cheema vom Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit zu der Studie "Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz", die dieser Expertenkreis gerade vorgelegt hat. Cheema sagt: "Es geht um sogenanntes Framing: Wie werden Muslim*innen dargestellt? In welchen Kontexten kommen sie zu Wort? Unser Bericht zeigt, dass über Muslim*innen vor allem im Zusammenhang mit Problemen berichtet wird, dann etwa, wenn es um mangelnde Integration, Terror oder Frauenverachtung geht. Das betrifft nicht nur konservative und rechte, sondern auch linksliberale Medien."

+++ Von einem "Paukenschlag" spricht die "Süddeutsche", von einem "Serienschock" "TV Spielfilm" - weil Sky Deutschland ab 2024 nichts Fiktionales mehr produzieren will. David Steinitz dazu in der SZ: "Was fast alle klassischen Sender und neue Streaming-Player seit Jahren fürchten, wird nun erstmals mit einem Knall Realität: Es ist nicht mehr genug Platz für alle auf dem umkämpften Entertainmentmarkt. Nach der Goldgräberstimmung des letzten Jahrzehnts, in dem sich vom öffentlich-rechtlichen Sender bis zum Streamingdienst alle überschlugen mit Ausgaben für spektakuläre Stoffe, kehrt jetzt Katerstimmung ein. Die Zuschauer sind übersättigt, und selbst wer sich drei, vier oder fünf Pay-Abos pro Monat leisten kann und will, schafft es längst nicht mehr, alles zu schauen, was geboten wird. Selbst Netflix hat die Eigenproduktionen schon massiv runtergefahren." Siehe zu diesem Thema auch dwdl.de und "Tagesspiegel".

+++ Das Magazin "Bolzplatz" richtet sich an Kickerinnen und Kicker zwischen 8 und 14 Jahren. Im Herbst soll die erste Ausgabe erscheinen - wenn’s mit dem Crowdfunding klappt.

Das Altpapier am Montag schreibt Christian Bartels. Schönes Wochenende!

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